universitaetsabschluss fuer deutsche handwerker

DRSB

Deutscher Rentenschutzbund e.V.

 

Universitätsabschluss

für

deutsche Handwerker?

von

Udo Johann Piasetzky

Vorstandsvorsitzender des DRSB e.V.

und

Rechtsanwalt Andreas Kallen

Vorsitzender der Rechtskommission des DRSB e.V.

und

Rechtsanwalt Heinrich Sternemann

Vorsitzender der Antikorruptionskommission des DRSB e.V.

 

 

Meerbusch, den 07. April 2007

 

 

Die französische Revolution und die einsetzende Industrialisierung in Europa des

18. Jahrhunderts entwickelten den Gedanken von einer Gewerbefreiheit.

 

Jeder Bürger sollte das Recht zugebilligt bekommen, ein Handwerk seiner Wahl ausüben zu dürfen.

 

Nach einigen

 

Gesellenaufständen und Gesellenunruhen

 

im gesamten Europa wurde am 02. November 1810 die Gewerbefreiheit in Preußen eingeführt.

 

Ein Reichsgesetz vom 21. Juni 1869 weitete die Gewerbefreiheit weiter aus.

 

Bürger erhielten das Recht, einen Handwerksbetrieb zu gründen und zu führen.

 

Die Novellierungen der Gewerbeordnung aus den Jahren 1897 und 1908 bilden noch heute das Fundament eines dualen Systems der Berufsausbildung.

 

Bereits im Jahr 1897 wurde das erste Handwerksgesetz verabschiedet mit dem ein

 

Handwerkskammer – System

 

installiert wurde, dem alle Handwerker beizutreten hatten.

 

Der so genannte

 

„kleine Befähigungsnachweis”

 

wurde im Jahr 1908 erlassen und forderte den Meisterbrief für die Ausbildung von Lehrlingen.

 

Die Handwerksordnung von 1935 führte den

 

„großen Befähigungsnachweises”

 

ein, der nur für die Ausübung eines Handwerkes wieder den Meisterbrief verlangte.

 

Mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland trat erneut eine Handwerksordnung in Kraft, die den

„großen Befähigungsnachweis”

 

für die Gründung eines Handwerkbetriebes erforderlich macht.

 

Auf Initiative der Rot / Grünen Ex – Regierung beschloss der Bundestag in den Jahren 2003 / 2004 eine Novellierung der deutschen Handwerksordnung.

 

In der so genannten „Handwerksrechtsnovelle” wurde die Gewerbefreiheit in 53 Handwerksberufen beschlossen, die der Anlage B der Handwerksordnung aufgeführt sind.

Für die darin aufgeführten Berufsstände reicht seit der Novelle wieder der

 

„kleine Befähigungsnachweis”

 

zur Berufsausübung.

 

Die restlichen 41 Handwerksberufe, die in der Anlage A der Handwerksordnung benannt sind, behalten den Zwang zum großen Befähigungsnachweis.

 

Man kann über die Notwendigkeit eines Meisterbriefes sicherlich unterschiedlicher Meinung sein.

 

Berücksichtigt man aber, dass 92% der Neugründungen in den zugangsfreien Berufen ohne jeglichen Nachweis einer Berufsqualifikation erfolgen, hat dieser „Trend” schon heute negative Auswirkungen auf die Bürger.

 

Jeder fünfte neu gegründete Betrieb in dem vorgenannten „Trend – Szenario” musste seit dem Jahr 2004 bereits wieder „dichtmachen” und steht für notwendige Reparaturen im Rahmen der Gewährleistung nicht mehr zur Verfügung.

 

Das bekommen immer häufiger die Bürger zu spüren, denn seit der „Novellierung” haben dreimal so viele Betriebe „dicht gemacht” wie davor.

 

Darüber hinaus hat sich die Ausbildungsquote in den zulassungsfreien Branchen seit 2003 mehr als halbiert.

 

Den Meisterbrief mit der besonderen Gefahrengeneigtheit und hohen Anforderungen an den Verbraucherschutz zu rechtfertigen ist die eine Seite der Medallie, nötige fundierte Berufsausbildung und fehlende Arbeitsplätze die andere Seite.

 

Deshalb wurde handwerkliche Selbständigkeit ohne Meisterbrief bis zur Novellierung als ordnungswidrige Schwarzarbeit strafrechtlich verfolgt und geahndet.

 

Das Handwerk ist ein vielschichtiger Wirtschaftsbereich der mit sehr unterschiedlichen Ausrichtungen vom Industriezulieferbetrieb bis zum Handwerker im konsumnahen Bürgerumfeld reicht.

 

Handwerksunternehmen sind aufgrund ihrer Ausrichtungen, ihrer Größen und der Leistungsspektren sowohl auf dem Absatz- als auch auf dem Arbeitsmarkt weitgehend lokal oder regional tätig.

