Deflation 7

„Die Krise als Chance begreifen

 

Wer seinen Verstand benutzt, begreift jede Krise als Chance. Verharren Sie nicht in Angst oder obsoleten Denkstrukturen. So schlimm sich eine Deflationsphase auch ausbreiten mag, sie bietet weltweit allen Menschen und Unternehmen die unbegrenzten Möglichkeiten, die finanzielle Situation zu verbessern.Große Vermögen werden hauptsächlich in einer wirtschaftlichen Depressionsphase oder in einer Deflation gemacht. Da eine ausgewachsene Deflation immer vor einer Inflation kommt, sollte man sich jetzt darauf einstellen und mitten in der Abschwung – Phase voll auf Inflation setzen. Solche oder ähnlich lautende

„gute  Ratschläge“

waren in japanischen Medien zu lesen, als Japan um die Jahrtausendwende mit hoher Geschwindigkeit in der Deflation raste.

Hurra,

dachten damals viele japanische Banker und Manager, jetzt machen wir so richtig viel „Kohle“, denn in einer Deflation werden Vermögenswerte recht schnell umverteilt. Wirtschaftliche Abläufe werden dadurch viel schneller als in ruhigen,
normalen Wirtschaftsperioden. Der Blick auf die Realität belehrte allerdings die Japaner eines Besseren. Hatte man noch im Jahr 2004 die Hoffnung, das Gespenst der Deflation zu besiegen, so wurde bereits im Jahr 2007 die Beerdigungszeremonie für alle Hoffnungsgedanken eingeleitet. In diesem Jahr kündigt sich vermutlich der „Super – Gau“ für die Japaner an, denn ein erneuter Preisverfall in Japan bedroht auch die Regierung in Tokio. Ein aus japanischer Sicht unerwartet rasanter Verfall der Großhandelspreise stürzt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt noch tiefer
in die Deflation. Wie vom DRSB prognostiziert [ 6% bis 7% ] liegen im Vergleich zum Vorjahr die Preise in Japan – amtlichen Angaben zufolge – um 6,6% unter dem Niveau des Vorjahres. Gemäß der japanischen Medienberichte sind für den Rückgang vor allem niedrigere Preise für Erdöl und Rohstoffe verantwortlich. Ein sehr naiver Ansatz, denn auch andere so genannte Fertigprodukte haben sich enorm verbilligt. Seriöse, ernst zu nehmende japanische Volkswirte rechnen jetzt fest damit, dass der Preisrückgang in den kommenden 6 Monaten noch wesentlich an Schärfe zulegt
und die 10% – Marke gerissen wird.

 

Mit jeder weiteren Prognose fallen sowohl die Zuwachsraten des Sozialprodukts als auch die Inflationsraten niedriger aus. Obwohl sich das allgemeine Stimmungsbild von den Japanern Anfang des Jahres leicht verbesserte, führten die neu veröffentlichten Ergebnisse zu einen Schockerlebnis. Damit hatte kaum jemand in Japan gerechnet. Viele Bürger glaubten den amerikanischen Wissenschaftlern, die ihnen die Rückkehr in den wirtschaftlichen Aufschwung in  buntesten Farben ausgemalt hatten. Nun rächte sich, dass auch die meisten japanischen Wissenschaftler und
Manager in ihrem Denken amerikanisch ausgerichtet sind. Selbst die Amerikagläubigsten sehen mit Schrecken das katastrophale Ergebnis und sind niedergeschlagen wie nie zuvor. Fest verwurzelt in die Traumvorstellungen der USA und nach besten Kräften von amerikanischen Freundschaftsvereinen unterstützt, kleben viele Japaner noch heute an den Lippen von

Ben Bernanke.

Für den Chef der amerikanischen Notenbank FED ist eine Deflation lediglich ein Nebeneffekt einbrechender gesamtwirtschaftlicher Nachfrage und kein primär monetäres Phänomen.Nach den lapidaren Aussagen des „lustigen“ Amerikaners gehen die Ausgaben von Unternehmen und Haushalten in einer tiefen Rezession so stark zurück, dass die Anbieter ihre Preise ständig senken müssen, damit sie überhaupt Käufer finden.

Einfach „TOLL“ festgestellt Mr. Ben Bernanke!

Denn wie schon der DRSB sachlich berichtete, besteht bei einer Deflation das Hauptproblem darin, dass es sich zum Einen lohnt, Käufe von Waren, Dienstleistungen, Aktien und Immobilien aufzuschieben – weil vermutlich morgen
alles noch billiger sein wird als heute -, zum anderen nimmt der Realwert der Schulden bei sinkendem Preisniveau zu, so dass es auch von daher einen starken Anreiz gibt, sein Geld zusammen zuhalten. Solche Erfahrungen kann

Ben Bernanke

bereits seit mehreren Wochen quasi „LIVE“ in seinem eigenen Land verfolgen. Bedauerlicherweise hat er zur Bekämpfung der Deflation, außer inhaltslosen Sprüchen, kein wirksames Rezept zu bieten. Zudem sind die Zinsen in den USA faktisch bereits auf den 0% – Punkt abgerutscht und die FED ist weder bereit noch gesetzlich in der Lage, so
genannte negative Nominalzinsen einzuführen. Das bedeutet für die USA ein stetig sinkendes Preisniveau sowie steigende und damit konjunkturdämpfende Realzinsen.

