Regelt der Markt alles?
Die weltweit anhaltende US – Finanz- und Wirtschaftskrise wurde vor allem durch unvorsichtige sowie unsinnige Immobilienspekulationen in Gang gesetzt. Bedauerlicherweise haben sich zu viele deutsche Banken, Fondsgesellschaften und Versicherungskonzerne daran beteiligt. Den nächsten Schub der Auswüchse des US – Killer – Kapitalismus werden wir in Europa höchstwahrscheinlich Anfang März 2013 miterleben dürfen. Die Ernüchterung wird vermutlich grausam ausfallen, wenn weltweit die Medien verkünden müssen:
Wall Street und US – Industrie im Überlebenskampf.
Regelt der Markt alles?
Die Selbstverkünder einer unfehlbaren heilen globalen Finanz- und Industriewelt dürften mit dem kommenden Schub der US – Finanz- und Wirtschaftskrise unwiderruflich widerlegt sein. Welche Auswirkungen diese höchstwahrscheinlich zu erwartende katastrophale Entwicklung nehmen wird, vor allem auf die Menschen in unserer Heimat, ist zurzeit schwer absehbar. Je schwerer die Einschläge bei uns werden, umso schneller könnte es in unserer Heimat zu einer gesellschaftlichen Wandel kommen, denn die Warnhinweise- und Rufe gegen den US – Killer – Kapitalismus haben sich plötzlich als weitgehend berechtigt herausgestellt. Lediglich aus diesem Blickwinkel haben die Börsen – Junkies, Pseudoexperten und Pseudoanalysten völlig Recht behalten:
Der Markt regelt alles.
Ende 2008 und Anfang 2009 überschlugen sich mehrere Wochen die Nachrichten um die geplante Sanierung der Adam Opel GmbH und um die Rettung deutscher Arbeitsplätze an den Standorten Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern. Für die Sanierung der Adam Opel GmbH forderten damals die Opel – Manager Staatshilfen in Höhe von rund 4 Milliarden Euro ein.
Gemessen an der tatsächlichen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit hätte schon 2009 die Adam Opel GmbH aber stabil auf eigenen Füßen stehen müssen. Denn die aktuellen Produktentwicklung und das Produktdesign Gesellschaft bewegen sich auf gleicher Augenhöhe mit anderen deutschen Automobilkonzernen. Gemäß der Pressemitteilungen wurden die von Adam Opel GmbH in Deutschland entwickelten Patente zu einem Preis von 1 Milliarden Euro an GM veräußert. Der deutschen „Tochter“ gewährte man dafür vom Mutterkonzern >anstelle eines Zahlungsausgleichs – eine langfristige Anleihe [ ? ].
Nennt man so etwas neuerdings Rettung?
Denn für die weitere Nutzung dieser „eigenen“ Patente muss die Adam Opel GmbH an den Mutterkonzern in Detroit jährlich Lizenzgebühren in Höhe von 650 Millionen Euro abführen.
Gemäß der Grundprinzipien des Außensteuergesetzes haben international verbundene Unternehmen ihre Leistungsbeziehungen untereinander wie mit fremden Dritten abzurechnen. In den Brennpunkt der öffentlichen Betrachtung traten damals schon Fragen nach der Einhaltung von steuerlichen Verpflichtungen des GM – Konzerns in Deutschland. Unüberprüft hörten sich die Schlagzeilen in den Medien so an, als springe der GM – Konzern nach Gutsherrenart mit den Steuergesetzen in Deutschland um. Die Bild – Zeitung titelte in Bild.de am 08. März 2009:
Politiker empört über Opels „Steuerflucht“!
Doch schon damals drängte sich die Frage auf: Wieso wird die Adam Opel GmbH systematisch ausgeblutet? Als direkt betroffener Manager wollte der DRSB deshalb vom damaligen Opel – Big – Boss Forster in Erfahrung bringen:
1.
Wie hoch sind die einzelnen Jahresergebnisse von Opel in den letzten 5 Jahren?
2.
Wie entwickelt sich der Stand der Forderungen / Verbindlichkeiten Ihrer Gesellschaft an den Mutterkonzern in den letzten 5 Jahren zu den einzelnen Bilanzstichtagen? Wie hoch ist der aktuelle Stand?
3.
Wie hoch ist der jeweilige Gesamtstand an Forderungen / Verbindlichkeiten gegenüber anderen Konzerntöchtern in den letzten 5 Jahren?
4.
Zu welchem Gesamtwert musste Ihre Gesellschaft in den letzten 5 Jahren Waren an den Mutterkonzern liefern?
5.
Wie entwickeln sich die Bankverbindlichkeiten Ihrer Gesellschaft in den letzten 5 Jahren?
6.
Bis zu welchem Wirtschaftsjahr fand die letzte Betriebsprüfung statt?
7.
Wurde bei einer Betriebsprüfung im Ihrer Gesellschaft Feststellungen zu Verrechnungspreisen für Leistungsabrechnungen getroffen?
Wenn ja, welche?
8.
Wurden im Rahmen von Jahresabschlussprüfung durch zur Abrechnung von Verrechnungspreisen etwas beanstandet?
Wenn ja, was?
9.
Wurde die Anleihe der Muttergesellschaft an die Adam Opel mbH für den Verkauf der Patente zwischenzeitlich ausgeglichen? Wenn ja, wann und in welcher Höhe?
10.
Welche Sicherheiten räumte der Mutterkonzern der Adam Opel GmbH bis zur vollständigen Zahlung der Anleihe ein?
11.
Zu welchem Stichtag erfolgte der Verkauf der Patente und seit wann muss Ihre Gesellschaft hierfür Lizenzgebühren zu leisten? Wie hoch sind die tatsächlichen jährlichen Lizenzgebühren? Welche Laufzeit hat der Lizenzvertrag?
