Das TITANIC – SYNDROM der DEUTSCHEN BANK
Nach den Verlautbarungen der Deutschen Bank zur Änderung der Geschäftsphilosophie und den Veröffentlichungen der Quartalszahlen haben sich womöglich die Befürchtungen bewahrheitet, die vor Jahren besorgte Bürger dem DRSB gegenüber äußerten. Die US – Investmentbanken melden in ihren Quartalsergebnissen wieder gigantische Gewinne. Bei Wettgeschäften müssen sich Gewinne und Verluste logischerweise die Waage halten. Die Quersumme aus Gewinnen und Verlusten aus Wettgeschäften muss deckungsgleich sein. Warum gehen diese Nullsummenspiele zugunsten der Investmentbanken in den USA auf? Wo stecken spiegelbildlich die Verluste?
Das gestrige MM und der DRSB – Infobrief haben offensichtlich den Nerv der Deutschen getroffen. Aus diesem Grund kommt der DRSB den vielfachen Bitten von DRSB – Lesern nach, den Schriftverkehr mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank Josef Ackermann nochmals zu veröffentlichen. Wer diese offenen Briefe richtig liest, der muss sich die Frage stellen, was noch alles unter der Decke gehalten wird. Übrigens: Den Originalschriftwechsel findet man auch noch teilweise im Netz.
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DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
DRSB e.V. • Ikenstraße 8 • 40625 Düsseldorf
Herrn
Dr. Josef Ackermann
Vorstandsvorsitzender
Deutsche Bank AG
Theodor – Heuss – Allee 70
D – 60486 Frankfurt am Main
29. September 2010
Erstes offenes Schreiben an Herrn
Dr. Josef Ackermann
Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank AG
Aktuelle und zukünftige Rentenbezieher
Sehr geehrter Herr Dr. Ackermann,
zur Finanzierung der restlichen Übernahme der Deutschen Postbank zu einem voraussichtlichen Kaufpreis von 6,3 Milliarden Euro planen Sie eine Kapitalerhöhung in Höhe von circa 10 Milliarden Euro. Die Meldungen in den Medien reichen von einer vollständigen Integration der Deutschen Postbank bis zur Beibehaltung einer selbständigen Kundenbank. Wie soll das zukünftige Geschäftsmodell der Deutschen Bank mit der Deutschen Postbank tatsächlich aussehen?
Aufgrund der unterschiedlichen Nachrichten sind insbesondere werteorientierte Bürger verunsichert und fragen vermehrt beim DRSB e.V. an, ob es ratsam sein könnte, vorsorglich vor Ihrer abschließenden Übernahme der Deutschen Postbank zu einer Bank zu wechseln, welche erkennbar die Kundennähe sucht und sich in erster Linie dem klassischen Bankgeschäft verpflichtet fühlt. Dem Wunsch vieler besorgter Bürger sind wir deshalb zeitnah nachgekommen, die möglichen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Auswirkungen einer Fusion zu hinterfragen.
Aus diesen Gründen haben wir Ihren Jahresabschluss 2009 einer ersten Analyse unterzogen. Gemäß Ihrem Jahresabschlußbericht 2009 muss der zukünftige Ertragswert der Deutschen Postbank den Kaufpreis als Bilanzansatz rechtfertigen können. Der Werthaltigkeitstest der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hierzu ist für Ihre Bank positiv verlaufen. Für das laufende Quartal haben Sie eine Gewinnwarnung herausgegeben. Gibt es als Ursache für die Gewinnwarnung außer der Übernahme der Deutschen Postbank noch andere Gründe?
Welche Maßnahmen planen Sie zur Sicherstellung von langfristigen und sicheren Arbeitsplätzen Ihrer Mitarbeiter in Relation zu den so genannten kostensenkenden Synergieeffekten bei einer möglichen Verschmelzung der Banken, um den zukünftigen Ertragswert darstellen zu können? Die angstauslösenden Begriffe der amerikanischen Finanzkrise, wie zum Beispiel Credit Default Swaps, OTC – Derivate, CDS – Spreads, ABS – Wertpapiere, MBS – Wertpapiere etc., finden sich an verschiedenen Stellen in Ihrem Jahresabschlußbericht 2009 wieder.
