Das Wort am Sonntag – 16. Januar 2011

Das Wort am Sonntag

 

Strengste Regulierung ist notwendig

 

16. Januar 2011

 

In Folge der letzten größeren Aufblähung an den Finanzmärkten und Börsen, der bekanntlich direkt in die

GROSSE DEPRESSION

führte [ 1929 / 1930 ], bemühten sich die Erfinder des so genannten New Deals, die gemachten Fehler dadurch zu bewältigen, dass man einen neuen rechtlichen Ordnungsrahmen konzipierte und ihn versuchte den Bankern aufzuzwingen.

Doch solche Zwangsmaßnahmen

geraten immer extrem schnell in Vergessenheit.

Denn als der bekennende Milton Friedman – Jünger, Ronald Reagan, zum Präsidenten der USA gekürt wurde, gab es nur noch ganz wenige Menschen, die die US – Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 1929 / 1930 miterleben durften. Denn dieses Wissen hätte gereicht deutliche Warnungen für das sich abzeichnende Szenario auszusprechen. In jeder Generation gibt es gewisse Finanzgenies, denen das Lesen von Geschichtsbüchern offensichtlich versagt wurde.

Die überzogene Risikobereitschaft von gierigen und verantwortungslosen Bankern sowie eine Vielzahl von Interessenkonflikten in Verbindung mit vermutlich betrügerischen Verhaltensweisen führten zur Vergabe und Verbriefung von nordamerikanischen Hypothekendarlehen, die in ihrer exponentiell anwachsenden Summe zu einer völlig unüberschaubaren ungesunden Aufblähung an den Finanzmärkten und Börsen geführt hat. Zusammengerechnet addierte sich diese ungesunde Aufblähung zu einer hochexplosiven Mischung, die die schwerwiegenden Schäden noch heute verursachen. Das immer wieder von vermutlich ahnungslosen Politikern und verantwortungslosen Bankern vielbeschworene Mantra der freien Marktwirtschaft mündete in der Aufhebung bewährter Vorschriften und sorgte in Verbindung mit der zur Untätigkeit verdammten Aufsichtsorgane dazu, dass die gefährlichen Herausforderungen durch Derivatgeschäften, beschleunigt und verharmlost wurden.

Nachdem die FED in New York bereits 1998 das Rettungspaket für den maroden Hedgefonds

LONG TERM CAPITAL MANAGEMENT

schnellstens zusammenzimmern musste, hätte man die Reißleine in den USA ziehen müssen. Denn die sich abzeichnende Insolvenz in mehrfacher Billionenhöhe [ US - Dollar ] hätte schon damals die gesamte Weltwirtschaft in den Abgrund gerissen. Doch der damalige US – Finanzminister Robert Rubin und sein willfähriger Stellvertreter Larry Summers sowie der damalige mächtige FED – Chef Alan Greenspan widersetzten sich jedem Ansinnen von nützlichen schärferen Regulierungsmaßnahmen. Kritisch betrachtet sind also die unfähigen und vermutlich gierigen Protagonisten von

LONG TERM CAPITAL MANAGEMENT

sowie die Personen

Robert Rubin, Larry Summers und Alan Greenspan

die Urväter unserer heutigen US – Finanz- und Wirtschaftskrise. Das Gesetz aus dem Jahr 2000 zur Modernisierung des Warenterminhandels in bei genauer Durchleuchtung viel eher eine Anleitung zum Gegenteil.

Der feste Wille zu einer echten Finanzmarktordnung

ist heute noch nicht in den USA oder anderswo erkennbar.

Selbst die Briten, von den Methoden der Chicagoer Schule schwer gebeutelt, versagen sich noch immer einer strengen Regulierung der Finanzmärkte, obwohl die aktuelle Krise deutlich machte, dass die freiwillige Selbstkontrolle, wie sie sehr gerne auch von Josef Ackermann [ Vorstandsvorsitzender / Deutsche Bank ] propagiert wird, nicht funktioniert und bereits vor 1998 völlig versagt hat.

Und als der Ex – FED – Chef

Alan Greenspan

als Pensionär endlich zugab, dass sein damaliger Regulierungsansatz völlig unzulänglich war und die Methoden der Chicagoer Schule volksschädlich sind, konnte das Desaster nicht mehr aufgehalten werden. Denn die aktuelle US – Finanz- und Wirtschaftskrise hat schonungslos offengelegt, dass Banken die ähnliche Modelle benutzen auch die gleichen Fehler machten und Kredite mit zu hohem Ausfallrisiko vergaben. Selbst wenn eine einzelne Bank ihre eigenen Risiken gut abgesichert hatte, blieb das so genannte

Systemische Risiko

davon völlig unberührt. Aber aufgrund der Herdenmentalität kam es zur Systemrelevanz, das heißt im Klartext zum

kollektiven Versagen.

Ein kleines Beispiel:

Wenn nur eine Bank ein Problem hat

und ihre vorhandenen Vermögenswerte schnell verflüssigen muss, dann ist das in der Regel kein großes Problem.

Wenn aber sehr viele Banken dasselbe Problem haben

und alle müssen vergleichbare Vermögenswerte

blitzartig versilbern, dann fallen natürlich die Preise dieser Vermögenswerte ins Bodenlose.

Die davon betroffenen Banken bekommen für diese Vermögenswerte dann wesentlich weniger, als sie ursprünglich erwartet haben – oder auch gar NICHTS [ Totalverlust ]. Bedingt dadurch verstärken sich gegenseitig exponentiell die Problemzonen.

Das Hauptproblem auch vieler Banken in unserer Heimat ist die Art der Korrelation von wechselseitigen gefährlichen Abhängigkeiten, deren unterschiedliche Ausmaße von keiner einzelnen Bank erfasst wurden. Selbst ein wechselseitiger Blick in die Bilanzen ist in einer solchen Situation nicht hilfreich.

Eine freiwillige Selbstkontrolle hätte

den Grad dieser Gefährdungen im Gesamtsystem

nicht zum Vorschein gebracht.

Eine unabhängige, strenge und effiziente Aufsicht hingegen hätte frühzeitig den Grad der Gefährdung erkannt und hilfreiche Normalisierungsmaßnahmen eingeleitet.

Schon bevor die FED in New York 1998 das Rettungspaket für den maroden Hedgefonds

LONG TERM CAPITAL MANAGEMENT

schnüren musste, unterbreitete der DRSB 1993 allen demokratischen Parteien in unserer Heimat ein schlüssiges Konzept für eine unabhängige, strenge und effiziente Aufsicht. Bedauerlicherweise glauben noch heute viele Politiker, die sich für möglichst wenig Regulierung aussprechen, dass die freiwillige Selbstkontrolle der Finanzmärkte ausreichen würde den Schutz der Anleger in unserer Heimat zu gewähren.

Die noch immer anhaltende

US – Finanz- und Wirtschaftskrise

widerlegt dieses Glauben täglich mehrfach.

 

 

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