12.
Liegt dem Verkauf der Patente ein ordnungsmäßiger Beschluss des deutschen Managements und die notwendige Genehmigung des Aufsichtsrates zugrunde?
13.
Erfolgte die Einrichtung des Systems „Lizenzgebühren“ während Ihrer Amtszeit als Vorsitzender der deutschen Geschäftsleitung?
14.
Unter den vorgenannten Prämissen entspricht die Zahlung der Lizenzgebühren alleine von der Adam Opel GmbH an die Muttergesellschaft einer Rendite von 65 %. Liegt der Festlegung des Kaufpreises der Patente ein Gutachten zugrunde? Wenn ja, von wem?
15.
Wurden seit der Einführung des Systems „Lizenzgebühren“ die von der Adam Opel GmbH entwickelten Patente an GM übertragen oder direkt von GM selbst angemeldet und wurden die bei Opel entstandenen Entwicklungskosten bei den Lizenzzahlungen an GM in Abzug gebracht?
16.
Mussten andere europäische Tochtergesellschaften, die eigene Patente entwickelten, diese ebenfalls an die Muttergesellschaft übertragen? Bestehen zwischen GM und diesen Tochtergesellschaften vergleichbare Verträge?
17.
Müssen europäische Tochtergesellschaften für den Einsatz der in Deutschland entwickelten Patente Lizenzgebühren an GM zahlen? Wenn ja, von wem und in welcher Höhe?
18.
Werden von der Entwicklungsabteilung Ihrer Gesellschaft auch Leistungen gegenüber GM – Gesellschaften erbracht? Wenn ja, wie werden diese Leistungen abgerechnet?
19.
Wurden die Angemessenheit des Kaufpreises der Patente und die Abrechnung der laufenden Lizenzgebühren seitens der Finanzverwaltung bereits geprüft? Wenn ja, wurden Beanstandungen festgestellt?
20.
Bestehen bei den deutschen Finanzämtern aktuelle Steuerrückstände? Wenn ja, in welcher Art und in welcher Höhe?
21.
Haben Sie sich zum Thema der Zahlung von Lizenzgebühren an den Mutterkonzern mit dem Bundesministerium der Finanzen ins Benehmen gesetzt? Wenn ja, wann und mit welchem Ergebnis?
Alle Fragen blieben bis heute unbeantwortet. Möglicherweise wollte man vermeiden, dass die fleißigen, treuen Opelaner die Chance eingeräumt bekommen, bedingt durch die konsequente Forschung und Entwicklung am Standort Deutschland, auch zukünftig am weltweiten Marktgeschehen teilnehmen zu dürfen. Seit dem GM – Insolvenzantrag Chapter 11 im Jahr 2009 [ Chapter 11 ist ein Abschnitt des Insolvenzrechts in den USA ] steht der amerikanische Konzernmutter unter erhöhtem Druck zu Kosteneinsparungen. Seit vielen Jahren schreibt GM rote Zahlen. Die Krise in den Europaländern wird die Nachfrage nach GM – Fahrzeugen auch in den kommenden Jahren schwer belasten. Bis 2015 will General Motors trotzdem in Europa die Gewinnschwelle erreichen.
Für mehr als 3000 Opelaner des Werkes in Bochum beginnt seit gestern der Schicksalsweg in die soziale Ausgrenzung. Nach 2016 werden keine Fahrzeuge mehr in Bochum gefertigt Über ein Aus für den Standort Bochum wurde schon seit 2007 spekuliert. Für die Stadt Bochum ein weiterer schwerer Nackenschlag, denn 2008 hatte der Handyhersteller Nokia seine Produktion in der Stadt eingestellt [ Subventionsflucht ]. Damals verloren rund 2300 Menschen ihren sicheren Arbeitsplatz. Der Mutterkonzern GM will die Produktionskapazitäten an die gesunkene Nachfrage in Europa anpassen. Gleichzeitig erhöht die Chevrolet Deutschland GmbH ihre Verkaufsaktivitäten in Deutschland und Europa, obwohl die meisten „Chevys“ mit den Opel – Modellen baugleich sind. Die Chevrolet – Modelle werden mit durchschnittlichen Rabatten von 26% „rausgehauen. Ungekrönter Rabattkönig ist der Chevrolet Captiva mit 32%. Das baugleiche Opel – Modell >der Antara< kann mit durchschnittlich 25% nicht mehr mithalten. Beide Sport Utility Vehicle [ SUV ] sind gut verarbeitet Fahrzeuge. Wer also die Qual der Wahl hat, der entscheidet sich in der Regel für das preiswertere Fahrzeug von Chevrolet. So etwas nennt man auch in der Automobilwirtschaft:
Kannibalismus!
Dieser vermutlich gewollte Kannibalismus führt dazu, dass immer weniger Käufer zum Opel – Original greifen. Diese Destabilisierung der Marke Opel könnte man natürlich mit dem nassforschen Spruch abtun:
Der Markt regelt alles!
Aber – einmal Hand aufs Herz: Regelt der Markt bei Chevrolet und Opel wirklich alles? Oder wird hier gezielt von GM in das Marktgeschehen >zum Nachteil von Opel – eingegriffen? Denn selbst der zurzeit sehr beliebte SUV MOKKA und der extrem gut gelungene Stadtzwerg ADAM [ sprich ÄDAM ] bekommen bei Chevrolet einen Klon. Werden die Opelaner – mit der willfährigen Hilfe der atlantischen Netzwerker – zu Opfern der US – Politik gemacht? Was vermuten Sie?