Die ausführlichen Darstellungen und Annahmen im KMPG – Jahresabschlußbericht 2009 zu Bewertungs-, Kontroll- und Prüfungsverfahren der von Ihrem Hause festgelegten Bewertungsansätze im Bereich des Investment Bankings zeigen auf, dass der Umfang und die Bewertung von komplexen Derivaten anhand von einfachen und eindeutigen Kriterien nur sehr schwierig möglich ist. Die Prüfung von Risiken fand zumeist mit statistischen Methoden im Stichprobenverfahren statt.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG lobt ausdrücklich Ihr gutes Management im Umgang mit den Derivaten. Aufgrund der nachfolgend auszugsweise dargestellten Prüfungsfeststellungen im KPMG – Jahresabschlußbericht 2009
Zitat Anfang:
Ergebnis aus zum Bilanzstichtag gehaltenen Finanzinstrumenten der Level – 3 – Kategorie. Diese Ergebnisse lassen sich nicht ausschließlich auf nicht beobachtbare Parameter zurückführen. Viele der Parameter, die zur Bewertung der Finanzinstrumente in dieser Kategorie der Fair – Value – Hierarchie hergezogen werden, sind beobachtbar. Somit basiert die Veränderung der Ergebnisse auf Veränderungen solcher beobachtbaren Parameter im Laufe der Berichtsperiode.
Zitat Ende
könnte aber womöglich einen unvoreingenommenen Leser zu der Meinung verleiten, dass ein Harry Potter der virtuellen Finanzwelt in Ihrem Hause mit einem Zauberstab ein NICHTS mit Werten füllen wollte.
Was hat sich ein Bürger unter beobachtbare Parameter in der internationalen Finanzwelt vorzustellen? Welche Parameter sind bei komplexen Derivaten demnach unbeobachtbar? Wie können Entscheidungen über Finanztransaktionen mit unbeobachtbaren Parametern getroffen werden, ohne unkalkulierbare Risiken einzugehen? Welchen langfristigen Unternehmenszielen dient eigentlich der Eigenhandel [ Investment Banking ] mit Derivaten nach den umschriebenen Risikoebenen [ Level ] 1 – 3? Kann die Bilanzposition „positive Marktwerte aus den derivativen Finanzinstrumenten“ auf der Aktivseite Ihres Jahresabschlusses in Höhe von 596 Milliarden Euro [ Stichtag 31. Dezember 2009; Vorjahr 1,224 Billionen Euro ] mit der Bilanzposition „negative Marktwerte aus derivativen Finanzinstrumenten“ auf der Passivseite in Höhe von 577 Milliarden Euro [ Stichtag 31. Dezember 2009; Vorjahr 1,181 Billionen Euro ] wirtschaftlich gesehen aufgerechnet werden?
Das große Rad, welches Ihre Bank mit den gigantischen Volumen von Ansprüchen und Verpflichtungen aus den komplexen Derivaten dreht, lässt bei vielen besorgten DRSB – Lesern Erinnerungen an den undurchschaubaren Wust der Handels- und Optionsgeschäfte des amerikanischen Energiekonzerns Enron wach werden, mit der Sorge, dass die Bürger als Steuerzahler später wegen Ihrer relativ geringen Eigenkapitalausstattung zur Kasse gebeten wird.
Im Jahre 2002 wurde der Enron – Skandal für die damals weltweit größte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen zum tragischen Verhängnis, weil Prüfungsunterlagen zu den Enron – Bilanzen von Arthur Andersen vernichtet wurden und dieses Vorgehen amerikanische Gerichte mit einer hohen Geldstrafe ahndeten.
Ihr Bestand des Derivatehandels zum Jahresende 2009 hat sich gegenüber dem Vorjahr in etwa halbiert. Wird nach der vollständigen Übernahme der Deutschen Postbank der Eigenhandel mit Derivaten noch weiter reduziert oder sogar gänzlich eingestellt?
Werden Sie nach der vollständigen Übernahme der Deutschen Postbank das angestrebte Ziel einer hohen Eigenkapitalrendite aufgeben, um Risiken aus dem Eigenhandel mit komplexen Derivaten aufgrund der Verwerfungen auf dem internationalen Finanzmarkt aus dem Weg zu gehen? Bestehen aktuell in Ihrem Hause Risikofaktoren, die ein Bad – Bank – Modell für Ihre Bank erforderlich machen könnte?
Die Forderungen aus dem klassischen Kreditgeschäft betragen zum 31. Dezember 2009 258 Milliarden Euro und tragen in Relation zur Bilanzsumme in Höhe von 1,5 Billionen Euro rechnerisch mit 17,2 % zum Geschäftsergebnis Ihrer Bank bei.
Wird dieser Kernbereich des klassischen Bankgeschäftes für Bürger und für den Mittelstand nach einer vollständigen Übernahme der Deutschen Postbank ausgebaut?
Eine zeitnahe Beantwortung der Fragen ist geboten, weil aktuelle und zukünftige Rentenbezieher in unserer Heimat Klarheit für ihre Altersvorsorge haben möchten. Vielen Dank für Ihre Mühewaltung.
Mit freundlichen und besten Grüßen aus Düsseldorf
Ihr Ihr
Udo Piasetzky Hans – Josef Leiting
Vorstandsvorsitzender des DRSB e.V. Vorstandsmitglied des DRSB e.V.
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