„Die Nachwehen der US – Kriege”
Teil 89
Sieg gegen den Terror?
24. September 2010
Mit Wirkung vom 28. Juni 2004 wurde der Irak wieder als souveräner Staat dargestellt, denn mit diesem Datum endete die Zeit unter US – amerikanischen Verwaltung. Die vermeintliche staatliche Souveränität wurde allerdings bis heute durch interne militärische Konflikte im Land überschattet. Schon vor dem Sturz von Saddam Hussein rivalisierten Schiiten und Sunniten um die politische Macht und die Kontrolle der bedeutenden Wirtschaftsregionen im arabischen Bereich. Auch die ständig aufflammende Kurdenfrage im Norden des Iraks ist nicht gelöst. Nach wie vor streben die Kurden einen autonomen Staat an. Bedingt dadurch ist die Frage nach dem künftigen Status des Nordens des Irak völlig offen. In diesem tiefen politischen Chaos erklärte
US – Präsident Barack Obama
die so genannte Irak – Mission offiziell für beendet. Angesichts der prekären politischen Lage sowie der ansteigenden Gewalt ist dies ein weiterer Verzweifelungsschritt der USA. Obwohl ein Rest der von den USA geführten Koalitionstruppen bis auf weiteres im Irak verbleiben wird, ist bereits deutlich absehbar, wie sich die politische Lage im Irak zukünftig gestalten wird.
Neun Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York zeigen alle sachlichen Analysen, dass
„der US – Krieg gegen den Terror”
wesentlich mehr Probleme geschaffen hat, die darüber hinaus, bei genauer Durchleuchtung, auch brandgefährlicher sind als die alten. Der Großteil der islamischen Bevölkerung ist fest davon überzeugt, dass die Organisation von Al Kaida die Anschläge vom 11. September 2001 nur mit der logistischen Hilfe der US – Regierung und Israels durchführen konnte. Diese mögliche Wahrnehmungsverschiebung verdeutlicht in klarster Form, dass die USA und Europa den Kampf um die Herzen und Köpfe aller Muslime bereits seit Jahren längst verloren halten. Den Mächtigen in Washington ist es im Verlauf von jetzt schon neun Jahren nicht gelungen, eine verständliche, klare und einfache Botschaft allen Beteiligten zu vermitteln. Die weltweiten US – Kreuzzüge gegen den Islam haben westliche Interessen nachhaltig torpediert und den Widerstand gegen den amerikanischen Imperialismus vervielfacht. Eine solch nachwirkende
Kriegs- und Kolonialpolitik
wird den Widerstand selbst von friedlichen oder gemäßigten Muslimen ebenso hervorrufen wie in den antikolonialen Befreiungskämpfen des 20. Jahrhunderts. Kein direkt betroffenes Land wird es hinnehmen wollen, zu einer
amerikanischen Kolonie
degradiert zu werden. Die Menschen in Afghanistan, in Pakistan und im Irak haben ihre kolonialen Erfahrungen mit den britischen Empire noch immer nicht vergessen. Analysiert man Zeitungen oder sonstige Veröffentlichungen in den vorgenannten Staaten, dann ist sehr leicht erkennbar, dass das historische Bewusstsein der Menschen hellwach ist.
Haben wir in Europa nichts
aus der unrühmlichen britischen Geschichte gelernt?
Wird von den USA der falsche Krieg geführt?
4400 gefallene und 32.000 verwundete
sowie verstümmelte US – Bürger sind eine vernichtende
Bilanz des Schreckens.
Rund 1,4 Billionen US – Dollar und „Kleingeld” werden die USA auf Jahre hinaus
wirtschaftlich noch weiter schwächen. Der Krieg wurde hauptsächlich mit geliehenem Geld aus Europa finanziert, dass gutgläubige Menschen Banken, Fondsgesellschaften oder Versicherungskonzernen anvertrauten. Auch das ist der vernichtenden Bilanz nach über siebeneinhalb Jahre Krieg im Irak zuzuschreiben. Denn die
„unfreiwilligen Geldspender”
kommen überwiegend aus dem Bereich der aktuellen und zukünftigen Rentenbezieher.
Zwar war US – Präsident Barack Obama von Anfang an gegen den Irak – Krieg, doch als Nachfolger von George Walker Bush, ließ er die Kriegsmaschinerie zunächst auf vollen Touren weiterlaufen. Erst nachdem aus Westeuropa, insbesondere aus unserer Heimat, die Gelder spärlicher flossen, verknappten sich in den USA notwendige Investitionen im eigenen Land und die ohnehin hohe Rekordschulden stieg ins Unermessliche. Verpflichtungen für die Zukunft der USA blieben somit auf der Strecke, so dass kaum noch Geld für die Industrie da war und die Schaffung neuer Arbeitsplätze blockiert wurde. Trotz der reichlichen Ölfunde vor der eigenen Küste stieg die Abhängigkeit von ausländischem Öl steil an, denn der vorgebliche Kampf gegen das Terrornetzwerk Al Kaida und die untaugliche
Kampfmission in Afghanistan
dauern weiter an. Würde US – Präsident Barack Obama lediglich der wirtschaftlichen Situation Folge leisten, müsste er sofort auch alle Truppen aus Afghanistan abziehen.
