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DRSB

Deutscher Rentenschutzbund e.V.

 

Fenster der Zukunft öffnen

Welche Auswirkungen

hat die Globalisierung wirklich?

von

Udo Johann Piasetzky

Vorstandsvorsitzender des DRSB e.V.

und

Steuerberater Hans – Josef Leiting

Vorsitzender der Rentenkommission des DRSB e.V.

und

Rechtsanwalt Heinrich Sternemann

Vorsitzender der Antikorruptionskommission des DRSB e.V.

 

 

Meerbusch, den 13. April 2007

 

 

Mutiert die Welt zum Spielfeld und Tummelplatz für „Freibeuter”?

 

Um die Globalisierung zu begreifen und das Spannungsverhältnis zwischen den Wirtschaftskräften und der nationalen Identität zu beurteilen, bedarf es einer scharfen historischen Analyse der weltweiten Vorgänge.

 

Globalisierung ist mehr als die Nutzung des Potentials von Arbeitskräften, Maschinen, Computern, Netzwerken oder Telefonkonferenzen.

 

Was aber ist Globalisierung?

Wann begann der Prozess der Globalisierung?

Wohin führt der Weg der Globalisierung?

 

Der Globalisierungsprozess ist in 3 Phasen einzuteilen, wobei jede Phase ein völlig anderes Bild liefert.

1. Phase

 

Mit Christoph Kolumbus begann im Jahr 1492 die 1. Phase der Globalisierung. Kolumbus eröffnete mit seinen Expeditionen den Handel zwischen der alten und der neuen Welt.

 

Durch die verstärkten Aktivitäten der europäischen Seefahrer schrumpfte die Welt von einem „riesigen” zu einem „mittelgroßen” Gebilde.

 

Am Anfang waren es Königshäuser, Staaten oder Regierungen, die durch Religion oder imperialistische Bestrebungen die Welt erobern wollten für eine wirtschaftliche Integration.

Kirche und Imperialismus

bildeten meistens sogar eine Allianz für die Globalisierungsaktivitäten.

 

In der 1. Phase dieser Globalisierung beschäftigten sich die „Mächtigen” hauptsächlich mit folgenden Fragen:

 

Wie können die Bürger global handeln?

Mit wem müssen Kooperationen gesucht werden?

Wo liegen die Chancen?

 

Die Hauptantriebskräfte waren der Wille zur wirtschaftlichen Integration und die Gewinnsucht.

 

Genau genommen ist auch die

 

Kartoffel ein Globalisierungsprodukt

der 1. Phase.

 

Die Handelsplattformen wurden weltweit systematisch ausgebaut und Synergien genutzt.

 

Die 1. Phase der Globalisierung wurde abgeschlossen zum Ende des 17. Jahrhunderts.

 

2. Phase

Die industrielle Revolution läutete mit der Dampfkraft und der Eisenbahn ab dem

18. Jahrhundert die 2. Phase der Globalisierung ein und dauerte bis zum Jahr 2000 an.

 

Die Hauptantriebskräfte dieser Phase waren vor allem technologische Innovationen und Durchbrüche.

Eisenbahnen,

Dampfschiffe,

Telefone

und

Großrechner

 

waren die Garanten für den Reifeprozess einer weltumspannenden Ökonomie.

 

Der rege Austausch von Waren, Dienstleistungen, Agrarprodukten und Informationen zwischen allen Kontinenten ermöglichte die Bildung eines ersten echten Weltmarktes.

 

Diese für alle Menschen durchaus positive Entwicklung wurde lediglich durch die von den Amerikanern ausgelöste Weltwirtschaftskrise und durch den 1. und 2. Weltkrieg unterbrochen.

 

In der 2. Phase dieser Globalisierung beschäftigten sich die „Mächtigen” hauptsächlich mit folgenden Fragen:

 

Wie kann mein Staat die Chancen am besten nutzen?

Wo finden Unternehmen ihren Platz im globalen Wettbewerb?

Wie agiert man erfolgreich in globalisierten Märkten?

 

In der 2. Phase schrumpfte die Welt von einem „mittleren” zu einem „kleinen” Gebilde.

Deutsche Bürger und Unternehmen nutzten die sich bietenden Chancen und wurden dadurch zum

Exportweltmeister.

 

Der „Megahype” dieser Globalisierungsära war ohne Zweifel der Fall der Mauer in Deutschland und das Zusammenwachsen beider deutscher Staaten.

 

Damit war der Weg frei für die 3. Phase.

