DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
Sun Tzu
Die hohe Kunst der
Industriespionage
Arbeitsplatzvernichtung durch Ausspähung deutscher Technologien?
von
Udo Johann Piasetzky
Vorstandsvorsitzender des DRSB e.V.
und
Rechtanwalt Andreas Kallen
Vorsitzender der Rechtskommission des DRSB e.V.
und
Rechtsanwalt Heinrich Sternemann
Vorsitzender der Antikorruptionskommission des DRSB e.V.
Meerbusch, den 11. Oktober 2006
Mit dem Wort
Spionage
verbinden die meisten Bürger etwas Unehrenhaftes oder sogar Unmoralisches. Einige denken dabei auch an
James Bond oder andere Action – Filme.
In der Tat, die Arbeit der Spione hat in vielen Fällen den Lauf der Geschichte und die Entwicklung von Industrieunternehmen gravierend beeinflusst.
Hätte zum Beispiel
Julius Caesar
sein politisches Umfeld genauso intensiv erkunden lassen wie Gallien und Britannien vor seinen Eroberungsfeldzügen, so wäre
Brutus
ganz gewiss sein Gefangener und nicht sein Mörder geworden.
Heute gehört die Agententätigkeit längst zu jedem modernen Staatswesen. Dabei kann die
Spionage
auf eine Geschichte zurückblicken, die so alt ist wie die Menschheit. Nur die Methoden haben sich auf Grund der neuen Technologien erheblich geändert.
Die Wiege der modernen Spionage stand keineswegs an den von antiker Tradition gesegneten Mittelmeerstaaten, sondern im fernen und damals wie heute unbekannten
China.
Im sogenannten Reich der Mitte behandelte man wichtige Informationen schon vor
2500 Jahren
nach ganz bestimmten Grundsätzen.
Viele der in jener Zeit entwickelten und angewandten Methoden haben Jahrtausende überdauert, so zum Beispiel auch die erste
Analyse der Spionagetechnik
von
Sun Tzu.
Sun Tzu entwarf ein Organisationsmodell für einen Nachrichtendienst, das noch heute Gültigkeit hat.
Die zivilisierte Welt verdankt China diesen wohl bedeutendsten Theoretiker der Geheimdienste.
Sun Tzu’s
13 Gebote
über die Kriegskunst, sind noch heute verbindlich und bezeugen den schon damals hohen Stand der
Geheimdiplomatie
sowie der strategischen und taktischen Aufklärung in China.
Dabei weiß man über
Sun Tzu
nicht einmal, wann und wo er geboren wurde.
Historiker vermuten, dass er entweder zwischen 700 und 500 vor Christus oder auch zwischen 400 und 320 vor Christus gelebt hat.
Auf jeden Fall war Sun Tzu als Feldherr ein genialer Stratege und Theoretiker der Kriegskunst.
In Europa wurden
Sun Tzu’s
13 Gebote
um ersten Mal 1772 unter dem Titel
Art Militaire des Chinois
in Paris veröffentlicht.
Der Herausgeber war der Jesuitenpater
J. J. M. Amiot,
der sich als Missionar in China aufhielt. Das Buch geriet damals schnell in Vergessenheit.
Genau 150 Jahre später, im Jahr 1922, bringt es ein gewisser Colonel Cholet unter einem neuen Titel
L‘art Militaire dans l‘antiguité Chinoise
auf den Markt.
Im Jahr 1937 verfasste der Japaner
Mizuyo Ashiya
ein Essay über Sun Tzu für die deutsche Militärzeitschrift „Wissen und Wehr” mit dem Titel:
Der chinesische Kriegsphilosoph der vorchristlichen Zeit.
Ein ironischer Kommentar eines englischen Generals lautete nach dem 2. Weltkrieg dazu:
„Zum Glück für die Westalliierten scheinen weder Hitler noch seine Strategen diesen Artikel verstanden zu haben,
sonst wäre der Krieg womöglich anders ausgegangen”.
Die Kernphilosophie von Sun Tzu erscheint allen Spionagespezialisten auch heute noch total eingängig:
Unter den Beamten des Gegners gibt es Menschen, die klug sind, aber ihre Stellung verloren haben.
Es gibt Menschen, die sich irgendetwas zuschulden kommen ließen und dafür bestraft wurden.
