„Die Nachwehen der US – Kriege“
Teil 100
Die Ironie
der amerikanischen Geschichte
28. Juli 2011
Die zurzeit häufig gestellte Frage nach der zukünftigen Rolle der ehemaligen Weltmacht ist gewiss nicht die alleinige Frage, aus deren Antwort sich die zukünftige Ordnung im weltweiten Staatensystem ableiten ließe. Die USA hatten die gesetzlich erlaubte Marke von 14,3 Billionen US – Dollar bereits am 16. Mai 2011 erreicht. Seitdem darf sich die Regierung in Washington kein frisches Geld mehr leihen und kann ihre Rechnungen nur mit Hilfskrücken von Sondermaßnahmen bezahlen. Auch damit ist aber am 02. August 2011 definitiv Schluss. Es sei denn, die Demokraten und die oppositionellen Republikaner einigen sich immer wieder auf eine Anhebung und Ausdehnung der Schuldengrenze.
Sonst drohen den USA
die Zahlungsunfähigkeit und ein Rückfall in die Rezession.
Dieses ständig wechselnde Szenario wird auch an allen Finanzmärkten mit großer Sorge verfolgt. Von größter Wichtigkeit ist dabei, wie die Mächtigen in Washington ihre ehemalige Stellung als alleinige Supermacht in Zukunft noch definieren wollen.
Davon hängt demnächst ab, welche
ideologischen und politischen Feindbilder, Kriegsschauplätze
sowie Allianzen sich die USA noch leisten können.
Einmal ganz abgesehen von den Abstrichen, die die ehemalige Supermacht schon heute an ihren Machtansprüchen vornehmen muss. Die wirtschaftliche Führungsrolle werden die USA nicht mehr für sich beanspruchen können und ihre durchaus noch herausragende militärische Einzelstellung ist abhängig von der finanziellen Leistungsfähigkeit in den kommenden fünf Jahren. Das gesamte Szenario der politischen Wirklichkeit erfordert von allen NATO – Partnern eine einfühlsame strategische Weitsicht und politische Durchhaltefähigkeit. Denn die Umsetzung der internationalen Ordnung werden nicht die Fragen nach Krieg oder Frieden beantworten, denn China oder auch Indien sowie der aufstrebende asiatische Wirtschaftsraum demonstrieren schon heute eindrucksvoll, wie man mit friedlichen Mitteln wesentlich weiter kommt. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind aus der Sicht der Asiaten das Land der Vergangenheit. Die weltgeschichtliche Wichtigkeit und die Sehnsucht nach der Macht gehören somit in die Rüstkammer der Geschichte. Die Pleite von Lehman Brothers, die Verstaatlichung von Fannie Mae und Freddie Mac sowie das Stützungspaket für die AIG lieferten Maßstäbe und wichtige Anhaltspunkte dafür, wie groß der tatsächlich finanzielle und wirtschaftliche Schaden in den USA ist. Letztendlich haben alle Konjunkturprogramme der Regierungen von George Walker Bush und Barack Obama keine nutzmehrende Wirkung gezeigt. Entweder waren sie klein oder es gab an den falschen Stellen zu viel davon. Zuviel wurde auch zur Sozialisierung der Bankenschulden verbraten, sodass die vermeintlichen Investitionsprogramme weitere große Löcher in die ohnehin schwachen sozialen Sicherungsnetze rissen. In der Wirtschaftspolitik ist jeder noch so kleine Stillstand ein großer Rückschritt. Diese Erkenntnis wächst nun langsam in Washington und zeigt den politischen Akteuren, wie schwierig es ist, das Ziel einer echten Vollbeschäftigung mit sicheren Langzeitarbeitsplätzen zu erreichen. Nun rächen sich der jahrelange Abbau von Langzeitarbeitsplätzen und die Verlagerung von Produktionsstätten in vermeintliche Billiglohnländer. Es müssten quasi aus dem Stand geschätzte 8 bis 10 Millionen stabiler Arbeitsplätze geschaffen werden. Diese Zahl von sicheren Arbeitsplätzen ist notwendig, damit die US – Wirtschaft wieder einigermaßen normal funktionieren könnte. Ein Albtraum für jeden amerikanischen Politiker, denn innerhalb von nur knapp vier Monaten hatte die US – Wirtschaft so viele Arbeitsplätze aus Profitgier vernichtet, wie alle Obama – Programme im Verlauf der zurückliegenden drei Jahren zu schaffen gehofft hatten.
Selbst wenn es der US – Regierung ab August 2011 gelingen sollte, dass alle auf die Schiene gesetzten Konjunkturprogramme außerordentlich erfolgreich verlaufen, kann es Barack Obama nicht gelingen, bis 2012 auch nur annähernd wieder eine Vollbeschäftigung herzustellen. Alle Daten deuten darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit in den USA nur extrem langsam zurückgehen wird. Verständlicherweise sprechen alle politischen Protagonisten sowie auch die Medien von dieser negativen Entwicklung nicht. Es zeichnet sich genauso wie in unserer Heimat ab, dass ein wirtschaftliches Wachstum erst mit großer Verzögerung am Arbeitsmarkt ankommt, weil mögliche Arbeitgeber erst dann mehr Personal einstellen, wenn sie davon überzeugt sind, dass die Erholung von Dauer sein könnte. Ein solcher Silberstreif am Horizont ist in den USA zurzeit kaum erkennbar. Tatsächlich verschleiern – wie in unserer Heimat – die veröffentlichten Arbeitslosenzahlen in den USA die wahre explodierende Schwäche der Erwerbsbevölkerung. Würde man alle statistisch verschleierten Arbeitsuchenden zusammenzählen, dann herrscht in den USA eine Arbeitslosigkeit von rund gerechnet 18%. Ein solcher Wert wurde bereits kurzfristig im Juli / August 2008 veröffentlicht
[ 17,5% ] und verschwand blitzartig wieder aus allem Berichterstattungen der Medien. Der leicht erkennbare Mangel an sicheren Langzeitarbeitsplätzen schürt und verstärkt die Zukunftsängste, selbst der derjenigen Amerikaner, die noch Arbeit haben und in diesem Jahr befürchten, ein einseitiges Entlassungsschreiben zu bekommen. Die Mehrheit in der erwerbstätigen Bevölkerung befürchtet zu Recht, dass in einem solchen Fall die Aussichten, eine neue gleichwertige Arbeitsselle zu finden, realistisch betrachtet gleich NULL ist. Mit dem Ende des Warschauer Paktes, spätestens jedoch nach den Terroranschlägen am 11. September 2001, wurde – ohne wenn und aber- eine neue Epoche der Weltpolitik eingeläutet. Der wachsende Neoliberalismus, die wirtschaftliche Globalisierung sowie der weltweit steil ansteigende Energieverbrauch werden die zu lösenden Aufgaben an ein funktionierendes Staatensystem im 21. Jahrhundert verändern.
Die anhaltende US – Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Entstehen einer völlig neuen Weltordnung beschleunigt und wird den rasant anwachsenden sozialen Druck auf die Menschen in unserer Heimat erhöhen.