DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
Nur was den
Schwächsten
nützt, ist gerecht!
von
Udo Johann Piasetzky
Vorstandsvorsitzender des DRSB e.V.
und
Rechtsanwalt Heinrich Sternemann
Vorsitzender der Antikorruptionskommission des DRSB e.V.
Meerbusch, den 21. Oktober 2006
Kohle, Tod und Zukunft
erzählen noch heute die Bergbaugeschichte von Gewalt und Arbeit sowie von Abbruch und Aufbruch einer Generation.
Bedenken gegen die mörderische Ausbeutung gab es im Ruhrbergbau, wie in der deutschen Wirtschaft überhaupt, kaum.
Die Erinnerungen daran sind fast erloschen!
Das
deutsche Bergbau - Museum Bochum
hat hervorragende Recherche zu diesem Thema geleistet. An dem Punkt jedoch, an dem das Erinnern seinen besten Platz gehabt hätte, ist der Teil der Geschichte nicht präsent.
Krankheit, Leiden oder Tod
von arbeitenden Bürgern wird rigoros ausgeblendet aus dem Wirtschaftwunder.
Viele jüngere Bürger haben noch Großväter, die einer
totalen Kommerzialisierung
zum Opfer fielen.
Die so genannte Waschkaue war auch gleichzeitig der Totenraum, der einzige im Ruhrgebiet der auf einer Zeche kein eigenes Gebäude hatte.
Der Totenraum war für viele Angehörige der einzige Raum einer Zeche, den sie je sahen.
Ansonsten war das Betreten einer Zechenanlage streng verboten. Nur wenn jemand in die Bergarbeitersiedlung kam und die Frau und / oder die Kinder bat in die Zeche zu kommen durfte die Anlage betreten werden, meistens ausschließlich der Totenraum.
Schlagende Wetter, Wassereinbruch und abgestürzte Förderkörbe
forderten immer ihre Opfer.
Aber auch das war der Alltag im Ruhrgebiet:
Mit 48 Jahren hatten viele Bergarbeiter eine Staublunge. Der gefährliche Steinstaub
> Kohlestaub konnte man raushusten < machte jeden Atemzug zur Qual, sodass ein einmal erkrankter Bergmann seine letzten Jahre zumeist nur noch sitzend im Bett verbringen konnte.
Der Hammerfinger war eine Sehnenverkürzung die durch das Arbeiten mit bloßen Händen an den Pressluftmaschinen entstand.
Irgendwann gingen die Finger nicht mehr grade, sodass man nicht einmal einen Löffel halten konnte.
Auch das Anziehen von Kleidungsstücken war in den meisten Fällen nicht mehr möglich.
Noch vor circa 50 Jahren fuhren die Bergleute ohne Schutzhelm und ohne Arbeitshandschuhe, nur mit ihrem
Arschleder,
auf dem sie knien oder liegen konnten, in die Stollen ein.
Niemand hat jemals die Opfer gezählt, die die Industrialisierung Deutschlands seit dem 19. Jahrhundert gefordert hat. Es müssen Hunderttausende gewesen sein. Einzelschicksale die kaum berührten.
Doch die Knochenarbeit unter Tage war nur zum Teil Fron,
sie war auch eine Art von
„Privileg”.
Trotzdem war sie ganz unten!
Oben waren andere!
Vor diesem Hintergrund ist es schon erstaunlich, wie unbefangen Politiker heute von
Gemeinwohl
sprechen und dagegen handeln.
Bei vielen Bürgern entsteht bereits der Eindruck:
Wer den Begriff des
Gemeinwohls
im Munde führt, verschleiert die Auswirkungen seiner Politik auf die einzelnen Bürger.
Mit der Frage der sozialen Gerechtigkeit haben sich Generationen von Soziologen und Philosophen befasst.
Wer die heutigen Politiker zum
Utilitarismus
bekehren möchte verkennt, dass der Kern des Utilitarismus in der Forderung zusammengefasst werden kann:
Handle immer so, dass das größtmögliche Maß an Nutzen und Glück entsteht.
Dabei ergibt sich das allgemeine Glück aus der Zusammenfassung des Glücks der einzelnen Bürger.
Insofern ist der Utilitarismus eine hedonistische oder auch eudämonistische ethische Theorie und wird neoliberalen
„Realpolitikern”und „Neosozialen”,
die die möglichen Folgen von Handlungen und deren Auswirkungen nicht absehen können, verschlossen bleiben.
Der Amerikaner
John Rawls
war Philosoph und in vielen Ansichten der Zeit voraus.
Er arbeitete als Professor für Politische Philosophie an der Harvard University und wurde als Autor von Werken wie
A Theory of Justice
Political Liberalism,
und
The Law of Peoples
berühmt.
John Rawls
stellte der utilitaristischen Durchschnittsbetrachtung ein individualistisches Prinzip entgegen, dem zufolge sich die Politik vornehmlich um diejenigen Bürger kümmern sollte, die am schwächsten sind und die sich somit am wenigsten selbst helfen können.
Rawls‘ Credo
forderte, dass eine Gemeinschaft allen Mitgliedern gleiche Startchancen einräumen sollte.
Aus Rawls Sicht sind
Intelligenz, physische Konstitution, Begabung, soziale Herkunft
und
Wohlstand,
rein zufällige Unterschiede,
die die Politik möglichst auszugleichen versuchen sollte.
Niemand
hat deshalb nach Rawls Meinung einen bevorzugten oder besseren Startplatz in der Gesellschaft verdient.
Die Realität zeigt aber, dass ein Wunsch nach größtmöglicher materieller Gleichheit mit gesellschaftlichen und ökonomischen Mechanismen eigentlich unvereinbar ist.
Eine ökonomisch sehr leistungsfähige Gesellschaft mit einer ungleichen
Wohlstandsverteilung
ist womöglich einer Gesellschaft vorzuziehen, in der zwar alle gleich, aber auch gleichzeitig arm sind.
Dabei sollte ein ausgewogenes
Konzept des Gemeinwohls
Initiative 20 / 70
die Schicksale der Bürger berücksichtigen, individuelle Härten vermeiden.
Die
Rot – Schwarze
Regierung
findet offensichtlich kein optimales Maß an staatlicher Umverteilung.
Dieses Optimum ist für jede Gesellschaft abhängig von den ökonomischen und kulturellen Rahmenbedingungen.
Zweifellos befindet sich die
Rot – Schwarze
Regierung
längst jenseits eines Optimums, wenn sie denn jemals auch nur auf dem Weg dorthin war.
Aus
Deutschland
muss deshalb wieder ein
moderner,
dynamischer
und
leistungsfähiger Sozialstaat
werden, damit
Werte für morgen
erhalten bleiben.
DRSB e.V.
Wir stehen für Werte.