„Die Nachwehen der US – Kriege“
Teil 109
Second Chance
[ Europas geplante Entmündigung ]
31. Januar 2012
Die Selbstauflösung des Warschauer Paktes war keinesfalls, wie sehr gerne von westlichen Medien und Regierungen immer dargestellt, eine gesellschaftliche Kapitulation. Es war kluge und vorausschauende Politik, die die richtigen Schlüsse aus den internen wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten der damaligen Warschauer Paktstaaten gezogen hatte. Denn die Alternative wäre gewesen, dass Russland weiterhin schwächere Mitglieder alimentiert, aufpäppelt und wirtschaftlich, politisch wie auch militärisch durchgezogen hätte. Polen, Lettland, Estland, Litauen, Rumänien, Bulgarien oder auch die Ukraine hängen nun teilweise am Tropf der Europäischen Union. Es hätte also mehrere Möglichkeiten gegeben, wie Europa, wie die NATO auf die eingeleitete russische Politik hätten reagieren können. Eine Möglichkeit wäre gewesen, den Staaten des Warschauer Paktes den Status der Neutralität zu verleihen und sie gemäß ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit beim langsamen Übergang in das westliche Gesellschaftsmodell zu helfen. Dies hätte bedeutet, dass man den ehemaligen Paktstaaten überschaubare Kredite zum Aufbau ihrer Länder immer dann hätte gewähren können, wenn dafür ausreichende Gegenleistung erbracht worden wären. Der Übergang vom Kommunismus in den Kapitalismus hätte sich somit an einer schrittweise umgesetzten und praktizierten sozialen Marktwirtschaft orientieren können. Ein solch logisches Modell wäre mit Sicherheit im Interesse einer gesunden demokratischen Entwicklung in diesen Staaten gewesen. Doch man zog es vor, den Warschauer Paktstaaten mit Armen und Beinen um den Hals zu fallen. Die politischen Zyklen der US – Politik sind in der Regel eng verknüpft mit den Amtszeiten ihrer Präsidenten. Bis heute hat sich bei jedem neuen US – Präsidenten die Welt ein wenig verändert. Die Europäer sollten es deshalb zukünftig vermeiden, die typischen Irrtümer der USA nachzuahmen. Es ist stets hoffnungslos, ohne konstruktive Lösungen andere Menschen oder Staaten zu verteufeln und ihnen den Stempel der eigenen Lebensweise aufzudrücken. Nicht alle Menschen wollen Fast Food essen, Coca Cola trinken und gehirnerweichende TV – Programme „genießen“. Es hat sich herausgestellt, dass es wesentlich besser ist die Mentalität und Lebensweise anderer Menschen zu ergründen und deren tatsächlichen Absichten aufzuspüren. Denn die Abkehr vom Kommunismus bedeutet nicht gleichzeitig eine Umkehr im Denken und Empfinden der Mentalität. Mit etwas Geduld hätten die Europäer treffsicher das Potential der Warschauer Paktstaaten bündeln und Schritt für Schritt gemeinsam auf- und ausbauen können.
Alle NATO – Konzepte waren und sind dafür ungeeignet.
Die aktuelle NATO – Struktur mit der Zielsetzung der Bekämpfung von Terrorismus sowie der „Berufung“ zur Beseitigung von sogenannten Schurkenstaaten ist für eine solche Aufgabe völlig ungeeignet. Die USA wären in einer neu definierten Konstellation sicherlich zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft, was wahrscheinlich zu einer fundamentalen Neugestaltung oder gar Auflösung der NATO geführt hätte.
Zbigniew Brzezinski
gilt bedauerlicherweise neben Henry Kissinger noch immer als einer der führenden Strategen amerikanischer Außenpolitik im 21. Jahrhundert. Der ausgewiesene Russenhasser Brzezinski wird genauso, wie es auf wirtschaftlichen Gebieten jahrzehntelang Milton Friedman [ Chicagoer Schule ] tat, die USA außenpolitisch und militärisch in die Sackgasse der Geschichte führen.
Brzezinskis Hauptwerk das politischen Versagens ist das 1997 veröffentlichte Buch „The Grand Chessboard“. Es gewährt jedem Leser tiefere Einblicke in die langfristigen Interessen amerikanischer Machtpolitik. Dieses Buch ist heute noch brandaktuell, weil es einen überschaubaren Rahmen der geopolitischen Zielsetzungen der USA für einen Zeitraum von rund dreißig Jahren enthält. Einer wirklichen Prüfung von Logik oder gar politischer Vernunft hält es nicht stand. Es enthält Illusionen und obsolete Machtträumereien von imperialem Größenwahn. Mit der zukünftigen Machtverteilung und der neu konzipierten Weltordnung hat das Buch von Zbigniew Brzezinski nichts mehr zu tun. Bekanntlich wurde Barack Obama von dem Multimilliardär George Soros und dem ehemaligen Sicherheitsberater unter Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski, ins Amt des Präsidenten gehievt. Seitdem ist der Russenhasser Brzezinski der führende außenpolitische Berater Obamas. Als „DIE“ graue Eminenz unter den amerikanischen Geostrategen verkörpert Brzezinski die verdrehten Sichtweisen und Interessen der amerikanischen Wirtschaftseliten. Und vergleichbar wie es Milton Friedman durfte, legt der Russenhasser quasi im Jahres -Rhythmus nach. In seinem Buch
„Second Chance“,
aus dem Jahr 2007, unterzog er die Regierungen Bush Senior, Clinton und Bush Junior tief greifender Kritik. Brzezinski deutlicher Vorwurf lautet, die Vorgenannten hätten die Chance, nach dem Zusammenbruch der UdSSR ein System dauerhafter amerikanischer Vorherrschaft zu errichten, vollkommen unzureichend genutzt. Der Russenhasser Brzezinski sieht jedoch eine
„Zweite Chance für die USA“
darin, die unilaterale Politik einzuschränken und verstärkt auf Kooperationen und Absprachen mit Europa und China zu setzen. Auch mit Iran, Syrien und Venezuela empfiehlt
Zbigniew Brzezinski
Verhandlungen aufzunehmen und parallel dazu Russland zu isolieren und schrittweise zu destabilisieren. Möglicherweise konnte der Russenhasser im Jahr 2007 noch nicht umfänglich die Folgen der US – Finanz- und Wirtschaftskrise absehen, sodass dadurch seine Aussagen ein klein wenig verständlicher erscheinen. Was aber die Staaten China, Iran, Syrien und Venezuela betrifft, so liegt die Vermutung nahe, dass man den
Altmeister des Hasses
in Washington „nicht richtig“ verstanden hat. Die drastischen Verschlechterungen in den aktuellen Szenarien legen ein eindeutiges Zeugnis davon ab. Nur seine Empfehlungen zur Isolation und zur Destabilisation von Russland scheint man in Washington erhört zu haben.
Trotz aller Fehlleistungen und eigenwilligen Interpretationen in der Beurteilung politisch sinnvoller Maßnahmen liegt der Altmeister des Hasses mit einer Einschätzung der Lage völlig richtig. Brzezinski befürchtet, dass der Kulturkampf zwischen den USA und dem Islam langfristig die amerikanischen Interessen im Nahen Osten erheblich beschädigen könnte. Das ist sehr erstaunlich, denn bis heute hat der Russenhasser mit seinen Einschätzungen und Absichten meistens neben der Spur gelegen. Wer die Bücher, Aufsätze und sonstige Veröffentlichungen sowie die Vorträge von
Zbigniew Brzezinski
systematisch analysiert, der erkennt sofort, dass sein Kernziel die direkte militärische Kontrolle der Ölvorräte des Nahen Ostens ist. Nebenziele sind die wirtschaftliche Knebelung und Unterwerfung der Europäer [ EU und Euroländer ] sowie die gezielte Störung der Bündnisbeziehungen zwischen den Staaten der sogenannten
SCO
Shanghai Cooperation Organisation.
Brzezinski verfolgt ernsthaft noch immer das Ziel, China durch spezielle Angebote aus dem SCO – Bündnis zu lösen und Russland zu isolieren. Als Sohn eines polnischen Diplomaten lebte Zbigniew Brzezinski im Alter zwischen 8 und 10 Jahren während des Höhepunkts der stalinistischen Säuberungen in der Ukraine. Vermutlich haben diese Ereignisse sein Denken auf verhängnisvolle Weise geprägt und negativ auf Russland fixiert. Höchstwahrscheinlich ist der Russenhasser deshalb auch ein glühender Verfechter des amerikanischen
Demokratie – Exports.
Die völkerrechtswidrige Einmischung, besonders über NGO’s in souveräne Staaten, scheint Brzezinski weniger zu stören, denn er strebt noch immer die Strategie amerikanischer Vorherrschaft an. Dies wird besonders deutlich, wenn man seine Bücher aufmerksam durchliest.
Übrigens:
Sein Buch „The Grand Chessboard“ ist in der deutschen Übersetzung unter dem Titel
„Die einzige Weltmacht“
auch in unserer Heimat käuflich zu erwerben. Nach der Ansicht des Autors ist Eurasien das Schachbrett, auf dem der Kampf um die globale Vorherrschaft in Zukunft ausgetragen wird.
Da liegt Brzezinski völlig richtig.
Lediglich eine Tatsache ist dem Russenhasser bisher offensichtlich verborgen geblieben. Den Kampf um die globale Vorherrschaft haben die USA seit dem Beginn der letzten US – Finanz- und Wirtschaftskrise bereits verloren. Möglicherweise überarbeitet der gebürtige Pole noch einmal sein Hauptwerk unter diesen für ihn neuen Gesichtspunkten. Auch die deutsche Übersetzung sollte dann einen anderen Titel erhalten. Passend wäre auf jeden Fall:
„Die ehemalige Weltmacht“.