Wahlirrtum oder Selbstbetrug?
01. Februar 2012
In unserer Heimat gibt es seit Jahren Umfragen, Blitzumfragen oder auch so genannte Langzeitstudien für
ALLES, JEDES und NICHTS.
So werden systematisch auch noch so triviale Vorgänge oder Aktivitäten des täglichen Lebens erfasst, gelistet und analysiert.
Man kennt also die Motive der Menschen, warum und wieso sie bestimmte Parteien wählen oder nicht. Fast jeder Wähler in unserer Heimat hat seine eigenen Maßstäbe, die er zu Wahlterminen an der Wahlurne zur Anwendung bringt. Die zum Einsatz kommenden Maßstäbe richten sich nach der allgemeinen Befindlichkeit des Einzelnen sowie der Selbsteinschätzung der aktuellen Lebensumstände.
Was aber die Qualität der Einschätzung
der eigenen sozialen Situation betrifft, herrscht in unserer Heimat eine sehr beachtliche und verwirrende Desorientierung.
Mit der Einführung der sozialen Marktwirtschaft wurde der Klassenbegriff vorläufig in Rente geschickt. Fortan sprach man von Schichten, also der
Unterschicht, der Mittelschicht sowie der Oberschicht.
Seit circa 14 Jahren werden von den einzelnen Schichten sogenannte Selbstbilder erstellt, was dazu führte, dass man selten von der Oberschicht, sondern nur noch von der Elite sprach. Die sogenannte Mittelschicht rückte man geschickt an das Elitentum heran, obwohl dazu jegliche Voraussetzung fehlte.
Doch wer oder was ist „DIE“ Mittelschicht?
Mit Reichtum oder gar Gütern ist die sogenannte Mittelschicht nicht besonders gesegnet. Wissenschaftler rechnen zur Mittelschicht Menschen, denen zwischen 70% und 150% vom deutschen Durchschnittseinkommen zur Verfügung steht. Bei einer einzelnen Person [ Singlehaushalt ] ist das ein monatliches Einkommen zwischen 900,00 Euro und 2.200,00 Euro. Bei Ehepaaren ohne Kinder liegt diese Einkommensberechnung zwischen 1.800,00 Euro und 4.400,00 Euro Nettoeinkommen. Je Kind rechnet man 200,00 Euro bis 400,00 Euro hinzu. Ein Ehepaar mit zwei Kindern gehört also zur Mittelschicht, wenn das monatliche Nettoeinkommen zwischen 2,200,00 Euro und 5,200,00 Euro liegt. Auf den ersten Blick mag es unwahrscheinlich klingen, aber über 5.200,00 Euro monatlichem Nettoeinkommen beginnt bereits die Oberschicht oder selbst ausgerufene Elite. Wer als Einzelperson unter 900.00 Euro oder als Ehepaar unter 1.800,00 monatlich Netto verdient, der gehört zur Unterschicht. Alle ALG II – Empfänger [ Hartz IV ], alle Mini – Jobber sowie der Großteil der Leiharbeiter gehören bereits zur Unterschicht. Mit dem Beginn der sozialen Ausgrenzung und der fortschreitenden Segregation benutzen viele Menschen aber wieder den sozio – ökonomischen Begriff
„Klasse“,
der sich mehr und mehr im allgemeinen Sprachgebrauch der Bevölkerung wieder durchsetzt. Ohnehin beschreibt der sozio – ökonomischen Begriff „Klasse“ wesentlich eindrucksvoller die aktuell ablaufenden Szenarien in unserer Gesellschaft. Im folgenden Text übernimmt der DRSB deshalb die volksnäheren Begriffe:
Oberklasse, Mittelklasse und Unterklasse.
Den Umfragen zur Folge sowie gemäß aller Studien- und Forschungsergebnissen schrumpft in unserer Heimat seit der Einführung der Agendapolitik die sogenannte Mittelklasse in einem rasanten Tempo. Zeitgleich steigt die Zahl der Armen in unserem Land exponentiell an. Das heißt im Klartext, dass die Unterklasse zurzeit die größten Zuwachsraten verzeichnet. Die Ursachen- und Wirkungszusammenhänge und Entwicklungsstufen sind in den DRSB – Artikelserien
Versagen die Eliten und Die Nachwehen der US – Kriege
ausführlich und anschaulich beschrieben. Die Mittelklasse befindet sich also seit der Einführung der Agenda 2010 in einer gefährlichen Existenzkrise ohne absehbares Ende. Parallel zu dieser volksschädlichen Entwicklung schmilzt das Vertrauen in die Chancengleichheit wie Butter in der Mittagssonne. Die [ Noch- ] Mitglieder der Mittelklasse spüren es quasi täglich, dass ihre gesellschaftliche Bedeutung ins NICHTS abdriftet. Nun ist nicht erst seit dem gescheiterten ROT / GRÜNEN Regierungsversuch [ 1998 bis 2005 ] die sogenannte Mittelklasse von den Parteien heiß umkämpft. Fast jeder Politiker drängt in die „MITTE“ und sucht dort seine Wähler. Da müsste man fest daran glauben, dass gerade für diese oftmals beschriene „MITTE“ das Meiste getan wird. Doch hier beginnt der wahrscheinlich systematische
Wahlirrtum oder Selbstbetrug
der [ Noch- ] Mitglieder der Mittelklasse. Das beste Beispiel ist die Einführung der Agendapolitik, Hartz IV und die prekäre Leiharbeit. Einmal abgesehen von der Zerstörung unserer Sozialsysteme sowie dem andauernden Riesterwahn. Auch das Einführen der sogenannten Mövenpicksteuer hat der Mittelklasse eher geschadet als genützt. Viele [ Noch- ] Mitglieder der Mittelklasse haben sogar Parteien gewählt, die den Spitzensteuersatz von 53% auf 42% gesenkt haben.