Ben Bernanke

glaubte noch 2002 fest daran, dass die amerikanische Wirtschaft, vor allem der so heiß geliebte Finanzsektor, sehr gesund und damit resistent gegenüber deflationären Risiken sei.

Man war der festen Überzeugung, dass die FED durch ein gut gefülltes Waffenarsenal für den Kampf gegen jede Art der Deflation gerüstet sei.

Beides hat sich als Wunschdenken eines einsamen Amerikaners erwiesen.

Wie in Japan tendiert auch in den USA die Deflation dazu, sich selbst täglich zu verstärken.

Was diese Entwicklung angeht, waren die amerikanischen Bilanzen zu Beginn der Krise, also bereits im August 2007, als der Verfall der Immobilienpreise einsetzte, schon in einer äußerst miserablen Verfassung.

Wie sich zeigte, war das Vermögen der Bankeninstitute, der Unternehmen sowie das der so genannten Asset Manager weit weniger Wert als immer dargestellt.

Die damaligen Warnungen  des DRSB wurden als Miesmacherei oder Besserwissertum abgetan.

Ein großer Fehler wie sich heute zeigt, denn die vermeintlich soliden US – Anlagen waren durch den Liquiditätsschock und den Kurseinbruch innerhalb kurzer Zeit nur noch Finanzmüll und mutierten innerhalb weniger Wochen zu so genannten

toxic assets.

Und dann schnappte auch noch die Schuldenfalle brutal zu. Diese Vorgänge zeigen außerdem deutlich, dass die Regulierung der US – Finanzsektoren sehr zu wünschen übrig ließ und den vorgeblichen Aufsehern überhaupt niemals richtig klar wurde, was sich da unter ihren Augen tatsächlich abspielte.

Derweil galoppiert

die amerikanische Deflation weiter vor sich hin.

Wenn alle Maßnahmen nicht fruchten, und kaum jemand glaubt wirklich daran, könnte

„Helikopter Ben“

[ Ben Bernanke ],

wie er in den USA „liebevoll“ genannt wird,  auch wie es einst Professor

Milton Friedman

[ Chicagoer Schule ]

zynisch vorschlug, Geldscheine gratis unter das Volk verteilen und die FED könnte parallel dazu unbegrenzt Schulden von maroden Unternehmen übernehmen.

Es müsste dazu nur jemand in

den Keller in Washington gehen und die Geldpresse anwerfen.

Dadurch würde natürlich das Vertrauen in die amerikanische Notenbank noch mehr erschüttert, so dass sich womöglich alle Geschäftspartner weigern könnten, dermaßen entwertetes Geld überhaupt anzunehmen.

Wenn sie auch noch darauf bestehen, dass Verbindlichkeiten in harter ausländischer Währung zu zahlen sind, lösen damit die USA einen echten Boom der

geldfreien Tauschwirtschaft

aus.

Damit ist weder den Japanern noch anderen Handelspartnern gedient und verdeutlicht, dass die Gegenmaßnahmen von

„Helikopter Ben“

[ Ben Bernanke ]

die Deflation in den USA nicht besiegen konnte.

Die von US – Präsident Barack Obama vollmundig angekündigten massiven finanzpolitischen Maßnahmen schlagen genau genommen bislang völlig fehl.

Das Deflationsrisiko ist inzwischen zu einer solchen Größe angewachsen, dass zwei durchaus ernst zu nehmende amerikanische Ökonomen,

Gregory Mankiw und Kenneth Rogoff,

darüber heftig diskutieren, dass man für die kommenden Jahre eine Inflationsrate von etwa 6% anstreben sollte.

Nach den Vorstellungen von

Gregory Mankiw

ist eine stetig ansteigende Inflationsrate immer einer steil ansteigenden Arbeitslosigkeit sowie verpuffenden Konjunkturprogrammen oder höheren Staatsschulden vorzuziehen.

Somit entsteht der Eindruck, dass die amerikanische Notenbank sowie die US Treasury vermutlich nichts dagegen hätten, wenn man die Schuldenkrise durch eine Hyperinflation lösen könnte.

Quasi auf klassische Weise im rauesten Western – Stil.

Eigentlich würden seriöse europäische Wirtschaftswissenschaftler über solche dilettantischen Absichten herzhaft lachen, doch was die USA tatsächlich auf den Weg gebracht haben, weist ohne Zweifel in diese wirtschaftspolitische Richtung.

Ohnehin erwecken derzeit die Informationen aus Washington den Eindruck, dass man dort ein neues volkswirtschaftliches Gesellschaftsspiel entdeckt hat:  

Wie kommt man ungeschoren

von der heutigen Deflation zur Hyperinflation von morgen?

Monopoly scheint „OUT“ zu sein in Washington und nun suchen die USA weltweit Mitspieler für ihre Neuentdeckung.

Eine verlässliche Lösung für das Deflationsproblem kann aber nur durch eine sachlich geprägte internationale Kooperation gelingen, bei der alle Partner gleichberechtigt sein sollten und nicht mit völlig untauglichen, unverbindlichen Absichtserklärungen abgespeist werden. Nur dann, das zeigt die Langzeit – Deflationsentwicklung in Japan, wird man die

Krise als echte Chance

sehen und wirklich Nutzmehrendes zu Tage fördern können. Wer aber noch immer in der Meinung verharrt, dass die sinkende Preise doch eigentlich ganz „TOLL“ seien, da man mit seinem Geld mehr kaufen kann, hat die

Deflationsgefahr

nicht verstanden und wird voraussichtlich kaum als Sieger das Spielfeld verlassen können.

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