 

2001 begann die 3. Phase der Globalisierung mit weiterführenden innovativen Entwicklungen.

 

Zuverlässige Satellitentechnik, Glasfaserkabel und immer leistungsstärkere Personalcomputer lassen unsere Welt von einem „kleinen” zu einem „Miniaturgebilde” schrumpfen.

Geschicktes globales Agieren

ist jetzt die Hauptantriebskraft der Ökonomien in der Welt.

 

Überall auf der Welt erkennen Menschen, dass plötzlich mehr Möglichkeiten als jemals zuvor eröffnet werden.

 

In der 3. Phase dieser Globalisierung beschäftigten sich nicht nur die „Mächtigen”, sondern alle Bürger mit folgenden Fragen:

 

Wo liegen die persönlichen Fähigkeiten für eine globale Kooperation?

Was kann mein Platz auf Dauer im globalen Wettbewerb sein?

Welche Chancen bieten sich?

 

Das bedeutet gleichzeitig, dass Handwerk, Handel und Industrie auf unserem blauen Planeten, in weltweiter Konkurrenz stehen und sich bewähren müssen.

 

Waren die 1. und 2. Phase geprägt von europäischer und amerikanischer Dominanz, so mischen in der 3. Phase die „asiatischen Giganten”

 

Indien und China

kräftig mit.

 

In einem nie gekannten Maße werden Entwicklungen vorangetrieben und Kostenvorteile kritiklos genutzt, ohne darauf zu achten, welche Spätfolgen entstehen könnten.

 

Das nachfolgende Beispiel steht für viele vergleichbare Entwicklungen:

 

Für amerikanische Steuerberater ist es längst zur Routine geworden, dass die Steuererklärungen und Buchhaltungsarbeiten ihrer Mandanten in Indien erledigt werden.

 

Selbst amerikanischen Bundesbehörden lassen Buchhaltungsarbeiten in Indien erstellen.

 

2003 wurden geschätzte

25 000 Steuererklärungen

 

von US – Bürgern in Indien gefertigt.

 

2004 waren es schon mehr als 100 000 Steuererklärungen.

2005 stieg die Anzahl rasant auf 400 000 Steuererklärungen.

2006 verdoppelte sich das Volumen auf circa

800 000 Steuererklärungen.

 

Für das Jahr 2007 rechnen indische Optimisten mit einer erneuten Verdoppelung der Zahlen.

 

Die indische Stadt Bangalore wird zwischenzeitlich schon das

 

„indische Silicon Valley”

 

genannt.

 

Hier arbeiten Hunderttausende in Callcentern und in Softwarelaboren, meistens für einen Hungerlohn.

 

Die Mitarbeiter in den Callcentern sind oftmals Studenten, die in speziellen Sprachkursen amerikanische Akzente lernen.

 

Auch Techniken des „strukturierten Interviews” werden dort vermittelt, damit die Mitarbeiter im Callcenter möglichst viele Informationen aus den US – Bürgern herausquetschen.

 

Damit gutgläubigen Amerikanern nicht auffällt, dass sie mit Indern sprechen, benutzen die Callcenter – Mitarbeiter sehr gerne amerikanische Namen wie

 

Bob, Jeff, Percy, Mike oder Susan und Maria.

 

Wer nach dem 11. September 2001 in die USA reiste, weiß wie „sensibel” die amerikanischen Sicherheitsbehörden reagieren.

 

Die vorgenannte Praxis für die Erstellung von Steuererklärungen sowie das Agieren der Callcenter stört die US – Sicherheitsexperten von

 

CIA, NSA und FBI

 

anscheinend überhaupt nicht.

 

Bei der Flut von täglich „frischen” Informationen aus „erster Hand” kann Indien getrost auf einen teuren Auslandsspionagedienst verzichten.

 

Wach geküsst von den Möglichkeiten der Informationsbeschaffung bei gleichzeitiger „guter” Honorierung macht sich nun auch China daran, Callcenter für amerikanische Unternehmen einzurichten.

 

Dass die beschriebenen Vorgehensweisen nicht neu sind, zeigt ein Artikel vom

07. Juni 2004 in der US – Fachzeitschrift

 

Accounting Today,

 

in dem der Autor, ein vereidigter Wirtschaftprüfer der Gesellschaft „Boomer Consulting” aus Kansas, das Erstellen von Steuererklärungen in Indien als Zukunft bezeichnet.

 

Gott erschuf in sechs Tagen die Welt. Am siebten Tage ruhte er.

