DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
Redaktionsteam
Leitung:
Udo Johann Piasetzky ⋅ Andreas Kallen ⋅ Hans – Josef Leiting
Düsseldorf, den 26. Januar 2009
Paradies für Autofahrer?
Ein Barrel Erdöl kostet derzeit um die 50,00 US – Dollar. Damit war der Erdölpreis auf dem Weg der Stabilisierung – aber nur – solange sich die Rezession in Europa und die Situation im nahen Osten nicht verschärfen. Erdöl ist so günstig wie lange nicht mehr, doch dieser Zustand wird nicht von Dauer sein können.
Denn tatsächlich war das Benzin in den zurückliegenden Wochen für die Petrolfirmen ein massives Verlustgeschäft. Allein mit dem Verkauf von Roh- und Heizöl können die Benzinhersteller keinerlei nennenswerte Gewinne einfahren.
Wird billiges Tanken deshalb wieder zur Geschichte?
Die Erdölproduzenten der Opec – Länder erklärten bereits vor drei Wochen ihre Absicht die Produktion zu drosseln.
Und genau das haben sie langsam schrittweise getan.
Hinzu kommt, dass die Nachfrage im Zuge der asymmetrischen Markt – Verwerfungen weiter zurückgehen und parallel dazu das Angebot noch stärker sinken wird. Selbst die kurze europäische Kältewelle konnte diese Markt – Verwerfungen nicht wesentlich beeinflussen.
Das ist dann der ultimative Preistreiber.
Auf den Märkten hat man zunehmend realisiert, wie viel Erdöl man einsparen kann, zum Beispiel durch sparsamere Autos oder den Einsatz von Ethanol. Aufgrund der anhaltenden US – Finanzdauerkrise bestehen sogar gute Chancen, dass die USA tatsächlich ernst machen mit ihren vollmundigen Ankündigungen und von ihrem exorbitanten Erdölverbrauch von 10 Litern pro Kopf und Tag runterkommen.
Die Erklärungen der Politiker in Washington, künftig mehr auf erneuerbare Energien zu setzen, scheint diesmal kein reiner Theaterdonner zu sein.
Im Vergleich zu den anderen erdölfördernden Ländern steigt die Bedeutung der so genannten Opec – Länder, die heute rund 40% des weltweit geförderten Erdöls liefern.
Die Opec bündelt nun einmal die Majorität der unangezapften Erölquellen und diese Bündelung macht die Marktdominanz aus. Andere erdölfördernde Länder werden zwar keinen Unterschlupf unter das Dach der Opec suchen, gleichwohl ein weiterführender Informationsaustausch von Wichtigkeit sein wird. Es ist ja wichtig zu sehen, wie sich zum Beispiel der Erölverbrauch in anderen Ländern entwickelt. Ohnehin haben andere erdölfördernde Länder die Möglichkeit sich den Aktionen der Opec anzuschließen.
Das
Kernproblem aller Erdölförderer
ist doch, dass sich die Förderung selbst noch lohnt, aber die Suche nach neuen Quellen nicht mehr. Anerkannte Fachleute sprechen davon, dass sich die Suche erst ab 75,00 US – Dollar pro Barrel lohnt. Und an diesem Punkt kommt dann erneut die
US – Finanzdauerkrise ins Spiel, denn die Banken tun sich weltweit sehr schwer, den Petrolfirmen für die Erölsuche Kredite einzuräumen.
Da man das Ende der US – Finanzdauerkrise schwerlich abschätzen kann und kritische Stimmen sogar von einer US – Langzeitkrise herumorakeln, wird die Entwicklung des Erdölpreises nach oben nicht mehr lange auf sich warten lassen und heftig auf alle wirtschaftlichen Bereiche durchschlagen.
Was alle Produktionskürzungen der Opec – Länder nicht vermochten, hat die israelische Bodenoffensive in den Gaza – Streifen schlagartig geschafft. Der Erölpreis hat sich von seinen vorweihnachtlichen Tiefständen im Jahr 2008 deutlich erholt. Besonders bemerkenswert ist vor allem, dass erstmals seit vielen Monaten wieder geopolitische Faktoren einen stärkeren Einfluss auf den Erölpreis hatten als die Diskussion um die Auswirkungen der Rezessionen in der Welt.
Völlig überflüssig sorgt dabei auch die Zuspitzung des unseligen Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine für eine zusätzliche Verunsicherung.
Marktkenner sehen bereits eine Trendwende und hoffen, dass der Erdölpreis nicht unter 40,00 US – Dollar fallen wird.
Nach der Einschätzung politischer Beobachter hat der iranische Aufruf an alle arabischen Staaten zu Eröllieferboykotten, zur Unterstützung für die Hamas – Kämpfer im Gaza – Streifen, keinerlei Aussicht auf Erfolg.
Langfristig und unter Berücksichtigung der Inflation betrachtet, war Erdöl im 19. Jahrhundert wesentlich teurer als heute. Damals kostete ein Fass Erdöl um die
10,00 bis 12,00 US – Dollar pro Barrel, was für damalige Verhältnisse ein kleines Vermögen war. Auch Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war der Erdölpreis in Relation zu den übrigen Lebenshaltungskosten wesentlich teurer als heute.
Angesichts der äußerst volatilen Preisentwicklung des vergangenen Jahres und unter der Berücksichtigung, dass auch die Nachfrage aus der Wirtschaftsmacht China nicht mehr so rasant wie noch vor wenigen Monaten anwächst, rechnet der DRSB e.V. am Jahresende 2009 mit einem Erdölpreis pro Barrel zwischen 75,00 bis 90,00 US – Dollar.
Anfang 2009 von einer Entspannung zu sprechen ist ein verfehlter Ansatz, denn auf Dauer gibt es keine Entspannung an den Erdölmärkten.
Langfristig wird der Erdölpreis weiter steigen, da die Erschließung neuer Erdölfelder nicht billiger, die Nachfrage größer und der Umweltschutz nicht von den politischen Agenden verschwinden werden.
Eine langfristige Tendenz
zu höheren Erdölpreisen ist unverkennbar.
Rekordpreise an den deutschen Zapfsäulen lassen dann wieder die Diskussion über Steuerentlastungen für Autofahrer aufflammen.
Eine einmalige Senkung der Steuern kann den Trend nicht aufhalten, denn ein
Paradies für Autofahrer
wird Deutschland auch im Jahr 2009 nicht werden können.
Hohe Kraftstoffpreise bedrohten schon immer direkt mehr als 160 000 Arbeitsplätze in der deutschen Wirtschaft.
Einmal abgesehen von den rund 200.000 Arbeitsplätzen im Taxigewerbe sowie den circa 600.000 Arbeitsplätzen im Bereich Güterkraftverkehr und Logistik.
Denn betroffen sind nicht nur allein die Taxi- und Lkw – Fahrer, sondern natürlich auch die Mitarbeiter im kaufmännischen Bereich.
Nach der Ohrfeige für die untaugliche Reform der Pendlerpauschale sollten deutsche Politiker bei zukünftigen Entscheidungen darauf achten, dass deutsche Bürger auch gleichzeitig Wähler sind.
Denn für die meisten Bürger erscheint der Steueranteil an den Kraftstoffpreisen noch immer zu hoch und wird somit zu einer unnötigen zusätzlichen Belastung und zum Arbeitsplatzvernichter.
DRSB
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