Versagen die Eliten?
Teil 52
Wer wird Millionär?
02. November 2010
Seit nunmehr zehn Jahren stellt Günther Jauch seinen Kandidaten Fragen. Millionäre sind allerdings die wenigsten geworden. Dabei leitet Günther Jauch seine Kandidaten souverän und humorvoll durch den schwierigen Fragen – Parcours. Der RTL – Dauerhit lässt die Zuschauer mit fiebern, ob es wieder einem Kandidaten gelingt, alle 15 Fragen richtig zu beantworten.
Wer wird Millionär?
Das interessiert die Menschen in unserer Heimat brennend, denn eigentlich wäre doch jeder gerne sehr reich. Doch tatsächlicher Reichtum wird in unserer Heimat, einmal abgesehen von sehr wenigen Ausnahmen, meistens vererbt und selten erworben. Man kann jede Statistik quälen wie man will, unter dem Strich besitzen die reichsten Menschen in unserer Heimat rund 24% des gesamten Vermögens. Die Frage, die alle interessiert lautet also:
Wer ist bei uns Millionär?
Denn reichsten 5% der Oberklasse besitzen mehr als 46% des Volksvermögens und erweitert man die Oberklasse auf 10%, dann kontrollieren diese Menschen rund gerechnet 62% der Kapitalien. Statistisch betrachtet, besitzen satte zwei Drittel der deutschen Bevölkerung nur wenig oder in vielen Fällen sogar gar nichts. Die Menschen in der Mittel- und Unterklasse [ 78% ] haben zusammen gerechnet nicht einmal mehr 9% des Gesamtvermögens der Bevölkerung. In dieser rein statistischen Betrachtung sind die direkten Folgen der US – Finanz- und Wirtschaftskrise noch nicht einmal berücksichtigt. Denn durch das kollektive
Cash – Burning
wurden mehrheitlich die kleineren Anleger hart getroffen. Viele aktuelle Rentenbezieher haben sogar ihre gesamten Ersparnisse und Rücklagen verloren. Da nützt es den Betroffenen wenig, wenn sie in den Medien zu lesen bekommen, dass viele Milliardäre im Zeitraum 2008 bis 2010 fast die Hälfte ihrer Vermögen einbüßen mussten. Unterstellt einmal, ein echter Milliardär verliert die Hälfte seines Vermögens, so verbleiben ihm danach noch rund 500 Millionen Euro. Von solchen Summen können selbst Lottogewinner nur träumen.
Denn selbst in der anhaltenden US – Finanz- und Wirtschaftskrise müssen echte Millionäre oder Milliardäre ihren Besitz kaum antasten, um das tägliche Leben zu finanzieren. Gänzlich anders verläuft das Leben für abhängig Beschäftigte, die durch das amerikanische Finanzdesaster ihre Arbeitsstelle verloren haben, ihre Ersparnisse auflösen mussten, wenn das Arbeitslosengeld nicht ausreichte, alle Verpflichtungen zu erfüllen und danach in Hartz IV abrutschen. Spätestens dann geben auch Mitglieder aus der Mittelklasse ihre Hoffnung auf, noch einmal den Aufstieg in die Mittelschicht zu schaffen. Der Traum vom Reichsein ist ausgeträumt, wenn die Betroffenen die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Sozialversicherung am eigenen Leibe zu spüren bekommen.
Sozialversicherung,
dieses Wort suggeriert noch immer den Menschen in unserer Heimat, dass man für seine erbrachten Beitragsleistungen im so genannten Schadenfall auch eine adäquate unmittelbare Gegenleistung erhält. Denn man kennt es ja aus der täglichen Werbung, dass Versicherungen persönliche Risiken abdecken sollen, die der einzelne nicht selber tragen kann. Das System der deutschen
Sozialversicherungen
kommt deshalb der Mehrheit entgegen, am allerliebsten auf die vermeintlich staatlich garantierte Rundumversorgung voll zu vertrauen und wenn möglich zusätzlich mit privater Eigenvorsorge das Sahnehäubchen auf ein Leben in Wohlstand zu setzen. Diese Grundeinstellung ist möglicherweise auch dafür verantwortlich, dass die ständigen Beitragserhöhungen klaglos akzeptiert werden. Preiserhöhungen bei Lebensmitteln, Autos, Einrichtungsgegenständen, Bekleidung oder gar Steuererhöhungen führen schon viel eher zur Verärgerung. Nachdem ROT / GRÜN die Agenda 2010 auf die Schiene gesetzt hatte, glaubten viele Menschen noch fest an die hohe Leistungsfähigkeit der vermeintlichen
Sozialversicherungen.
