Gastbeitrag
von
Eberhard Stopp
12. Juni 2012
Das Wort am Sonntag
Das Glück gesund zu sein
Was schützt besser? PRIVAT oder STAAT?
Sehr geehrter Herr Piasetzky,
Ihr oben zitierter Beitrag, wie der Artikel zur Rentenversicherung
Private Altersvorsorge
Versorgungsfrage der Zukunft?
vom 20. Mai 2012 zeigt eine meist richtige und nachvollziehbare Analyse der Lage,
kommt aber dann zu den falschen Schlussfolgerungen, wie ich meine.
Beide Artikel haben nach meiner Auffassung den systemisch gleichen Fehler:
Auf der einen Seite kritisieren Sie mit Recht die für den Bürger, Wähler, Versicherten,
Rentner nachteilige Politik der herrschenden Parteien und Personen, kritisieren zu Recht Auswüchse und Schwächen von gesetzlichen
Renten – Krankenversorgungsystemen
[ Bürgerversicherung, die angebliche Überforderung der gesetzlichen Rentenversicherung wegen des demographischen - Raffel- Faktors ], um dann die Privatisierung, bzw. die Zweiteilung von gesetzlichen und privaten Versorgungssystem zu begründen. Als „ Ossi“ würde ich auf deutsch [ Volksmund ] antworten:
Typisch Wessi!
Er kennt eben nur den Kapitalismus. Er [ der Wessi ] kritisiert und analysiert den
Kapitalismus, die Schlussfolgerung – bar jeder Logik – ist:
Die Lösung ist der Kapitalismus.
Nicht der „Einheitsbrei“, ein Begriff den besonders die DDR – Hasser aus CSU und
FDP gern benutzen, ist die Lösung, sondern der Kapitalismus? Sie tun so, als wäre die Private Wirtschaft in einem kapitalistischen System etwas außerhalb des Systems stehendes, etwas Unabhängiges vom gesellschaftlichen System, etwas besonders Positives und Leistungsfähiges. Dabei ist genau diese Private Wirtschaft, eben auch bei Alters- und Gesundheitsvorsorgesystem von den gesetzlichen Grundlagen abhängig, die wie jeder wissen sollte, die meist nicht unabhängig agierenden Abgeordnete [ Legislative ] in Gesetzestext bringen, der Gesetzgeber [ Exekutive ] diese Gesetze [ Durchführungsbestimmungen ] ausführt, sowie im Zweifel [ und den gibt es bei allen in den letzten Jahren ausgeführten Gesetzen, siehe Hartz IV und Wahlgesetz, Urteile BGH….fast immer ] bei den Gerichten [ Judikative ] landet und dort oftmals gekippt wird. Dabei führen Sie das Beispiel des englischen [ Staats ] Krankensystems an. Ein schönes Eigentor, wie ich finde. Zeigen Sie hier doch deutlich, dass nicht das Krankensystem [ egal ob Privat oder Staat ] die Ursache der mangelnden Versorgung ist, sondern der Staat selbst, der die Regeln, sowie die finanziellen Mittel für dieses System aufstellt. Zudem vernachlässigen Sie – wie auch bei der Betrachtung des Rentenproblems – auch bei der Gesundheitsvorsorge 5 wesentliche Nachteile des privaten Systems:
1.
Es ist fast ausschließlich auf Profit ausgerichtet [ eventuell Ausnahme, VVaG,
Genossenschaften ];
2.
Es werden wegen Punkt 1 nicht alle Antragsteller aufgenommen- da es eine
Antragsprüfung, Gesundheitsprüfung gibt [ siehe BU - katastrophale
Annahmepolitik der Anbieter, siehe PKV - Ablehnung von Vorerkrankten ];
3.
Daraus folgt der 3. Nachteil:
Unsolidarisches System;
4.
Die [ Verwaltungs- ] Kosten, meist durch private Abschlußvermittler, sind in der Regel
höher ;
5.
Die Sicherheit von Kundengeldern ist nicht gewährleistet.
Wesentliche Kritikpunkte an der gesetzlichen Krankenversicherung, deren
„Reparatur“
diese zugleich zu einem Top – Angebot machen würde, lassen Sie einfach weg:
1.
Es zahlen nur Pflichtversicherte ein, auch nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze;
2.
Es gibt zu viele „Wasserköpfe“ und Schmarotzer in dem System, wie zum Bsp. die
Kassenärztlichen Vereinigungen, die Vorstände, weil es eben zu viele GKV gibt;
sowie allerlei andere Absahner;
3.
