Das Wort am Sonntag
Zerbricht Europa an der mangelhaften
Qualität seiner Politiker?
29. August 2010
Exportweltmeister Deutschland – das war einmal. Die Bundesrepublik Deutschland befindet sich in der gefährlichsten Strukturkrise seit ihrem Bestehen. Die deutsche Wirtschaft verliert Zusehens Anteile auf dem Weltmarkt und kaum einer merkt das oder spricht darüber.
Bereits im vorigen Jahr entthronte China, ganz locker, Deutschland als langjährigen Exportweltmeister. Die Summe der chinesischen Exporte betrug 2009 nach den Darstellungen der chinesischen Zollbehörden insgesamt 840 Milliarden Euro. Der deutsche Außenhandelsverband BGA ging für den gleichen Zeitraum von 816 Milliarden Euro aus. Diese Bilanz für Dezember 2009 untermauert die Ablösung Deutschlands als Exportweltmeister. Der BGA rechnet nach seinen Einschätzungen damit, dass wir frühestens 2012 wieder das Export – Niveau von 2008 erreichen könnten. Solche Zahlen müssen nachdenklich stimmen, denn die Volksrepublik
China hatte Deutschland als drittgrößte Volkswirtschaft bereits 2007 überholt. Zahlenspiele und Statistiken sind die eine Seite der Medaille, doch das Rennen zwischen Deutschland und China um den prestigeträchtigen Titel
Exportweltmeister
ist die andere Seite. Trotz der US – Finanz- und Wirtschaftskrise, trotz hoher Staatsverschuldung und bedenklich stabiler Arbeitslosigkeit boomt die deutsche Wirtschaft, dank des kräftigen Wachstums der deutschen Maschinenbauer. Die Auftragsflut besonders im mittelständischen Maschinenbau reißt nicht ab. In den meisten Ländern der EU sieht es nicht so gut aus wie in unserer Heimat. Europas Konjunktur ist dabei, in drei Lager zu zerbrechen. Besonders die krisengeschüttelten ehemaligen Staaten des Warschauer Paktes und der ehemaligen Sowjetunion entwickeln sich zu wirtschaftlichen Sanierungsfällen.
Das starke Wachstum der deutschen Industrie hat der so genannten Euro – Zone zu einem überraschend starken Plus verholfen. Der Markit – Einkaufsmanagerindex stieg um 1,1% auf 56,7 Zähler. Das Barometer, für das 3000 Unternehmen befragt werden, liegt bereits den zehnten Monat in Folge über der 50 – Punkte – Marke und signalisiert weiteres Wachstum. Betrachtet man jedoch den Rest der EU, dann gehen ganz offensichtlich die Wachstumsimpulse fast ausschließlich auf den Boom in unserer Heimat zurück. Angesichts der zügig anziehenden Nachfrage stockten die Firmen den dritten Monat in Folge ihre Belegschaften auf und haben jetzt schon wieder Probleme, genügend spezialisierte Facharbeiter zu finden.
Die Niederlande, Italien, Spanien, Frankreich oder Irland verlieren im Wochenrythmus sichere Arbeitsplätze. Absolutes Schlusslicht in der EU ist zurzeit Griechenland.
Die deutsche Industrie ist mit weitem Abstand Wachstumsführer, denn nirgendwo anders konnte die Produktion so kräftig gesteigert werden. Selbst im vermeintlich stabilen Österreich fiel das Wirtschaftswachstum wesentlich geringer aus. Für alle abhängig Beschäftigten in unserer Heimat also ein
Grund zum Jubeln?
Für Städte und Gemeinden ein
Grund zum Jubeln?
Eher NEIN!
Denn vom Wirtschaftswachstum kommt bei den abhängig Beschäftigten kaum etwas an.
Auch Städte und Gemeinden haben eher sehr rückläufige Gewerbesteuereinnahmen.
Woran liegt das?
Unser Land ist längst zu einer Geisel von Politikern, Bürokraten, Gewerkschaften und Verbänden geworden. Unsere Heimat besteht schon lange aus einem engmaschigen Netzwerk aus „führenden” Politikern und angeblich „weltoffenen” Managern, die sich übergreifend und regelmäßig mit vermutlich kriminellen Methoden fleißig daran geben, unser Staatsgebilde systematisch auszuhöhlen. Quasi Hand in Hand werden immer mehr erprobte und bewährte Gesetze durch die Macht des Kapitals ersetzt. Diese eingeschworene Clique von Netzwerkern sind die Einzigen in unserer Heimat, die noch eine blendende Perspektive für ihre Zukunft haben. Das Ausbeutungsmodell ist recht simpel. Man erstickt die demokratischen Entfaltungsmöglichkeiten der normalen Menschen in unserer Heimat und hebelt das Verfassungsprinzip des Gemeinwohls gezielt aus. Dieses unverschämte und verantwortungslose Handeln wird von großen Teilen der Medien gedeckt und verschleiert, obwohl man sich der fatalen Folgen dieser Politik vollinhaltlich bewusst ist. Zwischen den internationalen Konzernen, den Gewerkschaften und Verbänden sowie der Politik zählt lediglich, dass die Netzerker auf allen Seiten zufrieden sind. Dadurch hält man den Motor des Netzwerkes am zu Lasten der Mehrheit der Bevölkerung am Laufen.
