Printmedien im Ausnahmezustand?
Was ist uns sauberer Journalismus noch „WERT“?
Die Insolvenz der FRANKFURTER RUNDSCHAU ist ein historischer Einschnitt. Die FR zählte in der Nachkriegs – Zeitungsgeschichte zu den traditionsreichen überregionalen und zeitkritischen Tageszeitungen. Anhaltender Gehaltsverzicht der Belegschaft, die Umstellung auf kleinere Papierformate, sowie eine Redaktionsgemeinschaft mit anderen Blättern aus der DuMont – Verlagsgruppe und die Reduktion der Lokalredaktion haben nicht geholfen.
Der Einstieg der SPD – Medienholding verpuffte quasi wie heiße Luft. Auch der ansonsten gesunde Kölner Verlag DuMont – Schauberg konnte der FR lediglich einen zeitlichen Aufschub verschaffen.
Die Ursachen für den Niedergang der einst viel beachteten linksliberalen Zeitung liegen auf vielen Gebieten. Selbst auflagenstärkere Tageszeitungen kämpfen mit schwindenden Verkaufserlösen und stark abschmelzender Anzeigenaufträgen. Lukrative Beilagen und Anzeigen wandern immer häufiger in sogenannte Stadtteil- oder Wochenzeitungen, die die „Adressaten“ flächendeckender und kostenfrei erreichen.
Hinzu kommt, dass die Lokalredaktionen vieler Tageszeitungen reihenweise geschlossen wurden und werden. Sauberer, kritischer Journalismus mit korrekten Analysen und wirklich kritischen Hintergrundbeleuchtungen wurden der „stromlinienförmigen“ anonymen Massenberichterstattung geopfert. Lokale Färbungen verschwanden – und mit ihnen immer mehr Zeitungskäufer. Deshalb droht nicht nur der FR der Ausnahmezustand. Die meisten Printmedien haben sich durch jahrelanges Perception Management ihrer Markt- und Existenzberechtigung letztendlich selbst beraubt. Die Verantwortlichen verpassten die Befreiung aus der Umklammerung der atlantischen Netzwerker.
Möglicherweise gelingt es im zweiten Anlauf, denn der DRSB hat seit Jahren dafür den Weg freigekämpft. Es bleibt deshalb den Zeitungslesern zu wünschen, dass noch ein gangbarer Weg gefunden werden kann. Dies gilt umso mehr, als das ganz große Finanzdesaster selbst den scheinbar stabileren größeren Boulevard – Zeitungen erst noch bevorsteht.
Der DRSB hat seit Jahren den Finger in die ständig wachsende Wunde gelegt. Die Auflistung der Verstöße gegen die Gebote des sauberen, fairen und aufklärenden Journalismus umfassen mehrere tausend DIN A4 – Seiten. Neugierig – wie immer – wollte der DRSB in Erfahrung bringen, was den Menschen in unserer Heimat sauberer, fairer und aufklärender Journalismus tatsächlich noch „WERT“ ist.
Ein Journalismus frei von allen Wahrnehmungssteuerungen.
Das Ergebnis einer Spontanumfrage hat selbst die Medienprofis beim DRSB überrascht, denn 13% der Zeitungsleser würde für sauberen und kritischen Journalismus täglich bis zu 4,00 Euro ausgeben. 20% wären bereit bis zu 3,00 Euro täglich in guten Journalismus zu investieren. 39% möchten dafür lediglich maximal 2,50 Euro hinblättern und 23% wollen überhaupt keine Tageszeitung mehr kaufen. Lediglich 5% haben keine Meinung zum Thema: