DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
Redaktionsteam
Leitung:
Udo Johann Piasetzky ⋅ Andreas Kallen ⋅ Hans – Josef Leiting
Düsseldorf, den 28. Januar 2008
Entwertung
deutscher Arbeitskräfte und deutscher Produkte
Politiker, Wirtschafts- und Gewerkschaftsbosse sowie die deutschen Medien erzählen den deutschen Bürgern seit Jahren die gleiche Geschichte:
Globalisierung
bedeutet
Fortschritt, Erziehung, Wohlstand
und ständige
wirtschaftliche Modernisierung.
Das ist leider nur die halbe Wahrheit, denn gleichzeitig beschert uns die Globalisierung:
Gesellschaftliche und politische Zerrüttung,
Vernichtung der kulturellen Grundwerte
und den
Ruin der deutschen Industrielandschaft.
Für jeden ehrlichen deutschen Bürger muss diese Entwicklung zunächst ein unergründliches Rätsel bleiben.
„Ich halte fest an Dir Deutschland”!
Einen solch positiven Ausspruch würde heute kaum noch ein Wirtschafts- oder Gewerkschaftsboss, geschweige denn ein deutscher Politiker wagen.
Zu sehr sind schon ihre Gedanken vom Globalisierungs – Bazillus verseucht. Gegen die Auswirkungen der deutschen Spielart des amerikanischen
Korporatismus
können oder wollen sie sich nicht mehr zur Wehr setzen. Idealistische Vorstellungen von
Demokratie oder echte, unverfälschte Meinungsfreiheit
haben diese korporatistischen Neoliberalen bereits vor Jahren auf dem Altar des
Kapitalismus und der Maßlosigkeit
geopfert.
Die ideologische Einseitigkeit der nackten Gier bestimmt das Handeln und verschlechtert Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr die Lebensbedingungen für deutsche Bürger.
Die multinationalen Konzerne mit bekannten Weltmarken haben die Identifikation mit ihren materiellen Produkten schon längst aufgegeben.
Auf den Führungsetagen träumen die Topmanager von der tiefen inneren Bedeutung ihrer Markensysteme, die den Geist der
Gemeinschaft,
Individualität,
des
Sports
oder der
Wildnis
verkörpern sollen.
Da das Image zunehmend mehr zählt als die Qualität des Produktes, bringen selbst die Marketingspezialisten, die die eigentlichen so genannten
Markenidentitäten
entwickeln und begleiten, ihre Aufgabe nicht mehr mit der Produktion in den Fabriken in Verbindung. Schon eher sehen sich viele der
Marketing – Junkies
in einer direkten Konkurrenz zur Fabrikation von Produkten stehen.
Nach der verquirlten Ansicht dieser
Marketing – Junkies
werden Produkte einfach nur in einer beliebigen Fabrik hergestellt.
Marken aber, werden im Kopf gemacht!
Der Unterschied zwischen einfachen namenlosen Produkten und stark beworbener Marken wird immer größer. Internationale Werbeagenturen bewerben bereits seit Jahren keine Produkte mehr, sondern haben sich darauf spezialisiert den Markenwert zu steigern und zu stärken, indem sie wertvolle Botschaften von
Lifestyle,
Einstellung
und
sozialer Bedeutung
in den Köpfen der Bürger und potentieller Kunden verankern.
Parallel zur Entfaltung dieser ultramodernen Werbemaschinerie entwickelten sich zum Vertrieb der Marken – „Produkte” nahezu
tempelartige Verkaufsräume
sowie
futuristisch gestaltete Firmensitze,
die in der neoliberalen Wirtschaftswelt auch sehr gerne
„Campus”
genannt werden.
Nachdem solche
Mega – Marken - Konzerne
die Geldtöpfe der Verbraucher systematisch angezapft haben und dadurch ihre eigentliche reine
Geld – Seele
gefunden haben, gehen sie meistens gezielt daran sich vom schwerfälligen Körper zu befreien und die – aus ihrer Sicht – unansehnlichen Fabriken zu eliminieren.
Das System von Nike, die selber keine ihrer Fabriken besitzt, wurde zum Prototyp einer produktfreien Markenstrategie und wird mit überwältigendem Erfolg weltweit kopiert.
Keine Produktionszwänge – Keine Verpflichtungen.
Läuft die Marke gut, wird mehr geordert.
Läuft die Marke weniger gut, wird weniger geordert.
So einfach ist dieses neoliberale globale Wirtschaftssystem.
Der schnelle, geräuschlose neoliberale Prioritätenwechsel hat alle so genannten
nicht – virtuellen Produzenten
von gestern sowie die Fabrikarbeiter und zuliefernde Handwerksbetriebe, nicht nur in Deutschland, in eine kritische Lage gebracht.
Investierten seriöse Traditionsunternehmen früher in innovative Produktionsmaschinen und in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und gaben sich mit Preisaufschlägen von durchschnittlich 100% auf den Fabrikpreis zufrieden, suchen sie heute weltweit nach Produzenten, die ihre Produkte so preiswert herstellen können, dass der Preisaufschlag in vielen Fällen 400% beträgt.
Wenn der Produktionsprozess so abgewertet wird, dauert es nicht mehr lange bis es den deutschen Bürgern flächendeckend in Deutschland, ebenso ergeht.
Nur allzu gerne folgen leichtgläubig deutsche Manager den Verheißungen von amerikanischen Beratern, die mit ihren platten „Weisheiten”:
Autos rosten,
Maschinen nutzen sich ab
und
gut ausgebildete Menschen sterben aus,
nur
Marken leben weiter,
den Verstand vernebeln und sie dazu verleiten vermeintliche Flexibilität und gigantische Profite zu suchen.
Folgt man dieser amerikanischen Logik, dann ist es völlig blödsinnig Geld für Fabriken oder für die Erhaltung von Maschinen auszugeben.
Viele amerikanische Beratungsjunkies behaupten sogar, dass die Investitionen in Arbeitnehmer, die altern und sterben können, die Krönung des Schwachsinns seien.
Nach vorliegenden Informationen halten McKinsey- oder Boston Consult Beratungsjunkies
teures Sponsoring, ständige Markenerweiterungen
und
aufwendige Packungsgestaltungen
für sinnvoller als die Produktqualität.
Aufwendige Werbung soll darüber hinaus Synergieeffekte provozieren, damit man gezielt den Aufkauf von Absatzwegen verfolgen kann, um Marken noch reichlicher unters Volk zu bringen.
Made in Germany
ist ja bekannter Maßen bereits für die deutsche Automobilindustrie nicht mehr der Schwerpunkt der strategischen Überlegungen.
Was stört es schon einen Topmanager mit Millionenbezügen, wenn zum Beispiel Mercedesverkäufer deutschlandweit schon von weitem an der Produktqualität erkennen können, ob ein Mercedes ML in Amerika gebaut wurde.
Immer häufiger hinterfragen deutsche Bürger nicht nur bei Mercedes, Audi und BMW, wo denn die Fahrzeuge tatsächlich gebaut werden.
Deutsche Qualität im Automobilbau
legte die Basis für die heutigen Verkaufserfolge deutscher Automobilhersteller in der ganzen Welt.
Noch immer sind weltweit vermögende Bürger bereit für einen Mercedes oder Audi
- made in Germany – hohe Preise zu zahlen. Auf einen BMW – made in USA – trifft das bereits nicht mehr zu.
Wer nur noch die „Marke” BMW teuer verkaufen möchte, wird die Erfahrung machen, dass schwindende Produktqualität selbst Weltmarken ein Ende bereiten kann.
Wer möchte schon sein Geld
für einen teuren Audi – made in India – rauswerfen?
Genauso denken in unserer globalisierten Welt die Bürger in allen Staaten und verbinden zum Beispiel mit den
Marken Audi und Mercedes
noch immer
- Made in Germany -.
Vielleicht spuckt es womöglich in den Köpfen einiger Beraterjunkies herum, dass man mit konsequenter Markenstrategie irgendwann einmal ganz auf das Herstellen von Produkten verzichten kann.
Nach dem Motto:
„Image ist alles”
dürften sich solche Beratertypen aber schnell in psychiatrischen Kliniken wieder finden.
Nur Manager und Unternehmer, die am Produktionsstandort Deutschland mit Verstand, Weitblick und Verantwortungsgefühl festhalten, wirken einer
Entwertung
deutscher Arbeitskräfte und deutscher Produkte
entgegen.
Made in Germany
wird auch in Zukunft
deutsche Arbeitsplätze und Wohlstand sichern können.
DRSB
Wir kämpfen seit 20 Jahren mit der Stimme der Demokratie
für
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sichere, langfristige Arbeitsplätze,
sinnvolle, gerechte und lernfähige Rentensysteme,
sichere, gerechte und leistungsfähige Sozialsysteme,
und für
korruptionsfreie Demokratie in Deutschland und der EU.