Zugleich machte er klar, dass er an dem Abzugstermin aus Afghanistan festhalte. Bis zum Juli 2011 sind es noch neun Monate – neun Monate die noch viele Milliarden
US – Dollar sinnlos verbrennen lassen. Nichtsdestoweniger verkündete
Barack Obama
trotzig den Führungsanspruch Amerikas in der Welt. Ausdrücklich hob er das Eintreten für Frieden im Nahen Osten hervor. Die Mächtigen in Washington hoffen noch immer auf positive Ergebnisse der Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern. Möglicherweise auch in Zukunft völlig vergeblich. Ein Satz in der Ansprache von Obama ließ aufmerksame Zuhörer aufschrecken.
Zitat Auszüge:
„Der Führungsanspruch der USA lasse sich dauerhaft
nur durchsetzen, wenn es Amerika wirtschaftlich gut geht”.
Zitat Ende.
Was bedeutet diese Aussage des US – Präsidenten?
Die Finanz- und Wirtschaftskrise steht am Anfang ihrer Entwicklung und wird vermutlich erst im Jahr 2011 den Blick auf das gesamte Wirtschaftschaos freigeben. Im Norden des Iraks braut sich, von den Medien weitgehend unbemerkt, ein Konflikt zusammen, der in Gewalt auszubrechen scheint. Ein zu erwartender Bürgerkrieg im Irak hat den Zerfall des Landes zur Folge. Höchstwahrscheinlich muss sogar mit einer direkten türkischen Intervention zu rechnen sein. Liest man die Berichte und Prognosen der
International Crisis Group
genau durch, dann kann man bereits die Tage zählen, bis neue Kriegshandlungen die gesamte Region erschüttern. Derweil scheinen die
Sandkastenstrategen in den USA
davon zu träumen, dass man noch immer einen
Sieg gegen den Terror
erringen könnte. Der Schlüssel zu diesem traumhaften Sieg soll jetzt in Pakistan liegen.
Doch das dortige Regime verfügt über wenig Legitimität und kämpft ums eigene Überleben. Durch die ständigen Verletzung der Souveränität Pakistans ist latenter Widerstand in allen Landesteilen feststellbar und wird in kürzester Zeit dazu führen, dass auch dieses muslimisch geprägte Land sich von den USA abwenden wird. Der von den Mächtigen in Washington so dargestellte
„war on terror”
zeigt auch in Pakistan die wahren Nachwehen der US – Kriege. Die aktive Militärhilfe Pakistans gegen afghanische Interessen wird auf Dauer nicht zu halten sein. Wenn die pakistanische Elite wegbricht, um sich in Richtung China neu auszurichten, kollabiert das Gefühl der Freundschaft zwischen Pakistan und den USA. Den Mächtigen in Washington steht also ein ähnliches Schicksal wie den Briten im 19. Jahrhundert und der Sowjetunion im 20. Jahrhundert bevor. Beide imperiale Staaten mussten gedemütigt und besiegt aus Afghanistan abziehen. Die obsoleten Durchhalteparolen der NATO und die Aufstockung der Truppen werden langfristig keinen Erfolg mehr bringen, denn von Anfang an wurde von den USA der falsche Krieg geführt. Der
„war on terror”
diente, wie oft berichtet, nur als Vorwand für die Erreichung anderer geostrategischer Ziele und nicht dem Aufbau von Demokratie oder gar der Durchsetzung von Menschenrechten. Der eigentliche Sündenfall der USA ist nach wie vor der Aufbau und die Unterstützung der Taliban – Organisation sowie der Sturz von Saddam Hussein, der nachweislich mit der Al Kaida nichts zu tun hatte. Trotzdem wurde der Irak auch unter Verweis auf 9 /11 überfallen. Nicht der militärische Überfall selbst ist das Problem, sondern die Begleitumstände, denn hunderttausende Iraker haben den Krieg und die bis heute andauernde Anarchie im Land mit ihrem Leben bezahlt. Verschärfend kommen die Drohungen Washingtons und Israels hinzu, gegen den Iran vorgehen zu wollen. Auf diesem Nährboden gedeiht der radikale Islamismus und erfährt wieder neuen Zulauf. Die
erstaunliche politische wie auch militärische Kurzsichtigkeit der USA hat in immer größer werdende Sackgassen geführt.
Wofür kämpfen und sterben
deutsche Soldaten und ihre Verbündeten noch in Afghanistan?
Die Taliban sind so stark wie nie und haben trotz der NATO – PRÄSENZ längst die Kontrolle über ganz Afghanistan. Der vorgebliche
„Krieg gegen den Terror”
in Afghanistan hat sich dadurch verselbständigt und folgt einer Eigendynamik, die politisch kaum noch steuerbar ist. Und das Schlimmste steht wohl erst noch bevor:
Der Abzug unserer Bundeswehr.
Gerade weil der islamistische Terror auch weiterhin eine ernste Bedrohung darstellt, muss die Politik in Berlin den Mut aufbringen, außergewöhnliche Ideen zu erproben, um unsere Soldaten unversehrt in die Heimat zu bringen. Das heißt konkret:
Ein Sieg im Krieg gegen den Terror ist reine Utopie!
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Sieg gegen den Terror?
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