DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
„McKinsey”
Kronzeuge des neuen Kapitalismus?
oder
Werkzeug für den Klassenkampf?
von
Udo Johann Piasetzky
Vorstandsvorsitzender des DRSB e.V.
und
Rechtanwalt Andreas Kallen
Vorsitzender der Rechtskommission des DRSB e.V.
und
Rechtsanwalt Heinrich Sternemann
Vorsitzender der Antikorruptionskommission des DRSB e.V.
Meerbusch, den 21. September 2006
James Oscar McKinsey
gründete 1926 in Chicago sein Beratungsunternehmen.
Im geschichtlichen Rückblick mag es womöglich allzu undifferenziert klingen, aber James Oscar McKinsey war ein Mann mit Prinzipien, der Unternehmern zu mehr Erfolg verhelfen wollte.
Heute ist die
McKinsey & Company
eine weltweit operierende Unternehmensberatung, die in mehr als 45 Ländern der Erde vertreten ist.
Der Hauptsitz in Deutschland ist in Düsseldorf. In 7 weiteren deutschen Großstädten werden Niederlassungen betrieben.
Die erste deutsche Niederlassung wurde 1964 in Düsseldorf gegründet.
McKinsey & Company
ist vollständig im Besitz der circa
„900 activ partners”.
Die Senior Partner wählen alle drei Jahre aus ihrer Mitte einen
MD
Managing Director,
der die Beratungsgesellschaft international vertritt.
Die Welt-Zentrale von McKinsey befindet sich in New York. McKinsey ist registriert als eine Gesellschaft des US-amerikanischen Rechts.
Nach eigenen Angaben berät McKinsey zurzeit immer noch über zwei Drittel der 1.000 größten amerikanischen und die Mehrzahl der im DAX vertretenen deutschen Unternehmen.
Zu den McKinsey – Kunden gehören auch öffentliche Institutionen, Parteien sowie Regierungsstellen.
Zum Beispiel war McKinsey in der von der CDU im Jahr 2003 einberufenen Herzog-Kommission zur Ausarbeitung des künftigen Sozialkonzeptes der Partei tätig.
So ist es nicht verwunderlich, dass der scheidende Chef – Manager der deutschen Büros,
Jürgen Kluge,
sogar als möglicher Kandidat für einen Ministerposten in einer Regierungmannschaft unserer
Polit- Prinzessin
Angela Merkel
gehandelt wurde.
Die Mitarbeiter von McKinsey werden überwiegend aus Hochschulabgängern der Wirtschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften rekrutiert.
In Deutschland ist
McKinsey
mit großem Abstand die bekannteste Unternehmensberatung. Die Gesellschaft wird oft als Prototyp der am „Shareholder Value” orientierten Unternehmensberatungen gesehen.
McKinsey
zieht seit Jahren Kritiken auf sich, die sich auch gegen die freie Marktwirtschaft oder bestimmte Formen der Globalisierung wenden.
Häufig bemängeln Mitarbeiter von Beratungskunden, dass McKinsey zur Bekämpfung von Problemen gerufen wird, aber dann sehr schnell selbst zum Problem mutiert weil zur Sanierung und Steigerung des Marktwertes oft umfangreiche Umstrukturierungen durchgeführt werden, wobei Massenentlassungen durchaus die Regel sind.
Der Kritikpunkt wird oft McKinsey angelastet, da dass „Lieblingskonzept” im vorherigen Jahrhundert die so genannte
>>> Gemeinkostenwertanalyse <<<
war, die von Gewerkschaftsvertretern auch als „Jobkiller Nummer 1” bezeichnet wird.
Ein weitaus bedenklicherer Kritikpunkt ist, dass McKinsey vorgeworfen wird, sich nicht in die Situation der zu beratenden Institution hineinzudenken, sondern ausschließlich stereotype Beratungsmuster anzuwenden.
In einer extrem drastischen Form kritisierte der Dramatiker
Rolf Hochhuth
im Jahr 2004 das Vorgehen von McKinsey.
Hochhuth schrieb das Theaterstück
„McKinsey kommt”,
in dem er der Wirtschaft den Spiegel vorzuhalten versucht und ihr
unmenschlichen Umgang mit den Arbeitnehmern
vorwirft.
Eine Figur des Stücks etwa spielt sogar mit dem Gedanken, einen Konzernchef nach dem Vorbild von Wilhelm Tell zu töten.
Dafür wurde
Rolf Hochhuth
mit Berechtigung heftig kritisiert.
„McKinsey kommt”,
ist ein Stück, das bewusst polarisiert und Diskussionen entfacht.
Es hielt der bundesdeutschen Realität
in fünf Akten
einen Spiegel vor und stellte die Frage nach
moralischer und gesellschaftlicher Verantwortung
politisch Handelnder.
"Ich zeige nicht McKinsey, sondern die Opfer einer weltweiten
>>> Religion <<<,
zu der die von unseren Politikern total unbeaufsichtigte
Diktatur der Weltwirtschaft geworden ist”,
sagte Hochhuth nach der Premiere.
