was meint der begriff korruption

DRSB

Deutscher Rentenschutzbund e.V.

 

Was meint der Begriff

Korruption?

Ist keine Festung so stark,

dass Geld sie nicht einnehmen kann?

Korruption

Verbreitung >< Ausmaß >< Auswirkung

und

Bekämpfung am Beispiel der

Europäischen Union

von

Udo Johann Piasetzky

Vorstandsvorsitzender des DRSB e.V.

und

Rechtsanwalt Andreas Kallen

Leiter der Rechtskommission des DRSB e.V.

 

 

Meerbusch, den 01. April 2006

 

 

Keine Festung ist so stark,

dass Geld sie nicht einnehmen kann.”

Zitat:

Marcus Tullius Cicero

106 – 43

römischer Redner und Schriftsteller

 

War Marcus Tullius Cicero seiner Zeit voraus? War er wissender? Oder beobachtete er als Schriftsteller das Zeitgeschehen genauer und zog daraus seine Schlüsse?

 

Wir wissen es nicht.

 

Der Begriff Korruption basiert jedoch auf dem lateinischen Wort

 

corrumpere

verderben >< zerstören >< bestechen >< zugrunde richten

 

Corrumpere bezeichnet ganz allgemein den heimlichen Missbrauch von

 

öffentlicher, institutioneller

oder

privatwirtschaftlich eingeräumter Stellung oder Macht

 

um einen ungerechtfertigten Nutzen oder Vorteil zu erlangen.

 

Es existiert keine gesetzliche Begriffsbestimmung!

 

Die europäischen Justizbehörden unterscheiden grundsätzlich zwischen > aktiver Korruption < wie zum Beispiel

 

Bestechung oder Vorteilsgewährung

 

und der > passiven Korruption < wie zum Beispiel

 

Bestechlichkeit oder Annahme von gewährten Vorteilen.

 

Weiterhin teilt die EU Korruptionsvergehen in drei Ebenen auf:

Die Regierungsebene

Zum Beispiel:

Privatisierung von Staatsbetrieben

Vergabe von Import- und Exportlizenzen

oder

öffentliche Ausschreibungen für Großaufträge.

 

Die Schnittstelle zwischen Bürger und Staat

 

Zum Beispiel:

 

Beamte übersehenVerstöße und Unregelmäßigkeiten

Zuteilung von knappen Kindergartenplätzen

oder

bevorzugte zügige Bearbeitung von Baugenehmigungen.

 

Das politische Allgemeinwesen

 

Zum Beispiel:

Kaufen von Wählerstimmen

Entlohnung politischer Verbündeter

oder

Lobbyisten beeinflussen Gesetzesgebungsverfahren

zum Nachteil der Allgemeinheit.

 

Verbreitung und Ausmaß der Schäden werden in einem

 

Korruptionswahrnehmungsindex

 

CPI

Corruption Perceptions Index

 

festgehalten und jährlich veröffentlicht. CPI unterscheidet dann zwischen sauberen und nicht sauberen Ländern.

 

In den Medien wird der CPI wenig beachtet. Meistens zitieren die Medien den Länderindex, herausgegeben von

TI

Transparency International

internationale Antikorruptionsvereinigung

 

der einen Vergleich der Korruptionsverbreitung ermöglichen soll.

 

Die Erhebungen in TI erfolgten nach dem Opferprinzip und es werden die unterschiedlichsten Datenquellen erfasst.

 

TI bietet daher nur eine zweifelhafte und sehr grobe Orientierung.

 

Ein weiterer Gradmesser für Korruption ist der

 

BPI

Bribe Payers Index

Bestechungsgeldzahlerindex

 

Nach der Länder-Scoring-List der EU nimmt Deutschland einen guten Mittelplatz ein und liegt meistens auf Platz 10 mit einem Index um 6.3.

 

Die Schäden

 

Die genauen Schäden von Korruption sind sehr schwer messbar, sodass ausschließlich Schätzungen aufgrund von Einzelfällen möglich sind.

 

Der Frankfurter Oberstaatsanwalt und Korruptionsexperte

 

Wolfgang Schaupensteiner

 

bezifferte einmal Schäden, die allein durch den Verrat von Amtsgeheimnissen bei öffentlichen Ausschreibungen im Bauwesen angerichtet werden, auf jährlich circa

 

5 Milliarden Euro.

 

Das Bundeskriminalamt taxiert die jährliche Schadenssumme durch Korruption allgemein in der Bundesrepublik auf mehr als

 

60 Milliarden Euro.

 

Innerhalb der EU stiegen die Schäden durch erkannte Unregelmäßigkeiten im Jahr 2002 um 66 Prozent auf

 

2,12 Milliarden Euro

 

hervorgerufen vor allem durch Korruption bei Ausschreibungs- und Zuschussverfahren.

 

Die

unerkannte Dunkelziffer des wirklichen Schadens

muss weitaus höher angesetzt werden, Wirtschaftsexperten gehen von

4% bis gar 15%

des EU-Haushalts aus.

 

Nur ein Einzelbeispiel

 

Die so genannte

Eurostat-Affäre

in den Jahren 1996 bis 2003.

