Das Wort am Sonntag
Fehlende Legitimation
sozialer Ungleichheiten
in unserer Gesellschaft
20. März 2011
Die Zuschreibung von sozialer Herkunft und von Status koppelt sich in allen marktwirtschaftlich organisierten Gesellschaften zur Notwendigkeit von Ergebnisgleichheit mit der Notwendigkeit der Chancengleichheit. Die Anforderungen an ökonomische Abläufe verlangt dem Grunde nach, dass die tatsächlich fähigsten Menschen – entsprechend der zu besetzenden Position gebildet – der direkte Zugang zu höheren Positionen offen stehen muss. Werden die vorgenannten Parameter willkürlich durch Netzwerker oder Seilschaften verschoben, so geraten Prestige, Autorität und Macht ins Wanken.
Die Leistungsgesellschaft mutiert
dann sehr schnell zu einer Leidensgesellschaft.
Die Schicht oder Klassendefinitionen verlieren ihre Klammerfunktion. Wer die Naturgesetze der Begabungsunterschiede außer Kraft setzen möchte – der muss mit den Folgen leben können. Im Fokus des Wiederauflebens marxistischer Theoriebildung über den Klassenbegriff steht, mit wachsender Bildform, die peinliche Existenz der Agenda 2010.
Das wiederum lässt die Schlussfolgerung zu, dass die Trugbilder vom so dargestellten Mittelstand der Realität weichen. Denn die strukturellen Charakteristika unserer gegenwärtigen kapitalistisch geprägten Gesellschaft lassen dem Mittelstand keinen Entwicklungsraum mehr. Das Schichtenmodell konvertiert somit erneut zum deutlicher konturierten polarisierenden Klassenmodell. Ohne jegliche Häme betrachtet müssen unsere Politiker dafür kaum noch Veränderungen vornehmen. Das jetzige
Modell der aufgefächerten Agenda 2010
reicht dazu völlig aus, sodass die neomarxistischen Analysen der Klassenstruktur wieder an Bedeutung gewinnen könnten. Vermeintlich ein klarer politischer Vorteil für die LINKEN, denn mit Wagenknecht und Co. hat man in den eigenen Reihen hervorragend ausgebildete Spezialisten. Bereits zu den Wahlen in „BW”, „RP” oder möglicherweise auch in NRW stellt sich deshalb die Frage:
„Wo liegt eigentlich die stabile und belastbare Mitte der Mittelklasse?”
Das vom DRSB beschriebene Versagen der aktuellen kapitalistischen Modelle oder gar ihre Irrelevanz wird für das Selbstverständnis unserer heutigen Gesellschaft zum sogenannten
Flashpoint
bei allen anstehenden Wahlen. Die erneute Krönung von
„König Kurt”
[ Kurt Beck / SPD / in RP ]
sowie der Absturz in die politische Hölle von MP Mappus [ CDU / in BW ] werden zum schlagenden Beweis der DRSB – Prognosen. Denn die wesentliche Bedingung für die Existenz sowie für die uneingeschränkte Herrschaft der Bourgeoisklasse ist die systematische Anhäufung von Reichtum in den Händen weniger Menschen. Auch hier hat sich die Agenda 2010 zum unbestechlichen Totengräber dieser Geldklasse heraus- und herangebildet. Die Herrschaft gegen die Ausbeutung wird die fehlende Legitimation sozialer Ungleichheiten in unserer Gesellschaft ersetzen. Das an Fahrt aufnehmende
Exklusionsroulette
wird die Trennschärfe zwischen den Begriffen kulturelles Kapital, ökonomisches Kapital und dem sozialen Kapital zum Wechselspiel der Gesellschaftsmodelle machen.