 

Ob amerikanische Sicherheitsspezialisten nach genauer Analyse dieser globalen Situation jemals wieder zur Ruhe kommen, erscheint zweifelhaft.

 

Wer jetzt über die Einfältigkeit von Amerikanern vor Lachen nicht in den Schlaf kommt, sollte ein Deutschland betreffendes Beispiel nicht außer Acht lassen.

 

In dem DRSB – Artikel vom 25. Februar 2006

 

 

Ist China wirklich schneller?

Unfreiwilliger Export deutscher Arbeitsplätze vernichtet nachhaltig deutsche Renten!

____________________________________________________________

 

wird deutlich auf die Schwerpunktverschiebung der globalen Wirtschaft nach Asien hingewiesen.

 

Mit enormer wirtschaftlicher Dynamik schickt sich China an, das neue Zentrum der Weltwirtschaft zu werden.

 

Hierzu sind vermutlich alle Mittel recht, die den Erfolg garantieren. China beziffert das Wirtschaftswachstum der letzten 3 Jahre mit jeweils 10%.

 

Insider gehen aber davon aus, dass die echte Quote bei circa 30% pro Jahr liegt. Anscheinend möchten chinesische Politiker den Rest der Welt nicht verschrecken.

 

Mit geschätzten

1200 Milliarden Dollar

 

an flüssigen Investitionsmitteln dürften chinesische Unternehmen demnächst weltweit auf Einkaufstour gehen.

 

Bargeld lacht und ermöglicht den Kauf von interessanten Schlüsselunternehmen, besonders in Deutschland.

 

Viele Bürger erinnern sich bestimmt an die ersten sogenannten „Schwerpunktstreiks” in der Metallindustrie.

 

Damals wurde die Firma

 

Mahle GmbH in Stuttgart

 

gezielt bestreikt und somit die Autoproduktion massiv behindert. Wer keine Kolben für die Motoren verbauen kann, produziert keine Autos.

 

Wer heutzutage dieses Hightech – Unternehmen gezielt kauft, beherrscht blitzartig den Markt.

 

Dabei ist „Mahle” nur ein Beispiel für diverse Optionen, die chinesische Unternehmen wahrnehmen können.

 

Zweifellos würde ein solches Vorgehen eine gigantische Herausforderung, nicht nur für die deutsche Automobilindustrie darstellen.

 

Deutsche Bürger

 

sollten schnell erkennen, dass sich nicht nur ihre Arbeitsleistung in eine globale Wertschöpfungskette einfügen muss, sondern dass jeder einzelne selbst im globalen Wettbewerb steht und man sich deshalb die Kompetenzen und Fertigkeiten aneignen muss, die zwingend erforderlich sind, damit ein Schritthalten mit der globalen Entwicklung gewährleistet ist.

 

Wer im TV – Bildschirm die Welt zu Hause hat, wird auch im Berufsleben die Konkurrenz zu spüren bekommen.

 

Nationen, die am besten mit der 3.Phase der Globalisierung zurechtkommen, begnügten sich nicht mit

„kleinen Schritten”,

 

sondern verändern grundlegend ihre Arbeitssysteme und Geschäftsabläufe.

 

Die Rahmenbedingungen hierzu muss aber die Politik vorgeben.

 

Das heißt für alle Politiker aus den demokratischen Parteien:

 

Hausaufgaben machen und richtig erledigen.

Nur dann können sich in Zukunft junge Bürger noch die Fragen stellen:

 

Wo gibt es gute langfristige Arbeitsplätze in Deutschland?

Welches Unternehmen nimmt erfolgreich in der Globalisierung Chancen wahr?

Wie kann ich durch Leistung in die Mittelschicht aufsteigen?

 

Die 4. Phase der Globalisierung beginnt womöglich schon 2050. Inwieweit Deutschland dann als Agrarland oder als Megaindustrieland dabei sein wird, entscheidet sich aber schon heute.

 

Die Frage ist deshalb nicht welche Zukunft uns erwartet,

sondern welche wir haben wollen.

 

 

 

DRSB

Wir kämpfen seit 19 Jahren mit der Stimme der Demokratie

für

einen modernen Sozialstaat,

sichere, langfristige Arbeitsplätze,

sinnvolle, gerechte und lernfähige Rentensysteme,

sichere, gerechte und leistungsfähige Sozialsysteme,

und für

korruptionsfreie Demokratie in Deutschland und der EU.

 

Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

 

 

 

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