Damit hat Hartz IV nachhaltig aufgeräumt.
Denn immer mehr Menschen in unserer Heimat realisieren, dass
Sozialversicherungen
überhaupt nicht mehr wie echte Versicherungen funktionieren und sich die ständigen Beitragserhöhungen nicht positiv in der Leistung ablesen lassen, sondern völlig unnötig die Arbeitskosten verteuern und die Nettoeinkommen drastisch schmälern. Am deutlichsten wird das Versagen der vermeintlichen Sozialversicherung bei den gesetzlichen Krankenkassen sichtbar, die angeblich noch immer nach dem Solidarprinzip funktionieren sollen. Rund 165 gesetzliche Krankenkassen treten dafür den Beweis an, dass fast jede Berufsgruppe oder größere Firma ihre eigene Solidarität pflegen musste und über eine eigene Krankenkasse verfügt. Deren so dargestellten solidarischen Beiträge richten sich aber nicht nach dem tatsächlichen Risiko, sondern richten sich nach dem jeweiligen Einkommen des Versicherten. Gleichzeitig sind alle Leistungen für alle Versicherten auf dem völlig gleichen Niveau und das vollkommen unabhängig davon, wie viel ein Versicherter an Beiträgen eingezahlt hat. Topverdiener wie auch Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen genießen also den gleichen so dargestellten Versicherungsschutz. Genau genommen finanziert dadurch das große Heer der Niedriglöhner die Topverdiener mit. Dementsprechend sind alle gesetzlichen Krankenkassen im eigentlichen Sinn keine Versicherungsunternehmen nach klassischem Vorbild. Daher ist es zwingend notwendig, über Beitragssätze nachzudenken, die für alle Menschen Gültigkeit haben und so progressiv gestaltet sind, dass die Reichen tatsächlich solidarisch für die Ärmeren zahlen. Das heutige Prinzip stellt das Ideal von der Solidarität auf den Kopf. Daraus folgert, dass die so genannte
Beitragsbemessungsgrenze,
die zurzeit bei der gesetzlichen Krankenkasse bei 45.000,00 Euro im Jahr liegt, aufgehoben wird. Wer mehr verdient, muss auch mehr zahlen.
So könnte sich echte Solidarität definieren.
Wer darüberhinaus noch ganz besondere Leistungen in Anspruch nehmen möchte, hat gemessen an seinem Einkommen die Möglichkeit, eine private Zusatzvorsorge ergänzend abzuschließen, die nach Belieben weitere Risiken abdeckt. Damit wäre es den Reicheren verwehrt, sich der allgemeinen Solidarität zu entziehen und sich bei privaten Krankenversicherungen abzusetzen. Gleichzeitig würde die Mittelklasse proportional entlastet und brauchte nicht mehr ausschließlich Geringverdiener oder Arbeitslose zu alimentieren. Bedauerlicherweise werden gesetzlich Versicherte, die faktisch das gesamte Gesundheitswesen finanzieren, oftmals in Arztpraxen und Krankenhäusern wie Bittsteller behandelt, weil erfahrungsgemäß die behandelnden Ärzte viel lieber die so genannten Privatpatienten behandeln. Aus der Sicht der Mediziner völlig verständlich, denn bei Privatpatienten kann man im Durchschnitt dreimal mehr abrechnen als bei den so genannte Kassenpatienten. Doch so lange die Unter- und Mittelklasse die Geldelite subventioniert, bleibt es beim schönen Traum von der solidarischen und leistungsfähigen
Sozialversicherung,
denn in allen Sozialsystemen gilt die Regel, dass die Eliten begünstigt werden. Kaum zu glauben aber schon seit Jahrzehnten Praxis in unserer Heimat:
Wer am meisten verdient, wird am wenigsten belastet.
Wer möchte da nicht sofort Millionär werden?
================================================
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
Wir kämpfen seit 22 Jahren mit der Stimme der Demokratie für einen modernen Sozialstaat, sichere, langfristige Arbeitsplätze, sinnvolle, gerechte und lernfähige Rentensysteme, sichere, gerechte und leistungsfähige Sozialsysteme und für korruptionsfreie Demokratie in Deutschland und der Europäischen Union.