Wer nicht mehr arbeitet 2011 10 18

Wer nicht mehr arbeitet – altert schneller

 

18. Oktober 2011

 

Noch 1983 wollte der damalige CDU – Arbeitsminister Norbert Blüm das Rentenalter auf 58 Jahre absenken. Viele Gewerkschaftler waren davon begeistert, denn die Parolen im Jahr 1983 lauteten:

Jetzt reicht es eigentlich.

Der Ausstieg aus dem Erwerbsleben fiel schon damals vielen 55- bis 60jährigen nicht leicht, denn die regelmäßige Arbeit war ein fester Bestandteil eines geregelten Lebens.

Rente mit 58

wäre also ein gravierender Eingriff in den täglichen Ablauf der Menschen in unserer Heimat gewesen und auch der Arbeitsmarkt wäre damals nur wenig entlastet worden.

Unbeirrt von wissenschaftlichen Erkenntnissen spielte Norbert Blüm ein gefährliches Spiel mit den Gefühlen der Menschen in unserer Heimat, denn auch die kaum beachteten gesellschaftlichen Konsequenzen wären heute noch fataler gewesen. Arbeitsfähige abhängig Beschäftigte hätte man nach Blüms Vorstellungen 1983 eiskalt aus ihren sicheren Arbeitsplätzen vertrieben. Aus heutiger Sicht kaum zu glauben, welche Absichten man damit verfolgte. Die Zahl der aktiv Tätigen wäre kleiner und die Anzahl der Ausgemusterten wäre unübersichtlich größer geworden. Die gesetzliche Rente hätte bereits nach fünf Jahren – also 1988 – vor einem Dilemma gestanden. Nachdem 1988 der Deutsche Rentenschutzbund gegründet war, erhielt er sofort sehr viele Zuschriften, die sich mit den Visionen von Norbert Blüm befassten. Eindeutige Aussage:

Wir wären damals dumm gewesen,

wenn wir auf Norbert Blüm hereingefallen wären.

Sehr viele zukünftige Rentenbezieher misstrauten bereits 1983 der von den Medien sowie von CDU – Arbeitsminister Norbert Blüm vollmundig verkündeten

bundesdeutschen Rentner – Idylle.

Denn wenn es nach den Vorstellungen des CDUlers Norbert Blüm gegangen wäre, dann hätten wir in unserer Heimat schon 1992 mit dem Phänomen einer wachsenden Altersarmut zu kämpfen gehabt. Die frühe Rente für alle abhängig Beschäftigten mit 58 oder 60 Jahren, hätte spätestens zur Jahrtausendwende die gesetzliche Rentenversicherung völlig kollabieren lassen. Lediglich rund 59% der Arbeitnehmer in der Metallindustrie, so Infratest, wollten damals trotz erheblicher Abstriche bei ihrer Monatsrente mit 58 oder 60 Jahren aufhören zu arbeiten. Die Mehrheit der abhängig Beschäftigten hingegen traten für eine geringere Arbeitszeit als 40 Stunden in der Woche ein. Man forderte 1983 bereits die Arbeitszeit auf 38 oder 36 Stunden zu verkürzen. Niemand dachte zu diesem Zeitpunkt an die uns heute begleitenden US – Finanz- und Wirtschaftskrisen. Man wollte lediglich endlich einmal Zeit haben, seinen Hobbys nachzugehen. Nur unrealistische Träumer trommelten damals von diesem paradiesischen Endzustand des Arbeitslebens. Ohnehin war dieser Traumzustand schon vor der sogenannten Wende zur reinen Illusion geworden. Für den CDUler Norbert Blüm, der sich bis dahin nur im Einsammeln sozialer Errungenschaften „sonnen“ konnte, schuldet noch heute der Beweis für die Nutzmehrung seiner untauglichen Rentenmodelle.

Rente mit 58 oder 60 Jahren hätte schon 1983 zum gigantischen Sozialabbau geführt und womöglich die Agenda 2010 schon damals getoppt.

Zitat Norbert Blüm:

Warum sollten ältere Arbeitnehmer länger arbeiten,

als sie selbst es wünschen, während jüngere arbeitslos sind?

