Das Wort am Sonntag – 05. Februar 2012

Das Wort am Sonntag

Der mit dem „WULFF“ tanzt

 

05. Februar 2012

 

Wer die Macht in Händen hält und sie missbraucht, muss für den Spott nicht selber sorgen. Das Internet quillt über vor Wulff – Witzen. Heute auch schon „GEWULLFT“?

Die anschwellende Wulff – Affäre regt offensichtlich die Netzgemeinde zu Pointen jeder Art an. Über die Funktion eines politischen Witzes in Skandal- und Krisenzeiten der Demokratie dürfte wohl bereit alles gesagt und geschrieben worden sein.

Deshalb möchte ich mich einmal näher mit der Rolle der Bildzeitung befassen. Dabei schafft ein RÜCKBLICK so manchen DURCHBLICK. Beginnen wir also mit den Ansichten des Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner, der im Jahr 2006 das

Prinzip der Bildzeitung

mit den Worten beschrieb

Zitat Auszüge:

Wer mit ihr im Aufzug nach oben fährt, der fährt auch mit ihr im Aufzug nach unten“.

Zitat Ende.

Ein einfacher Satz, den es zu durchleuchten gilt.

RÜCKBLICK

Vor vielen Jahren tauchte urplötzlich in Hamburg der Begriff vom „RICHTER GNADENLOS“ auf und wurde mit dem damaligen Hamburger Amtsrichter Ronald Schill sofort in Verbindung gebracht. Und wie aus dem absoluten NICHTS wollte dieser Richter politisch hoch hinaus. Nur Richter oder Staatsanwälte finden selten die Sympathien der Massen. Also wurde Ronald Schill von der Bildzeitung – Stück für Stück – systematisch aufgebaut in der Form einer extrem wohlwollender, menschlichen Berichterstattung. Mit der gezielten Bildunterstützung schaffte es der unbekannte Richter Schill aus dem Stand 20% der Wählerstimmen in Hamburg zu gewinnen. Für viele Menschen damals ganz erstaunlich, denn die Hansestadt war bis dahin rund 46 Jahre fest in der Hand der SPD.

Das Markenzeichen

„Richter Gnadenlos“

kreierte damals ein „gewisser“ Journalist mit dem Namen: Mathias Döpfner. Heute ist der kreative Zeitungsmacher Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG. Auch ist Mathias Döpfner in seiner Aufgabe der direkte Vorgesetze von Kai Diekmann. Die Bildzeitung wurde zwar mit dem Deutschen Marketingpreis ausgezeichnet, doch wenn es um journalistische Qualität geht, dann wird Bild lediglich als billiges drittklassiges Boulevardblatt wahrgenommen. Gemeinsam mit der Internettochter Bild – Online werden Konsumgüter aller Art verramscht –  etwa Computer, Geschirrspüler oder Versicherungen etc. …, die in Kooperation mit so genannten „Bildpartnern“ als vorgebliche Volks – PCs oder sogar als Volksversicherung vertrieben werden sollen. Die heutige Bild – Ära ist also eine gigantische Vermarktungsmaschine für Produkte aller Art >und für Menschen<. Menschen aus allen Bereichen unserer Gesellschaft – SHOWBIZ, SPORT, WIRTSCHAFT und POLITIK. Wer also den Aufzug bei Bild nach oben bucht – der kommt auch ohne große eigene Leistung dort an. Doch HOPPLA! Gemäß Mathias Döpfner fährt man mit dem Bild – Aufzug auch wieder nach unten. Bloß wer bucht freiwillig das Ticket nach „UNTEN“? Eigentlich niemand, denn ist man „OBEN“ angekommen, dann möchte man dort auch verweilen dürfen.

Wie hoch ist der Preis für eine längere Verweildauer an der Spitze?

Was muss ein Sportler, Manager,

Schauspieler oder Politiker dafür zahlen?

Wie hoch ist der Preis?

Die Bildzeitung liegt in der Fachakzeptanz weit hinter anderen Tageszeitungen weit zurück, wenn es um den Themenkreis der Politikkompetenz geht. Durch die Affäre Wulff konnte man bis zu meinem heutigen Infobrief fleißig Kompetenzpunkte sammeln. Frei nach dem Motto:

Seht her Leute – Bild hält mutig

und unbeirrt die Fahne des freien Journalismus hoch!

Doch die unsägliche Affäre Wulff wird mehr und mehr zu einer Art verunglückter Comedy – Veranstaltung, so dass eine von Döpfner und Diekmann völlig unterschätze gefährliche Eigendynamik > die Bildzeitung rein strategisch betrachtet < wieder auf das billige Level eines Produktvermarkters herunterdrücken wird. Für Christian Wulff und für alle Politiker bleibt jetzt schon die Erfahrung zurück, dass – wer sich einmal auf die Bildzeitung eingelassen hat, kann später kaum noch deren Wünsche abschlagen.  