Es gibt Günstlinge, die gierig sind nach Reichtum und Macht.
Es gibt Menschen, die eine untergeordnete Tätigkeit ausüben und darunter leiden.
Es gibt Menschen, die die ihnen übertragene Arbeit nicht erfüllen können und ständig überfordert sind.
Es gibt Menschen, die danach streben, ein größeres Betätigungsfeld für ihre Fähigkeiten zu erhalten, indem sie das Unglück anderer brutal ausnutzen.
Es gibt Menschen, die zu List und Täuschung neigen und damit mehr erreichen wollen.
Mit solchen Menschen muss man heimlich in Verbindung treten, sie reich beschenken, sie für sich gewinnen und durch sie die Lage in ihrem Land in Erfahrung bringen, die feindlichen Pläne und Bestrebungen auskundschaften und sie dazu bringen, Unstimmigkeiten zwischen ihrem Herrscher und seinen Vasallen zu säen.
Getreu diesem „Credo” gründete dann auch bereits im 16. Jahrhundert
Sir Francis Walsingham
den britischen
Secret Service.
Sir Walsingham vertrat schon damals die Ansicht:
„Wissen ist niemals zu teuer bezahlt”.
Getreu dem „Walsingham-Motto” gehört heute die Ausspähung von Technologien und Forschungsergebnissen zu den vorrangigsten Aufgaben von Geheimdiensten.
Trotz der enormen eigenen Investitionen für Forschung und Entwicklung in den letzten 40 Jahren sind selbst die USA darauf angewiesen, Innovationen aus anderen Ländern „kostengünstig” für ihr eigenes Wirtschaftssystem zu nutzen.
Auch Staaten wie zum Beispiel China und Russland brauchen zur Verringerung von Zeit und Kosten, sowie zur Verbesserung ihrer technologischen Leistungskraft
Probestücke, Testgeräte und Konstruktionspläne
neuster Techniken und moderner Industrieentwicklungen,
am Besten natürlich immer
„kostengünstig”
und nicht als teuerer Zukauf.
Wie so etwas funktioniert, ist einfach erklärt:
Blicken wir einmal zurück auf das Jahr 1962. In diesem Jahr erscheinen die ersten Skizzen der
Concorde
in der Öffentlichkeit.
Bereits kurze Zeit später präsentiert der sowjetische Konstrukteur
Andrej Tupolew
ein Modell seines geplanten Überschallflugzeugs
TU – 144.
Es sah der
Concorde
verblüffend ähnlich und auch die Leistungswerte beider Maschinen lagen sehr nahe zusammen.
Beide Flieger hatten eine schwenkbare „Nase” und sogenannte „Delta – Tragflächen”.
Selbst die Abmessungen der Flugzeuge stimmten fast überein.
Das war damals das Ergebnis eines straff organisierten geheimdienstlichen Einsatzes mit dem tollen Tarnnamen:
>>> Brunhilde <<<.
Mehr als 20 Spione verschiedener östlicher Geheimdienste, vorwiegend aus der damaligen DDR und der damaligen Sowjetunion, waren daran beteiligt, aus Frankreich und England die jeweils neusten Concordepläne zu beschaffen.
So lud zum Beispiel die damalige sehr „gastfreundliche” sowjetische Botschaft immer wieder Ingenieure der
Bristol Siddeley Werke,
wo Teile des Triebwerks „Olympus 593” konstruiert wurden, zu „Wodka - Gelagen” mit weiblicher Untermalung ein.
Beiden Flugzeugen blieb zwar der große wirtschaftliche Erfolg verwehrt, der gewünschte „Know-how-Transfer” hat aber, wie bekannt ist, hervorragend geklappt.
Heutzutage ist das Hauptziel aller Geheimdienste die Ausspähung auf den Gebieten
Mikroelektronik,
Petrochemie,
Kernenergie,
Gentechnik,
Feinmechanik,
Stealthsysteme,
Bionik.
Die gewonnen Erkenntnisse werden dann zunächst für militärische Zwecke genutzt.
Wir Deutsche sind nach wie vor die beliebtesten „Opfer”, wenn es darum geht, neue Technologien und / oder Industrie-Systeme auszuspionieren.
