soziale kommunikationszentren der besonderen art

DRSB

Deutscher Rentenschutzbund e.V.

 

Das Büdchen

 

Soziale Kommunikationszentren der besonderen Art

 

von

Udo Johann Piasetzky

Vorstandsvorsitzender des DRSB e.V.

und

Rechtsanwalt Andreas Kallen

Vorsitzender der Rechtskommission des DRSB e.V.

und

Rechtsanwalt Heinrich Sternemann

Vorsitzender der Antikorruptionskommission des DRSB e.V.

 

Meerbusch, den 16. Juli 2007

 

Täglich spielen sich bestimmte Formen von Begegnungen ab,

 

am Arbeitsplatz,

in der Familie,

in der Partnerschaft,

in der Kita oder Schule

oder

beim Einkauf.

 

Dabei entwickelt jeder Bürger für sich verschiedene Bezugspersonen oder Gruppen sowie unterschiedliche Kommunikationsformen.

 

Kommuniziert werden außer belanglosem „Small Talk” hauptsächlich

 

persönliche Erlebnisse aus beruflichem und privatem Alltag.

 

Das hilft vielen Bürgern, die eigenen Umgangsformen besser kennen und verstehen zu lernen sowie Erfahrungen mit anderen Verhaltensweisen zu sammeln.

Dabei ist es auch wichtig, die eigene Wirkung auf andere zu testen. Leider wird die Zahl der Orte, an denen sich die Möglichkeiten bieten, um neue

 

Kommunikationsmuster

 

zu suchen und auszuprobieren, ständig kleiner.

 

Wo die Verständigung behindert ist, wird das Verstehen für andere schwierig.

 

Soziale Kommunikationszentren

 

der besonderen Art sind und bleiben die

 

Kioske oder Trinkhallen,

 

die in fast allen Stadtvierteln und Gemeinden zu finden sind.

 

Umgangssprachlich werden Kioske im Ruhrgebiet und im Rheinland auch

 

„Büdchen”

genannt.

 

Der Begriff „Kiosk” ist vermutlich aus dem französischen

 

kiosque

oder dem türkischen

köşk,

 

entstanden und war ursprünglich ein nach mehreren Seiten geöffneter, freistehender Lustpavillon.

 

Ende des 19. Jahrhunderts eröffneten im Ruhrgebiet die ersten Kioske und Trinkhallen. Zunächst wurde dort kein Alkohol verkauft. Kioske oder Trinkhallen waren Treffpunkte für Arbeiter und Hausfrauen im Revier.

 

Nach und nach erweiterte sich das Sortiment der Waren und aus dem kleinen Zeitungsstand wurde mit Tabakwaren, Süßigkeiten, Getränke und oftmals einer Lottoannahmestelle ein

 

Multishop im Miniformat.

 

Die Verkaufspavillons in den großen öffentlichen Parks von Paris und dem Ruhrgebiet eroberten auch die großen Boulevards.

 

Dadurch entstand – so ganz nebenbei – bereits Ende des 19.Jahrhunderts die Wortneuschöpfung

 

„Boulevardzeitung”.

 

Wie viele Kioske es tatsächlich in Deutschland gibt, ist nicht genau bekannt. Die seriöse Marktforschungsgesellschaft AC Nielsen GmbH geht von circa

 

48000 Multishops

aus.

 

Die meisten davon sind

 

Eine – Frau – Betriebe oder Ein – Mann – Betriebe.

 

Geschätzte 25000 Kioske beschäftigen darüber hinaus so genannte Teilzeitkräfte und erfüllen als Arbeitgeber ihrer Pflichten.

 

Was immer diese statistischen Zahlen auch aussagen mögen, der klassische

 

Kiosk

 

mit dem Verkauf durch ein kleines Fenster hat es zunehmend schwerer, sich im Wettbewerb zu behaupten.

 

Der ursprüngliche Vorteil der längeren Ladenöffnungszeiten ist mit der Liberalisierung des Ladenschlussgesetzes pulverisiert worden.

 

Tankstellen und Bahnhofsgeschäfte werden zu einer immer größer werdenden Konkurrenz, wie auch die Einkaufszentren der großen Handelsorganisationen.

 

Im Herbst 2006 wurde die vorläufig letzte Branchen übergreifende Krise ausgelöst, indem das Kartellamt entschied, dass auch private Vermittler Lotto – Tippscheine annehmen dürfen.

 

Für 20000 Kioske, die eine Lotto – Annahmestelle betreiben, bedeutete dies einen herben Rückschlag, denn am Verkauf von einer Boulevard – Zeitung wird nur „11,83 Cent” verdient und am Wochenmagazin Stern zum Beispiel verdient ein Kiosk auch nur „66,23 Cent”.

 

Glaubt man den Zahlen des Bundesverbandes der Dienstleister dann beträgt der durchschnittliche Jahresumsatz eines Kiosks

 

180.000,00 Euro.

 

Das sind statistisch 15000 Euro im Monat oder etwa 500 Euro am Tag. Was davon als unternehmerischer Gewinn übrig bleibt, ist auch dem Verband nicht bekannt.

 

Für viele Kioskbetreiber dürfte es zunehmend weniger werden. Nach intensiven Recherchen des DRSB e.V. schrammt Monat für Monat der Großteil der Kioskbetreiber am Existenzminimum vorbei.

 

Da wird selbst die Fahrt in den Urlaub gestrichen und die Öffnungszeiten am Sonntag werden verlängert.

 

Die so genannte „Büdchen – Branche” ist von Wirtschaftswissenschaftlern eigentlich total unerforscht.

 

Trotzdem erfüllen die Besitzer der

 

Multishops im Miniformat

eine der wichtigsten sozialen Aufgaben in Deutschland.

Tag für Tag sind sie der Treffpunkt für viele Bürger und werden immer häufiger zum

 

sozialen Kommunikationszentrum

 

 

insbesondere für aktuelle Rentenbezieher.

 

Zeitungen, Tabakwaren und Süßigkeiten sind somit nicht nur ein Dienstleistungsbeitrag für deutsche Bürger, sondern das

 

„Unternehmen Kiosk”

 

dient auch als Anlaufstelle, an der persönliche Erlebnisse aus beruflichem und privatem Alltag ausgetauscht werden können.

 

Wir sollten deshalb alle dafür sorgen, dass uns dieses Stück Lebensqualität erhalten bleibt.

 

 

 

DRSB,

mit gutem Beispiel vorangehen, denn

nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

 

Wir kämpfen seit 19 Jahren mit der Stimme der Demokratie

für

einen modernen Sozialstaat,

sichere, langfristige Arbeitsplätze,

sinnvolle, gerechte und lernfähige Rentensysteme,

sichere, gerechte und leistungsfähige Sozialsysteme,

und für

korruptionsfreie Demokratie in Deutschland und der EU.

 

 

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