 

Das Wirtschaftsprofil reicht vom mittelständischen Unternehmen mit hunderten Mitarbeitern bis hin zum Kleinstbetrieb.

 

Viele Handwerksbetriebe stehen im scharfen Wettbewerb zur industriellen Fertigung und auch zur wachsenden Schwarzarbeit.

 

Handwerksbetriebe und / oder Handwerksunternehmen sind mit den Gewerbetreibenden in Deutschland das

 

Rückgrat der Wirtschaft und der Gesellschaft.

 

Das nachfolgende Beispiel der Stadt Düsseldorf steht für viele deutsche Städte und Gemeinden.

 

7000 Düsseldorfer Handwerksbetriebe beschäftigen zurzeit mehr als

 

42 000 Mitarbeiter und bilden 4 000 junge Bürger

 

in unterschiedlichen Berufen aus.

 

Handwerk und Mittelstand stellen in Düsseldorf somit

 

90% der Unternehmen und circa 80% der Beschäftigten.

 

Vergleichbare Zahlen sind in ganz Deutschland zu finden und belegen eindrucksvoll, dass das Handwerk nicht nur Traditionsbewahrer der Wirtschaft, sondern gesellschaftlicher

 

Motor, Innovator und zuverlässiger Partner

 

für alle Bürger ist.

 

  1. Wo aber liegt die Zukunft des Handwerks?
  2. Welche Risiken bedrohen die Handwerker?
  3. Was haben die Bürger davon, wenn Handwerker einen Universitätsabschluss vorweisen können?

 

Zu 1.

 

Die Entfaltungs- und Ertragschancen für das deutsche Handwerk werden in den kommenden 10 bis 15 Jahren extrem stark von der Beweglichkeit und der Anpassungsfähigkeit der einzelnen Betriebe abhängen.

 

Wenn es gelingt, neue Märkte und / oder Marktnischen zu erschließen, wird auch in zwanzig Jahren das deutsche Handwerk fest in der Gesellschaft verankert sein.

Zu 2.

Das traditionell lohnintensive Handwerk braucht sinnvolle, gerechte und nützliche politische Korrekturen.

 

Die Hauptrisiken verbergen sich im kaufmännischen und fiskalischen Bereich.

 

Die Mehrwertsteuererhöhung zum Beispiel kann ohne jegliche Vorwarnung auf die Binnennachfrage durchschlagen.

 

Das „Schattenwirtschaft – Syndrom” belastet die Ertragsituation schon seit Jahren und erhöht von Jahr zu Jahr den Druck auf die Betriebe.

 

Die mangelhafte Eigenkapitalquote vieler Handwerksbetriebe hemmt eine notwendige Investitionsfähigkeit.

 

Bedingt durch den politischen Zickzack – Kurs des Rot / Grünen Ex – Regierung kam es zur fehlenden Planungssicherheit für die Einstellung neuer Mitarbeiter und die Ausbildung junger Bürger.

 

Zu 3.

Die Ausbildung zum Meister stellt eine Mindestqualifikation für allgemeine kaufmännische Erfordernisse dar.

 

Darüber hinaus wird im modernen Handwerksbetrieb das Thema Personalmanagement zum Schlüssel des Erfolgs.

Ein innovativer Handwerksbetrieb oder ein Handwerksunternehmen muss die Mitarbeiter nach konkret formulierten Zielen führen und kann damit variabel Auftragsspitzen und Auftragseinbrüche ertragsneutral managen.

 

Ein Handwerkmeister muss seinen Gesellen ein Selbstbewusstsein vermitteln, das die Identität mit dem Geschaffenen herstellt.

 

Deutsche Universitäten sollten „Speziallehrgänge” für Betriebsgründer im Handwerk anbieten die mit einem „kleinen” Diplom abzuschließen sind und betriebswirtschaftliche Seiten stärker betonen.

 

In unserer Wissensgesellschaft ist Bildung und Qualifikation der Schlüssel zum Erfolg und daher auch für Handwerker unverzichtbar.

 

Ein möglicher

Diplommeister

 

ist nicht nur der Garant für handwerkliche Qualität sondern auch für sichere und langfristige Arbeits- und Ausbildungsplätze.

 

Sich mit hoher Motivation und Qualifikation den Anforderungen einer globalen

Wirtschaft zu stellen, wird sich zum Wettbewerbsvorteil des deutschen Handwerks

Entwickeln.

 

Nur wenn Politiker

das Handwerk und den Mittelstand fördern,

werden Wohlstand und Fortschritt für alle Bürger erreicht.

 

 

DRSB

Wir kämpfen seit 19 Jahren mit der Stimme der Demokratie

für

einen modernen Sozialstaat,

sichere, langfristige Arbeitsplätze,

sinnvolle, gerechte und lernfähige Rentensysteme,

sichere, gerechte und leistungsfähige Sozialsysteme,

und für

korruptionsfreie Demokratie in Deutschland und der EU.

 

Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

 

 

 

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