Das Wort am Sonntag
working poor
[ arbeiten wir uns arm? ]
18. Dezember 2011
Deutschland wird seit dem Beginn des ROT / GRÜNEN Regierungsexperiment im Jahr 1998 zur gespaltenen Gesellschaft. Die einen sind oder werden beschäftigungslos, die anderen mehren an der Börse, bei Banken, bei Fondsgesellschaften oder in Versicherungskonzernen mit traumhaften Spitzengehältern ihr Vermögen.
In den Schuldnerberatungen der Wohlfahrtsverbände finden sich immer häufiger auch Menschen ein, die dort noch vor 24 Monaten nicht anzutreffen waren:
Familienväter oder alleinerziehende Mütter,
die einmal 4000 bis 7000 Euro monatlich verdient haben.
Bereits eine kurzzeitige Beschäftigungslosigkeit reicht völlig aus, um auch ehemalige Abteilungsleiter, Vertriebsleiter oder Ingenieure finanziell und sozial extrem schnell abrutschen zu lassen. Oftmals versuchen die Betroffenen mühsam den sozialen Abstieg nach außen zu kaschieren und das heile Bild vom Wohlstand aufrecht zu erhalten, indem man mit Krediten oder sonst wie geborgtem Geld die Fassade stehen lässt. Da hat sich etwas gravierend verändert, das spüren alle Menschen in unserer Heimat, die bisher mit den Vertretern der Randschichten der Gesellschaft zu tun hatten. Unversehens steht man urplötzlich Freunden oder Bekannten gegenübersehen, die bis vor kurzem noch der sogenannten Mittelschicht angehörten. Die jetzt direkt betroffene Mittelschicht, das sind durchaus leistungswillige vormals abhängig Beschäftigte, geschäftstüchtige Selbständige oder auch ehemals gutbezahlte Facharbeiter, bildete jahrzehntelang das stabile Rückgrat der Gesellschaft.
Sie ALLE wähnten sich in Sicherheit
und staatlicher Geborgenheit – bis sie entlassen wurden.
Für sie hatte sich das Versprechen
Wohlstand für alle
von Ludwig Erhard jahrzehntelang erfüllt. Der deutsche Mittelstand war die schweigende, weil zufriedene Mehrheit unseres Landes. Bei Wahlen konnte sich besonders die Parteien CDU / CSU und SPD auf diesen stabilen Block der Mitte verlassen. Diese bürgerliche Gesellschaft war gegen RECHTE wie auch gegen LINKE Extreme vollkommen resistent. Inzwischen gelten rund fünf Millionen private Haushalte als stark überschuldet, denn man kann Zinsen und Tilgung für ihre Kredite nicht mehr aufbringen und leben schon länger am Rande des finanziellen Ruins.
Die US – Finanz- und Wirtschaftskrise sowie die Eurolandkrise und die Agendapolitik haben die bewährte gesellschaftliche Statik vollkommen durcheinander gebracht.
Die felsenfeste Mittelschicht erodiert und aus der große Gruppe der Otto -Normalverbraucher rutschen immer mehr Menschen in die soziale Ausgrenzung ab.
Die Reichen werden ständig reicher und auch zahlreicher.
Das gigantisch große Heer der Bedürftigen nimmt in mindestens gleichem Tempo zu.
Arm und Reich driften in Deutschland gefährlich auseinander, sodass in der Mittelschicht die Angst vor dem Absturz sowie deren Folgen wächst.
Was noch vor 54 Monaten durchaus Bestand hatte, dass man nach der Schule, der perfekten Ausbildung oder dem guten Studium für immer zum einigermaßen begüterten Teil der Gesellschaft gehören durfte, gehört auf den Müll deutscher Gesellschaftsgeschichte . Das Armutsrisiko reicht heute bis weit in alle Einkommensschichten hinein.
Arbeit lohnt sich nicht mehr
- das glauben schon viele, die bisher sicher waren, einen gut bezahlten Arbeitsplatz oder eine sichere Existenz zu haben, die ihnen wachsenden Wohlstand garantiert.