DURCHBLICK

2011 veröffentlichten der Wissenschaftler Hans – Jürgen Arlt in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Wolfgang Storz für die Otto – Brenner – Stiftung [ IG Metall ] die Studie

„Drucksache Bild – Eine Marke und ihre Mägde“.

Diese bislang recht unbekannte Studie bestätigt vollumfänglich meine Darstellungen zu den Themenkreise Bildzeitung und Wahrnehmungssteuerung – Kernaussage der beachtlichen Studie:

Bild sei gar keine richtige Zeitung,

sondern inszeniere sich nur so, um Geschäfte machen zu können.

Bild sei mit seiner

„Marketing- und Verkaufsmaschine“

zu „einem der großen Einzelhändler Deutschlands geworden.

Die Chefprotagonisten dieser „Marketing- und Verkaufsmaschine“ wurden vermutlich von Christian Wulff angerufen > der ganz offensichtlich erkannte < wie sklavisch abhängig er von den beiden vermeintlichen „Marketingexperten“ gemacht hat. Denn die Mediale Vermarktung von Politik ist inzwischen mehr der gewollte Regelfall, als die ungewollte Ausnahme. Hier werden höchstwahrscheinlich oftmals die Gefahren und Grenzen der fatalen Abhängigkeiten übersehen. Deshalb sollten unabhängige, charakterstarke Politiker nicht der Verlockung dieser Marketingmaschinerie der Bildzeitung erliegen.

Christian Wulff fällt dieser Verlockung wahrscheinlich zum Opfer.

Das zeigt der gesamte Verlauf des widerwärtigen Szenarios. Auch wenn Bettina Schausten freiwillig sehr gerne 150,00 Euro bezahlt, wenn sie bei Freunden privat übernachtet, so zeigt gerade dieser verbale Ausrutscher der ZDF – Moderatorin im Interview mit Wulff, wie hochgradig gefährlich die Abhängigkeit von Christian Wulff geworden ist. Schon allein diese Tatsache macht ein weiteres Verbleiben im Amt unmöglich, denn wie hoch wird der Preis sein, wenn ihn Döpfner und Diekmann weiterhin im Schloss Bellevue wohnen lassen? Welche Zugeständnisse erwarten die Macher der Bildzeitung, erwartet der Vorstand von Springer?

Das ist hier die Frage für alle Menschen mit Durchblick.

Was dürfen Döpfner und Diekmann von anderen Politikern, Managern, Sportlern, Richtern und Staatsanwälten noch alles erwarten, damit das  

Prinzip der Bildzeitung

weiterhin wie „geschmiert“ laufen kann? Und wer von Ihnen mag nach dem Lesen meiner Zeilen hier länger noch an einen Zufall oder das „arme“ Opfer Wulff glauben? Für Bestechung, Korruption oder Nötigung gibt es noch keinen Deutschen Bejubelungspreis. Auch wenn viele Spitzenpolitiker von Bild in trauter Gemeinschaftsarbeit wie eine Marke geführt werden – für die Mehrheit ist Politik und Markenimage –  jedenfalls im Bereich der Boulevardmedien – nicht mehr miteinander vereinbar. Möglicherweise kommt es sogar zu einem Boykottaufruf für alle Springerprodukte und deren Produktpartner, denn diese Art der Manipulation möchte man nicht länger erdulden. Denn wie Springer aus einem Nobody durch gezielte Marketingstricks – quasi über Nacht – einen Polit-Star machen konnte, hat die Bildzeitung bei Karl – Theodor zu Guttenberg eindrucksvoll bewiesen.

Die Vermarktung des Hamburger Amtsrichter Ronald Schill > als Richter Gnadenlos < war womöglich der Anfang der gefährlichen Wahrnehmungssteuerung und Volksmanipulation.

Damit ist Christian Wulff

sicher kein tragischer Einzelfall – und nicht das letzte

Springer- oder Medienopfer.

________________________

Ihre Leserzuschriften und Leserinformationen können für alle DRSB – Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein.

Bitte schreiben Sie uns Ihre Kommentare

als Brief, Telefax oder E – Mail.

Der DRSB e.V. freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, auch wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt sein sollten.

Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu!

Wünsche nach Anonymität werden durch den DRSB e.V. respektiert und gewahrt.

 

 

Veröffentlicht unter Alle Artikel, Das Wort am Sonntag

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>