Gastbeitrag
von
Ewald Eden
Unverkennbar eine Wende…
In zwei aktuell aufeinanderfolgenden Ausgaben einer regionalen Tageszeitung, die sich in ihrer Verlagsgeschichte gewiss nicht durch Aufmüpfigkeit im Verhältnis zu dem sich immer gerade am Ruder befindlichen politischen System hervorgetan hat, deutet sich auf der Ebene der führenden Kommentatoren als Betrachter und Bewerter der politischen Wetterlage in unserem Lande unverkennbar eine Wende an. Die in zwei unmittelbar in Folge erschienen Kommentare, auch überregional sich zu Wort meldender „Experten“, haben auf den ersten Blick und für den huschigen Morgenleser nichts miteinander zu tun. Wie gesagt, auf den ersten Blick und einen flüchtigen Augenkonsum. Wer aber seinen
Sinnenglubschern
auf den zweiten Blick ein tieferes Abgleiten in die Texte erlaubt, der wird ganz schnell und nachhaltig mit der Nase auf die innere Verwobenheit der dort kommentierten Abläufe stoßen. Nämlich auf die fatale auch oder vielleicht gerade unter vielen Deutschen zu findende menschliche Eigenschaft des
nach Oben buckeln und nach Unten treten.
Ich habe es hier bewusst als eine vielleicht in größerem Maße deutsche Charakterprägung benannt, weil sie mir in dieser Form und in einem solchen Ausmaß während meiner vielen Aufenthalte in den Heimaten unserer europäischen Nachbarn, vom hohen Norden Skandinaviens bis in die weinseligsten mediterranen Landstriche rings um das Mittelmeer, nirgendwo so merkbar aufgefallen ist wie jetzt wieder beim Lesen Zeitungskommentaren zu Briefen von deutschen Beamten an die EU nach Brüssel. Die Briefe werden in ENGLISCHER SPRACHE geschrieben und verschickt, obwohl so etwas im EU-Kunstgebilde nicht gefordert wird. Unsere osteuropäischen Nachbarn werden in ihrem Erleben, in der Vergangenheit begründet, wohl noch sehr viel hellhöriger und feinfühliger solcherart Agieren bundesdeutscher Politiker und Beamte wahrnehmen. Gute Nachbarschaft pflegt man anders und ein europäisches
„Wir-Gefühl“
wird auf einem solchen Boden niemals entstehen.