In Deutschland werden dadurch „Jahr für Jahr” geschätzte
100 000 Arbeitsplätze
„nachhaltig vernichtet”.
Nach dem jahrtausende Alten „Sun Tzu Rezept” funktioniert die Informationbeschaffung immer noch reibungslos.
Die
>>> Raubritter der Moderne <<<
sind aber nicht nur die Agenten a la „James Bond” sondern vermutlich immer häufiger die Managementberatungs-Unternehmen, wie zum Beispiel:
McKinsey,
Roland Berger,
Boston Consulting Group,
Booz Allen Hamilton
die durch ihre Beratungsleistungen Produktionsverlagerungen in „kopierfreudige” Regionen massiv fördern.
Die öffentliche Präsenz der wahrscheinlichen
>>> Raubritter der Moderne <<<
mit immer wiederkehrenden „neoliberalen Botschaften” stützt deren vermeintlichen „Expertenstatus”.
Überprüfbar sind die sogenannten Studien und Expertisen äußerst selten. Wenn es aber um
harte Fakten und Daten
geht, werden die „Protagonisten der Branche” immer sehr kleinlaut.
Auf eine Frage, warum
McKinsey
dem florierenden Badearmaturenhersteller
Grohe
trotz einer zwanzigprozentigen Rendite eine Produktionsverlagerung nach
China
empfohlen habe, antwortete der McKinsey Deutschland Boss
Jürgen Kluge:
„Wir reden grundsätzlich nicht über unsere Klientenarbeit”.
Das Ergebnis der Klientenarbeit ist erschreckend:
Im Dezember 1998 teilte die Familie Grohe den Mitarbeitern mit, dass sie das Unternehmen für rund 900 Millionen Euro vollständig an die Investorengruppe BC-Partners verkauft habe.
Es wird geschätzt, dass die BC-Partners für den Kauf nur rund 100 Millionen Euro aus Eigenmitteln aufbrachten, den Rest über Kreditaufnahmen.
2003 mussten 71 Millionen Euro, fast drei Viertel des Betriebsergebnisses, für diese Zinslast bezahlt und vermutlich mit Mitarbeiterentlassungen erkauft werden.
Kritiker
sagen,
das Unternehmen und seine Mitarbeiter bezahlten auf diesem Weg ihren eigenen Verkauf.
Die Firma Grohe war zum Zeitpunkt des Verkaufs Weltmarktführer und wies 1999 eine Umsatzrendite von zehn Prozent sowie eine Eigenkapitalquote von 50 % auf.
Die bisherigen Expansionen wurden aus Rücklagen finanziert.
„Die Firma war ihre eigene Bank”,
beschrieb ein Mitarbeiter die damalige Lage.
Die Zukunft der Produktion in Deutschland ist ungewiss.
Da das Unternehmen innerhalb von fünf Jahren zweimal an ausländische Investoren verkauft wurde, die ihm fast das gesamte Eigenkapital entzogen und es durch Bankkredite und eine Anleihe zum Zinssatz von 11,5 % ersetzten, sank Anfang 2004 die Eigenkapitalquote auf sechs Prozent und es entstanden rund
760 Millionen Euro Schulden.
Die Rating-Agentur Standard & Poor”s bewertete Grohe mit dem Rating „B+”, vier Grade unter der Note für zuverlässige Schuldner.
Auf dem Weltmarkt tauchen seit 2Jahren vermehrt „Billigarmaturen” im „Grohe-Design” auf, die für einen Bruchteil des Preises der „Originale” verkauft werden.
Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der letzte
Grohe-Arbeitsplatz
von ehemals
6000
in Deutschland verschwunden ist.
Bei solchen „perfekten” Helfern kann zum Beispiel der
chinesische Staat
getrost auf „Wirtschaftsspionage” verzichten.
>>> Arbeitsplatzvernichtung <<<
funktioniert in
Deutschland
auch ohne die hohe Kunst der
Industriespionage!
Jeder neue Arbeitsplatz in Deutschland beendet ein
Einzelschicksal eines
arbeitslosen Bürgers
und
stabilisiert gleichzeitig das gesetzliche Rentensystem!
DRSB
Wir kämpfen seit 1988 für sinnvolle,
lernfähige und sichere Rentensysteme sowie für dauerhafte und sichere Arbeitsplätze in Deutschland
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