Zitat Ende.

Die von Blüm angepeilte Frührente fand innerhalb der CDU / FDP Regierung keine Mehrheit und wurde von dem damaligen Finanzminister Gerhard Stoltenberg sowie von Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff heftig bekämpft. Denn Norbert Blüm brachte zu keinem Zeitpunkt den Nachweis der Nutzmehrung für die abhängig Beschäftigten und die betroffenen Arbeitgeber.

Unsere hochentwickelte Wohlstandsnation verlor nämlich damals das rasante Wachstumstempo der ersten Nachkriegsjahrzehnte, sodass die Arbeitslosigkeit, in unserer Heimat beim Stand von 2,1 Millionen Menschen festfuhr. Norbert Blüm sah lediglich in der Verkürzung der Lebensarbeitszeit den einzigen Ausweg.

Zitat Norbert Blüm:

Wenn trotz Wachstum die Arbeit weniger wird, aber für alle

da sein soll, führt kein Weg an der Arbeitszeitverkürzung vorbei.

Zitat Ende.

Was uns Norbert Blüm 1983 als sozial und ökonomisch sinnvoll anpries, war in Wahrheit der verfrühte Startschuss zur Alters- und Flächenarmut.

Es macht wirklich noch heute keinen Sinn, die Folgen der von immer wieder auftauchenden Finanz- und Wirtschaftskrisen dadurch lindern zu wollen, dass die älteren abhängig Beschäftigten mit politischem Druck abgeschoben werden und verdeckten Arbeitslosigkeit in Ruhestand, Leiharbeit oder Hartz IV umgedichtet wird.

 

Kurzer historischer Exkurs:

Wer 1983 mit 59 Jahren arbeitslos wurde, der durfte damals schon mit 60 Jahren ein vorgezogenes Altersruhegeld kassieren. So konnten damals größere Konzerne wie zum Beispiel BASF, Bayer, Hoechst, BMW, Mercedes, VW, Ford, Opel oder auch Siemens ihre Belegschaften auf Kosten der Arbeitslosen- und Rentenversicherung verjüngen. Genau dieser Effekt war im Kern der Hauptgrund für den vehementen Vorstoß des damaligen CDU – Arbeitsministers Norbert Blüm. Alles andere war lediglich ein unwürdiges Turnen am rhetorischen und dialektischen Reck. Eine gezielte Wahrnehmungssteuerung der ganz besonders miesen Art, denn die von Blüm angerichteten Schäden müssen die heutigen aktuellen und zukünftigen Rentenbezieher demnächst ausbaden. Derweil turnt der gut abgesicherte ehemalige Arbeitsminister Blüm von einer Talkrunde in die nächste Spielshow und lässt sich feiern, während immer mehr Menschen in unserer Heimat mit dem Problem der sozialen Ausgrenzung kämpfen und Stadtväter mit wachsender Sorge ängstlich auf die steil ansteigende Segregation blicken.

Wir Deutschen – ein Volk von glücklichen Frührentnern?

NEIN!

Denn die exponentielle ansteigende Alters- und Flächenarmut dokumentieren heute sehr eindrucksvoll das Versagen des damaligen CDU – Arbeitsministers. Dieser Druck auf die aktuellen und zukünftigen Rentenbezieher wird sich in den kommenden 10 Jahren drastisch verschärfen.

Einmal ganz davon abgesehen, dass die Wissenschaft eindrucksvoll belegen konnte, dass

wer nicht mehr arbeitet – wesentlich schneller altert.

Wenn der Ruhestand da ist, merken die Betroffenen sehr schnell, dass langes Ausschlafen, ständiges Reisen und selbst diverse Hobbys nicht ausfüllen. Viele aktuelle Rentenbezieher suchen, nicht nur wegen der drohenden Altersarmut, deshalb verzweifelt nach Arbeit. Für immer mehr bedeutet das Ausscheiden aus einer bezahlten Beschäftigung den Beginn ihrer Lebenskrise. Der sogenannte Ruhestand wird als sozialer Abstieg in die Bedeutungslosigkeit begriffen.

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