Neoliberalismus ist nun unbestritten
>>> ein einseitig geführter Klassenkampf <<<,
der täglich durch den Skandal von über vier Millionen Arbeitslosen in Deutschland bestätigt wird.
McKinsey,
die Rolf Hochhuth zum
>>> Kronzeugen des neuen Kapitalismus machte <<<,
reagierte damals „sehr cool” und kaufte für Geschäftspartner, Kunden und Mitarbeiter eine komplette Vorstellung des Hochhuth-Dramas in Brandenburg.
Hochhuth wusste womöglich selbst sehr genau, dass
künstlerisch - theatralisch
gesehen sein Stück „kein toller Wurf” war.
Hochhuth reckte aber den moralischen Zeigefinger und schoss gegen die
neoliberalen
>>> Global Player <<<
und ihre „politischen Förderer” aus den deutschen demokratischen Parteien.
Beleuchtet man jedoch die Sorgen und Nöte von Mitarbeitern in krisengeschüttelten Unternehmen, muss sich eine marktwirtschaftlich ausgerichtete Beratung natürlich fragen lassen, welchen Stellenwert sie dem Gemeinwohl in ihrer Arbeit einräumt.
Selbst wenn man bedenkt, dass strategische Unternehmensberatungen keinerlei Entscheidungen vorgeben, sondern lediglich die Manager beraten sollen, haben Beratungsunternehmen eine ethisch moralische, aber auch soziale Verantwortung.
Hochhuths Drama bleibt eine wüste Mischung aus Tatsachen, Zeitungstexten und nationaler Elendsromantik,
für alle arbeitslosen Bürger in Deutschland aber bittere Realität.
Die Kompetenz, zukunftsorientierte Ideen zu entwickeln und auch umzusetzen, trauen Führungskräfte aus der Wirtschaft McKinsey ohnehin nicht zu.
Bei den Themen Kostensenkung, Rationalisierung, Geschäftsprozessoptimierung, Sanierung, Restrukturierung und Massenentlassung sind sie nicht zu schlagen.
Der kritische Beratertester
Professor Dietmar Fink
von der FH Bonn-Rhein-Sieg, der die
Deutsche Gesellschaft für Managementforschung
leitet, ließ 229 Topmanager befragten, darunter 86 Vorstände und Geschäftsführer, die meisten von ihnen aus den 100 größten Unternehmen Deutschlands.
Das Ergebnis ist eindeutig:
Es gibt eine Vielzahl kleinerer Spezialisten, die im Vergleich zu den Champions des Beratungsmarktes
McKinsey, BCG und Roland Berger
zwar relativ unbekannt sind, denen aber im Topmanagement großer Unternehmen eine höhere Kompetenz beigemessen wird als den vorgenannten so genannten „Champions”.
Kleine Unternehmensberater sind für Spezialaufgaben oft besser geeignet als Größen wie zum Beispiel
McKinsey,
so eine Studie des Uni-Professors Dietmar Fink.
Ein Generalist, der in allen wichtigen Beratungsthemen kompetent auftreten will, tut sich naturgemäß schwer, in jedem einzelnen Segment des Marktes ein hervorragendes
Know – How zu entwickeln.
McKinsey, BCG und Roland Berger
werden in diesem Jahr wieder mit sehr guten Wachstumsraten glänzen.
Da fragen sich immer häufiger aufgeweckte Bürger:
Zu wessen Lasten?
Sind die großen Beratungsgesellschaften, wie zum Beispiel
McKinsey,
Opfer ihres Erfolgs geworden?
In den Führungsetagen der Konzerne finden sich immer mehr Ex-Berater, besonders von McKinsey.
Das muss nicht immer ein Nachteil sein. Wenn ein Kunde weiß, wie ein Berater funktioniert und ihn dann einstellt, fördert das unter Umständen die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft.
Das kommt meistens beiden Seiten zugute.
Was passiert aber, wenn zum Beispiel große Automobilkonzerne im Topmanagement durchsetzt sind mit Ex-Beratern einer Beratungsgesellschaft?
Was passiert, wenn dann Entscheidungen über alte und neue Arbeitsplätze gefällt werden müssen?
Was passiert, wenn die „ehemaligen Kollegen” in der Beratungsfirma „so ganz zufällig” die Wirtschaftsministerien anderer Staaten beraten?
Kann es da nicht passieren, dass dann schnell einmal 15000 oder auch 20000 Arbeitsplätze aus Deutschland verschwinden?
Dann kommt man schon mal in Erklärungsnöte, wenn man den Arbeitslosen in Deutschland erklären will, warum gerade ihre Arbeitsplätze vernichtet wurden.
Da macht Erfolg allein nicht glücklich!
„Die Berater und Manager orientieren sich natürlich ausschließlich am Wohlergehen der Unternehmen”.
Sehr viele gutgläubige Bürger meinen dann auch, sie wollen nur das „Beste” für alle.
In Wahrheit verfolgen sie womöglich nur ihre eigenen Interessen und vernichten nach dem neoliberalen Credo