11% weniger Steuern – das war für die
meisten [ Noch- ] Mitglieder der Mittelklasse ein schlagendes Argument.
Nur kein einziges [ Noch- ] Mitglied der Mittelklasse hat von dieser Steuersenkung jemals profitiert. Die Mehrheit der Oberklasse, also die selbst ausgerufene Elite, also die Reichen und Bessergestellten, sind die alleinigen Profiteure dieser politischen Entscheidung. So ist es mit der Mehrzahl aller politischen Entscheidungen. Die Unterklasse wächst rapide an, die Mittelklasse schrumpft rasant und beide haben die sogenannte „Arschkarte“ [ Rote Karte beim Fußball in der Gesäßtasche der Schiedsrichter ].
Wieso wählen Angehörige aus der
Unter- und Mittelklasse Parteien, die gegen ihre Interessen
Politik betreiben?
Die Antwort ist wie immer sehr einfach:
Wer die Interessen
einer Minderheit [ Oberklasse / Elite / Reichen ]
durchsetzen möchte, der muss zunächst die Emotionen
der Mehrheit entfachen.
Die Interessenvertreter, Interessenwalter und Lobbyisten der Oberklasse [ selbst ausgerufene Elite ] bedienen sich dazu gezielt der Hilfe von Verbänden, NGO’s sowie von willfährigen Journalisten und Medien. Bedingt durch das geballte Trommelfeuer an manipulierten Informationen folgen viele Wähler den verkündeten Botschaften und wählen Parteien oder Programme, die eindeutig gegen ihre Interessen gerichtet sind. Durch punktgenaue Wahrnehmungssteuerung wird den [ Noch- ] Mitgliedern der Mittelklasse das trügerische Gefühl vermittelt, dass man – genau wie die tatsächlich Reichen – zur Elite gehört. Aufgrund des geballten Trommelfeuers an manipulierten Informationen nehmen die [ Noch- ] Mitglieder der Mittelklasse nicht mehr wahr, wie gigantisch groß der Abstand zu der Oberklasse [ selbst ausgerufene Elite ] tatsächlich schon geworden ist. [ Noch- ] Mitglieder der Mittelklasse überschätzen ihren eigenen Status insbesondere deswegen, weil man sich mit aller Kraft gegen die Unterklasse abgrenzen möchte, obwohl man in der Realität bereits dazu gehört. So wird es auch erklärbar, dass gerade aus der Mittelklasse das Vorurteil entsteht, dass die Mitglieder der Unterklasse alle Sozialschmarotzer sind. Die Medien und einige Journalisten befeuern gerne solche Vorurteile, weil die Oberklasse davon Vorteile hat.
Wahlirrtum oder Selbstbetrug?
Besonders fatale Auswirkungen hat auch das Wahlverhalten der meisten Mitglieder aus der Unterklasse, die den Hauptanteil der Wahlverweigerer darstellen und dadurch die Macht der Wähler aushöhlen. Würden zum Beispiel alle in Altersarmut lebenden aktuellen Rentenempfänger sowie alle ALG II – Empfänger [ Hartz IV ] und alle Leiharbeiter eine echte bürgerliche Partei wählen, die auch tatsächlich ihre Interessen vertritt, dann käme diese Partei rein rechnerisch auf eine Wählerzustimmung von rund 65%.
Dies wäre dann keine Regierung
oder Koalition der „MITTE“ sondern eine Regierung der
mündigen Bürger.
Doch solange sich in unserer Heimat die reiche Oberklasse arm rechnet und ihren tatsächlichen Wohlstand perfekt verschleiert darf, kaum mehr angemessen Steuern zahlen muss, solange wird sich das böse Manipulationsspiel mit den [ Noch- ] Mitgliedern der Mittelklasse reibungslos fortsetzen. Erst wenn die vermeintliche Mittelklasse den ständigen Selbstbetrug begreift und ihre Verachtung für die Unterklasse aufgibt, könnte womöglich die falsche Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung beendet sein. Bis dahin werden alle [ Noch- ] Mitglieder der Mittelklasse ihren Wahlirrtum und ihren Selbstbetrug teuer bezahlen müssen.
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