Das falsche Abrechnungssystem [ Pauschalen, Budgetierung ]; der Arzt wird zum
Kaufmann [ rechnet aber gegenüber dem Kunden nicht ab! ];
4.
Wenn es der Gesetzgeber will, wäre jede medizin.- techn. Topleistung, die zurzeit
nur bei den PKVs angeboten wird, natürlich auch von den GKV anzubieten,
5.
Sie setzen auf den Teufel Wettbewerb,
was absoluter Unsinn bei Versorgung ist!
Hier wird der Kunde zum Spielball der Anbieter, als könnte er entscheiden oder wissen, was für Ihn die beste medizinische Behandlung ist. Hier sollte auf
staatliche Verantwortung, strafrechtliche Konsequenzen bei Missbrauch und den Eid
des Arztes gesetzt werden.
Würden Sie Ihrer eigenen sicher auch in großen Teilen richtigen Analyse logisch
folgen, und wären ideologisch offen, dann müssten Sie sich für den
„Einheitsbrei“
entscheiden:
Ein vom Staat initiiertes Gesundheitswesen, für alle offen, alle zahlen ein
entsprechend Ihres Einkommens, mit Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten durch die
Legislative und auf dem medizinisch – technischen Höchststand, der allen zu Gute
kommen sollte.
Vielleicht ist für Sie und viele andere aber auch nur die Taktik entscheidend?:
Man fordere nur das, was sich in den nächsten Tagen und Wochen durchsetzen lässt,
nicht das Optimum für den Bürger.
Eine echte Vision für die Zukunft halte ich für besser, ein wirkliches Ziel, was man vehement verfolgen könnte und dafür auch Mehrheiten gewinnen kann.
Die Frage, wie Sie in einem killerkapitalistischem, calvinistischen und auf Neoliberalismus getrimmten Staat, der die Rechte der Bürger mit Füßen tritt und mehr
die Interessen der Monopole, der Dax – Konzerne und Finanzlobby vertritt eine
parallele
„Private Versicherungswirtschaft“
installieren wollen, die dem Kunden dient, haben Sie mir auch bei meiner Reaktion auf Ihren Artikel zur Rentenversicherung nicht beantwortet.
Es ist genau das privat – kapitalistische System, was erst den Arbeitnehmern
[ Besitzlose! ] den Gewinn abpresst, um dann Politiker und Abgeordnete zu erpressen, zu kaufen und Netzwerke wie INSM, Atlantik-Brücke… zu finanzieren.
Das wollen Sie also stärken, nicht den Staat?
Privat vor Staat – das geht nur, wenn der Staat dies zulässt, wenn wir einen auf
Demokratie und Verfassung [ Grundgesetz ] verpflichteten Staat haben.
Diesen Staat haben wir zu Zeit nicht!
Dieser Staat, unsere Regierung und die Abgeordneten haben sich dem Diktat der
Kapitalisten, des „Marktes“, der Netzwerkern aus Atlantik – Brücke …und
„Bilderbergern“
untergeordnet. Der Staat ist aber das Kontroll- und Machtzentrum, sollte es zumindest sein. Wenn wir diesen Bürger – Staat haben, dann lösen sich viele Probleme der Vorsorge fast wie von selbst. Dann brauchen wir keine kapitalistische private Grundversorgung bei Gesundheit-, Pflege und Altersversorgung. Privat vor Staat- löst in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation die anstehenden Probleme der Alters- und Gesundheitsvorsorge nicht – es schafft nur neue Probleme.
Denn die Gesundheits- und Altersvorsorge ist nur ein Teil der Wirtschaft und ein Teil
der gesellschaftlichen Entwicklung.
Diese Regierung ist aber unwillig, die anstehenden Probleme – Energie, Umwelt,
Kriege, Verteilung, Finanz-und Steuerpolitik, Bildungspolitik, Reformierung der EU, …
zu lösen.
Es sind Egoisten, die in der Regel
der Korruption unterliegen und ohne jeden
Charakter und Verantwortung sind.
Es sind Fahnen im Wind, die der „Markt“ hin und her weht, je nach Lust und Laune.
Das Glück gesund zu sein, ist wirklich ein Glück!
Man sollte es genießen, solange es geht. Aber gerade der auf grenzlosen Profit
getrimmte Kapitalismus fordert oftmals den Einsatz genau dieses Glücks- der
Gesundheit- um den Profit ins unermessliche zu steigern. Der Schlüssel ist nicht Privat vor Staat, sondern ein gerechter, transparenter, demokratischer Staat für die Bürger und Menschlichkeit.
Die Wirtschaft
hat den Menschen zu dienen und nicht umgekehrt.
Mit freundlichen Grüßen
E. Stopp
Rochlitz
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