 

Schwarz- und Spendenkonten >< Korruption und Scheinverträge >< über Jahre hinweg sollen Korruption und Betrug bei der Europäischen Statistikbehörde Eurostat die Regel gewesen sein.

 

Lukrative EU-Verträge wurden immer einigen wenigen Statistik-Instituten zugeteilt.

 

Diese lenkten einen Großteil ihrer Gewinne auf Schwarzkonten in Dritt-Ländern um, von denen sich die EU-Beamten wiederum bedienen konnten.

 

Auf Drängen einzelner Abgeordneter wurde 1999 eine Großuntersuchung eingeleitet, damals musste die gesamte

 

EU-Kommission

unter

Jacques Santer

 

zurücktreten, es war eine der größten Affären der europäischen Geschichte.

 

Was aber bei Eurostat selbst geschehen ist blieb unklar, bis 2002 entstand ein weiterer Schaden von circa

 

15 Millionen Euro

 

erst im Jahr 2003 wurde die komplette Führungsspitze ausgetauscht.

 

 

Die Bekämpfung

 

TI

Transparency International

 

Eine gemeinnützige und politisch unabhängige nichtstaatliche Organisation die nach den Grundprinzipien der Integrität, Verantwortlichkeit, Transparenz und Partizipation der Zivilgesellschaft gegen Korruption und Betrug weltweit angeht.

 

TI ermittelt nicht selbst aktiv, sondern versteht seine Aufgabe hauptsächlich in der Beobachtung und Aufklärung.

 

TI ist weltweit sehr angesehen und hat einen vergleichbaren Status wie ammesty international.

 

Skepsis ist aber durchaus angebracht.

 

TI

finanziert sich in Deutschland hauptsächlich durch Spenden.

 

Die größten Spender im Jahr 2003 waren zum Beispiel:

 

Allianz AG, BASF AG, Daimler Chrysler AG,

Deutsche Lufthansa AG, Hochtief AG, SAP AG und Siemens AG.

 

Die meisten dieser Großfirmen sind auch so genannte kooperative Mitglieder bei TI, viele von ihnen verstehen ihren Beitritt womöglich als eine Art Imageverbesserung, denn oft fällt er zeitlich mit Ermittlungsverfahren gegen die Firmen zusammen.

 

Sie spenden, wenn sie selbst in Schwierigkeiten geraten.

 

3 Konkrete Beispiele:

 

1. Juli 1999

Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsvorwürfen gegen Hochtief
Beitritt zu TI von Hochtief im Dezember 1999.

 

2. 1998

Wurden führende Mitarbeiter von der spanischen Justiz vernommen, Bestechungsgelder in Millionenhöhe sollen an die damalige spanische Regierung für den Auftrag der Schnellzugstrecke Madrid-Sevilla gezahlt worden sein, ein paar Wochen später taucht der Vize-Präsidenten der Siemenssparte Medizintechnik in Südkorea unter, nachdem ihn eigene Mitarbeiter der Korruption beschuldigten

Beitritt zu TI von Siemens im Februar 1999.

 

 

3. Weihnachten 2000

Gegen Mitarbeiter der Frankfurter Flughafengesellschaft wird wegen des Verdachts der Auslandsbestechung ermittelt.

Beitritt zu TI von Fraport am 21. Januar 2001.

 

 

OECD

Organisation for Economic Cooperation and Development

 

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa hat für seine Mitgliedsstaaten verschiedene Anti-Korruptions-Konventionen ausgearbeitet.

 

Die Ratifizierung dieser Regeln zwang Staaten wie

Deutschland

dazu, ab dem Jahr 2001 endlich das Bestechen von Staatsbediensteten im Ausland unter Strafe zu stellen oder die steuerliche Absetzbarkeit von Bestechungsgeldern abzuschaffen.

 

 

Die Europäische Union

 

Die korrekte Verwendung der EU-Mittel wird vom Europäischen Rechnungshof überwacht.

Korruption innerhalb der EU-Organe und -Einrichtungen bekämpft die europäische Einheit für Betrugsbekämpfung

 

OLAF

Office européen de lutte antifraude.

 

Informanten werden von OLAF nicht geschützt, so dass so genannte

 

whistle-blower

 

wenn sie einen Hinweis an OLAF geben, das Ende ihrer Laufbahn fürchten müssen.

 

Das Fazit

 

Volkswirtschaftlich lässt sich resümieren, dass ungehemmte Korruption dazu führt, dass immer weniger Leistung für immer mehr Geld erbracht wird.

 

Die Belastung wird weitgehend an die durchgereicht, die

 

zu ehrlich

zu arm

oder zu

unbedeutend

 

sind, um selbst bestochen zu werden.

 

Korruption behindert den Wettbewerb und führt zu Preiserhöhungen.

 

Korruption stärkt diejenigen, die sich unfair verhalten

und

schwächt die ehrlichen Bürger.

 

Langfristig schädigt Korruption die Demokratie

und

zersetzt den Staat.

Ist Korruption also nur

sacrificium intellectus

Opferung des Verstandes

oder

Verzicht auf eigenes Denken?

 

DRSB

Wir kämpfen um jeden

Cent und Euro

für deutsche Rentensysteme

sowie für

dauerhafte und sichere Arbeitsplätze

 

Veröffentlicht unter Alle Artikel

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>