Immer mehr Menschen schuften tagtäglich für einen Lohn, mit dem man sich zuweilen nur noch sehr schwer die frühere Lebensführung leisten kann. Mit der Einführung der Agendapolitik ist eine Republik der krassen Gegensätze entstanden. Wenige schlürfen Champagner und schlucken sündhaft teure Austern, während sich Menschen aus dem Mittelstand immer öfter um eine Sozialwohnung bemühen müssen. Zwar wachsen die Löhne, wenn sie denn einmal wachsen, doch sie wachsen langsamer als die Preise, die Sozialabgaben und die Steuern steigen. Unsere Politik, die Parteien scheinen derweil unfähig zu sein, den Reichen einen gerechteren Anteil abzuverlangen. Denn noch immer sind die Steuerschlupflöcher vorhanden, die es gerade den extrem Vermögenden ermöglichen, sich den staatlichen Abgaben zu entziehen.
Abhängig Beschäftigte haben diese Möglichkeit nicht.
Sie zahlen – nach wie vor drauf – immer mehr Steuern und immer mehr Abgaben, die auf immer weniger Besitzer eines sicheren Arbeitsplatzes verteilt werden. Das soziale Gesicht unserer Heimat hat sich extrem verändert. Längst schon hat die ungleiche Verteilung von Arbeit und Vermögen das soziale Spielfeld der Ausgestoßenen verfünffacht. Selbst in Stadtvierteln, die früher als „gut“ und „bürgerlich“ galten, findet der Szenenwechsel statt. Man nennt so etwas heute Segregationsprozess.
Noch driften die Menschen in unserer Heimat fast lautlos auseinander – doch wie lange noch. Das Vertrauen in das Wirtschaftssystem sowie in die Politik ist auf einer rasanten Talfahrt. Die meisten beurteilen die Wirtschaftsordnung inzwischen negativ.
Die kritische Einschätzung hat in den letzten beiden Monaten stark zugenommen. So ist heute die große Mehrheit davon überzeugt, dass die meisten Banken, Versicherungskonzerne oder Bausparkassen jegliche soziale Einstellung vermissen lassen. Obsolet geglaubte Formeln von Klassengegensätzen und Klassenkampf scheinen den Menschen in unserer Heimat wieder geeignet zur Beschreibung der sozialen und ökonomischen Realität. Die neuen sozialen Unterschiede ziehen tiefe Risse durch unser Land. Es wächst ein Problem in unserer Gesellschaft, und das heißt
Sozialgerechtigkeit.
Die anschwellende soziale Unsicherheit, aber auch der soziale Neid wird ein politisches Ventil suchen. Neoliberalismus und Turbokapitalismus haben unsere Gesellschaft fast schon vollständig zerstört. Für die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden lautet die entscheidende Frage daher:
Wie weit darf die gefährliche Entwicklung gehen?
Die ungleiche Verteilung der Vermögen wird vorangetrieben durch die ungerechte, unterschiedliche Entwicklung der Einkommen. Einfache Tätigkeiten, Leiharbeit und Mini – Jobs rutschen in der Bezahlung derart nach unten, dass kaum noch Chancen zur Besserung bestehen. Es hat sich eine Zweiklassengesellschaft entwickelt. Die große Masse muss mit schwindenden Kapitaleinkünften in geringer Höhe leben. Für eine sehr kleine Minderheit hingegen sind Vermögenseinkünfte von beträchtlicher Bedeutung die Regel. Und am unteren Ende der Lohnskala driften immer mehr Menschen in die Alters- und Flächenarmut ab. Es entsteht, ähnlich wie in den USA, eine Klasse der
working poor
[ Arm arbeiten ].
Es ist unglaublich, aber die Armut durch und mit Arbeit wächst. In vielen Städten können es sich selbst die sogenannten Normalverdiener, wie Polizisten und Angstellte im öffentlichen Dienst, nicht mehr leisten, da zu wohnen wo sie arbeiten. Sie müssen immer längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen, um mit ihrem Gehalt einigermaßen zurechtzukommen. In unserem Wohlfahrtsstaat par excellence ist das sozial fein austarierte System ins Rutschen geraten.
Wieviel Ungleichheit verträgt unsere Demokratie noch?
Diese Angst treibt viele Menschen in unserer Heimat um. Wieviel Ungleichheit hält unsere Gesellschaft aus? Wie wird sich der Unmut der abgestürzten Klasse eines Tages artikulieren? Das ehemalige Paradies der ausländischen Investoren gerät in große Gefahr.
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