Das Wort am Sonntag
Schatten der Vergangenheit
25. Dezember 2011
Wer mit Springerstiefeln durch die deutsche Geschichte stampft, der entzieht sich auch heiklen Fragen zu den Vorfällen in der linken und rechten Szene. Schröder, Fischer aber auch Müntefering, Gabriel, Steinmeier und Roth, Künast, Trittin oder auch Özdemir hatten sich alles „sooo“ schön vorgestellt. MULTI – KULTI – Träumereien und die AGENDAPOLITIK sollten Deutschland grundlegend reformieren.
Und sie haben Deutschland gründlich reformiert.
Anders als erwartet und versprochen – aber tiefgreifend.
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Spätestens damals, in der Pogromnacht des 09. November 1938, hätte jedem bewusst werden können, dass der Antisemitismus zum Kern der nationalsozialistischen Ideologie gehörte. Und, dass die jüdischen Mitbürger vom ersten Tag an – seit dem 30. Januar 1933 – diskriminiert wurden, politisch, moralisch und später auch rechtlich. Dies alles spielte sich damals vor den Augen der gesamten Öffentlichkeit ab. Naziterror gegen Mitmenschen – jeder konnte es miterleben, was jüdische Mitbürger erleiden mussten. Das Vergessen zu verhindern, ist deshalb eine Hauptaufgabe unserer Politik, denn Versöhnung ohne Erinnerung kann es nicht geben.
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Die Aufdeckung der jüngsten Greultaten ist erneut ein dunkler Tag in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Scheinbar ohne jedes Gespür für die Empfindsamkeit der Opfer wurden mitten unter uns Menschen schikaniert, diskriminiert und ermordet. 1933 erschien nach großer Not, Elend und Hunger den meisten Deutschen – und zwar aus allen Schichten – das Adolf Hitler das Elend, die soziale Ausgrenzung sowie die Segregation in deutschen Städten beseitigen könnte. Kritische Auseinandersetzungen mit dem Schreckensregime der Nazis fanden nicht statt. Im Fokus stand die zweifellos ungeheure wirtschaftliche Aufbauleistung [ Autobahn etc. … ], die damals von der Welt ungläubig bestaunte wurde. Es war niemand da, der sich NOT, ELEND oder HUNGER zurück wünschte.
Blinder Ausländerhass wächst nicht alleine durch Hetz – Parolen gegen Ausländer heran, sondern weil die Politiker nichts dagegen unternehmen. Die unsägliche Kombination von Ausländerhass, Exklusion und Segregation ist eine brisante Mischung und treibt den Rechtsradikalen die Wähler zu. In Kenntnis dessen wurde es von allen Parteien versäumt dagegen zu steuern. Es passt ins Bild der CDU / CSU und der FDP von heute, dass man sklavisch an der Agendapolitik festhält, obwohl man das gesellschaftliche Erodieren überall feststellen musste. Richtungsstreit, ständige Rollen rückwärts und die Identitätssuche [ Suche nach neuem Markenkern ] der CDU / CSU verhinderte die seit Jahren überfällige Auseinandersetzung mit Links- und Rechtsradikalen.
Man hatte schlichtweg Angst, Wähler zu verlieren.
Korrekter Umgang mit Ausländern, die in unserem Land leben wollen und die Ausländerangst, sowie die Stimmungsmache gegen Ausländer, vor allem gegen Asylanten, blieb bei Christdemokraten und Christsozialen quasi ein Tabuthema.
Die neoliberale FDP
nimmt vermutlich diesen Zustand heute noch nicht wahr.
Und SPD sowie die GRÜNEN verdrängen schamhaft die fortschreitende Diskriminierung von Minderheiten. Man möchte zwar an der Basis Schlimmeres verhüten, doch man kennt die Auslöser und den Nährboden sehr genau. Schließlich hat man ja mit großem Getöse die Agendapolitik auf die Schiene gesetzt. Diese sozialpolitische Sünde steht nun vor ihrer vollen Entfaltung.
Man hat ganz offensichtlich noch immer große Schwierigkeiten zu begreifen, was da vor sich geht. Deshalb scheitern auch alle Rechtfertigungsversuche kläglich angesichts der totalen Niederlage unserer Parteien – Gesellschaft. Der DRSB hatte 1994 als erster auf die gefährlichen Tendenzen in der Armutsentwicklung aufmerksam gemacht und versuchte die ablaufenden Szenarien historisierend einzuordnen [ siehe Artikelserien ]. Die sogenannte Sozialvernichtung durch die Agendapolitik hat diese Entwicklung quasi mit einem Negativ – Turbo versehen. Nun holen uns in unserer Heimat die düsteren Schatten der Vergangenheit anscheinend wieder ein.
Und es geht gefährlich weiter.
Aus Angst vor dem Eingestehen von Fehlern halten alle Parteien im Bundestag an der Agendapolitik fest und verschärfen dadurch die Situation. Links- oder Rechtsradikalismus ist kein Gespenst und gedeiht am besten auf dem Boden der Rechtlosigkeit, des Hungers und der Armut. Fast zwangsläufig geraten Menschen auf die schiefe Bahn und entwickeln ein zwiespältiges Verhältnis zur Gesellschaft. Das ist ein gefährliches Spiel, denn in vielen Köpfen beginnt Adolf Hitler wieder zu wirken. Eine erschreckend hohe Zahl von Menschen tendiert zu ehemaligen Forderungen der Nazis. Jeder Dritte ist schon der Ansicht, deutscher Staatsbürger könne nur der sein, der auch deutschen Blut in den Adern hat. Rund 15% der Befragten lehnten es bereits wieder ab, mit einer jüdischen Familie in einem Haus zu wohnen. Und rund 31% meinen sogar:
„Ein Jude darf nicht Bundeskanzler werden“.
Die vorgenannten Ressentiments gehen mit der Ablehnung anderer Minderheiten wie Ausländern und Aidskranken einher. 53% bekennen sich ungeniert zu der Parole
„Ausländer raus“.
Sind Faschismus, Juden- und Ausländerhass nur die Folge einer schlechten Wirtschaftslage oder der Ausfluss der Eurokrise? Wie schnell führt uns die Agendapolitik zu einer neuen moralischen Autorität? Seit 1998 ROT / GRÜN die Macht übernommen hatte, wurde die Verharmlosung sogar ein Teil der Regierungsphilosophie.
Ist das Versagen der Agendapolitik
lediglich eine Ungeschicklichkeit von SPD und GRÜNEN oder
doch ein fundamentaler politischer Betriebsunfall?
Wenn diese Entwicklung nicht sofort gestoppt wird, dann wird diese Politik der Sozialvernichtung mehr Werte zerstören als das Dritte Reich. Die Menschen von heute sind nicht besser oder mutiger als die Menschen von damals und genauso anfällig gegen Kinder-, Flächen- und Altersarmut. Der Schlussstrich unter die mörderische Vergangenheit schien gezogen zu sein – tja bis zur Einführung der Agendapolitik. Exklusion und Segregation unterscheidet nicht mehr zwischen Wegschauen oder Mitmachen sowie in Schuld verstrickt zu werden.
Exklusion und Segregation
verhindern die Auflehnung gegen Unrecht und bringen Menschen und Staaten in Gefahr. Auch wenn es unsere Politiker nicht oder nur widerwillig wahrhaben wollen – die Zugfahrt in die falsche Richtung hat seit Thüringen an Fahrt aufgenommen.
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