Das Wort am Sonntag
Freiheitsausübung
13. März 2011
Viele Grundrechte in unserer Heimat garantieren den Menschen die Freiheit zur Gemeinschaft. Doch kann ein sozial Ausgegrenzter seine Grundrechte noch umfänglich wahrnehmen? Inwieweit werden von Exklusion direkt Betroffene in der Ausübung ihrer Grundrechte eingeschränkt?
Verkommt Hartz IV bereits zu einem
Massenexperiment auf Kosten der Bevölkerung?
Das Recht der sozialen Sicherung ist seit 1998 von den regierenden Parteien so „umgestaltet” worden, dass diejenigen Menschen, die zum so dargestellten Generationenvertrag am meisten beigetragen haben, demnächst zu den gesellschaftlichen Verlierern gezählt werden müssen. Dabei findet die Sicherung gegen individuelle Not aus sozialrechtlicher Betrachtung in der intakten Familie ihren eigentlichen Ursprung.
Nun verdeutlicht zum Beispiel Hartz IV, dass die aus dem Untergang der Feudalgesellschaft hervorgegangene moderne Bürgergesellschaft die früheren Klassengegensätze- und Grenzen nicht aufheben konnte. Erkenn- und fühlbar für immer mehr Menschen in unserer Heimat wurden durch Hartz IV und die gesamte Agenda 2010 lediglich neue Klassen, neue Bedingungen der Unterdrückungsformen sowie eine völlig neue Basis für den wiederauflebenden Klassenkampf geschaffen. Ging es in bisherigen Klassenkämpfen um die Kernfragen:
Patrizier oder Plebejer, Bürger oder Arbeiter,
Freier oder Sklave, Adeliger oder Leibeigener,
so hat sich durch Hartz IV das Bild grundlegend gewandelt. Hartz IV unterteilt unser Volk bereits in diverse neue definierte Kategorien:
Insider oder Ausgestoßene,
Unterdrücker oder Unterdrückte, Reiche oder Arme.
Was Adenauer und andere Politiker seiner Zeit durch die soziale Marktwirtschaft an Wohlstand erreichten, wurde in die zurückliegenden knapp 6 Jahren im Kern zerstört. Adenauers Enkel haben „GANZE” Arbeit geleistet und unsere Gesellschaft in zwei [ feindliche ] Lager gespalten, die sich demnächst sozialkritisch gegenüberstehen:
Neue Bourgeoisie und neues Proletariat.
Noch vor 3 Jahren hätte man darauf gewettet, dass niemand in unserer Heimat auf die Klassentheorien und marxistischen Perspektiven von Karl Marx [ 1818 bis 1883 ] oder von Friedrich Engels [ 1820 bis 1895 ] zurückgreifen wird. Selbst die weberianische Perspektive von Max Weber [ 1864 bis 1920 ] schien in völlige Vergessenheit geraten zu sein. Im Zeitalter der fortschreitenden Globalisierung dachte kaum jemand an die Definitionskriterien für Klassen und deren mögliche Eigentumszuordnung an Produktionsmitteln und die dadurch strukturell bedingten sozialen Einstufungen von Personengruppen. Lediglich Sozialwissenschaftler müssen sich mit diesen Themen beschäftigen.
So dachte man!
Aber falsch, denn die Mitarbeiter und Mitläufer in den sogenannten
„Denkfabriken”
einiger demokratischer Parteien haben es mit ihren Vorschlägen zur Einführung der Agenda 2010 doch noch geschafft die Wiederbelebung des Klassenkampfes zu bewerkstelligen. Eine „reife Leistung”, denn die gängigen Definitionskriterien für Ausbeutung wie zum Beispiel:
1.
Die materielle Wohlfahrt einer bestimmten [ Elite- ] Klasse
hängt kausal von der materiellen Benachteiligung der anderen
[ Unter- und Mittel- ] Klasse ab;
2.
Die Kausalität wird im Regelfall durch asymmetrische
Ausschlüsse der jeweils ausgebeuteten Klasse von bestimmten
Produktions- und Sozialressourcen verursacht;
3.
Alle Ausschlüsse erlauben die Ablehnung oder Einschränkung
der Arbeit der Ausgebeuteten durch die Ausbeutenden.
Im Klartext heißt das: Die jeweils ausgebeutete Klasse würde
ohne die ausbeutende [ Elite- ] Klasse wirtschaftlich wesentlich besser dastehen;
waren aus der Gedankenwelt und den Köpfen der Menschen in unserer Heimat nahezu verschwunden. Die Ausprägung an realisierbarer meritokratischer Allokation für die Bildung und die Erreichung sozialer und beruflicher Positionen bestimmt nun überwiegend schon die Agenda 2010. Wir sehen also, dass die neu erweckte Bourgeoisie nach einer relativ kurzen Anlaufzeit, eine Reihe von Umwälzungen in unserer sozialen [ Arbeits- ] Welt problemlos bis heute vollziehen konnte und dadurch die Freiheitsausübung der Mehrheit schon erheblich einschränkt.