Für viele Menschen in unserer Heimat lautet deshalb die Kernfrage:
Wie kann so etwas auf Dauer funktionieren?
Durchleuchtet man gezielt die deutsche Parlamente, so fällt auf, dass ein bestimmter Typ von so genannten Berufspolitikern in den zurückliegenden vierzig Jahren exponentiell zugenommen hat. Mit dem so genannten
Brauksiepe – Syndrom
wurde das stetig anwachsende Problem bereits beschrieben. Dieser Typ des aufstrebenden Politikers studiert in der Regel und tritt so früh wie nur möglich einer Jungendorganisation einer beliebigen Partei bei. In der Freizeit und den Semesterferien wird für die jeweilige Partei die so genannte „Basisarbeit” verrichtet. In vielen Fällen werden diese fleißigen Helfer noch vor dem Abschluss des Studiums zum engen Assistenten eines Abgeordneten und folgen diesem nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament nach. Die gleiche „Karriere” machen Jungfunktionäre von Gewerkschaften. Sie alle haben ein Merkmal gemeinsam:
Im normalen Berufsleben
fehlt ihnen jegliche Erfahrung und jede Bewährung.
Eine gefährliche, ja eine teuflische Mischung sowie eine verheerende Voraussetzung für jeden echten Volksvertreter. So kommt es dazu, dass die meisten Politiker mehrere Galaxien vom tatsächlichen Leben der Menschen in unserer Heimat entfernt sind. Einmal ganz abgesehen von den tagtäglichen Sorgen, Nöten und Wünschen der Bevölkerung, die man glaubt in Umfragen ausloten zu können. Das frühe Einbinden in die Netzwerke führt dazu, dass man Inhabern von sehr einflussreichen Positionen bereits im Vorfeld eine große Anzahl von so dargestellten Nebentätigkeiten nahezu aufdrängt, um dadurch, für die Menschen in unserer Heimat schwer durchschaubar, ihr jährliches Einkommen drastisch zu erhöhen. Selbst einfache Parlamentarier kommen durch diese übliche Praxis „locker” auf jährliche Einkommen von bis zu
500.000,00 Euro.
Erstaunlich, aber keinesfalls ungewöhnlich, denn die Spitzenverdiener in unseren Parlamenten durchstoßen die Grenze von
1.500.000,00 Euro
ohne allzu große Schwierigkeiten. Der Nachteil für den Rest der Bevölkerung ist einfach zu erkennen. Durch die hohe Anzahl der finanziellen Verflechtungen zwischen internationalen Konzernen, offiziellen Organen und Instanzen sowie der Politik wird jede Gelegenheit schamlos ausgenutzt, sich gegenseitig Vorteile zu verschaffen. Parallel zu dieser Machtkonzentration explodiert die Neigung der abhängig gewordenen Politiker, sich des gefährlichen Einflusses durch diverse Gefälligkeiten zu ergeben. Auch lässt man sich gerne von amerikanischen Fondsgesellschaften anheuern. Das Ziel von solchen Transaktionen ist hoffentlich allen Lesern klar geworden. Die US – Fondsgesellschaften möchten ihr Jagdrevier ständig erweitern und brauchen dazu die „liberale” Unterstützung aus den Parlamenten. Wenn man dann im Nachhinein feststellen muss, dass man großen Mist gebaut hat, versucht man, wie es der SPDler Franz Müntefering vergeblich praktizierte, das Ruder herumzuwerfen. Das Stichwort
„Heuschrecken”
für ausbeutende Fondsgesellschaften dürfte den meisten noch geläufig sein. Denn mit volksnaher sozialdemokratischer Politik hatte die politische Öffnung für die Heuschrecken nicht das Geringste zu tun. Wenn also trotz eines stabilen Wirtschaftswachstums die Flächenarmut und soziale Ausgrenzung in unserer Heimat stetig zunimmt, dann müssen sich natürlich die Fragen aufdrängen:
Wann verlieren Netzwerker in einem Gemeinwesen,
das sie mit Exklusionen von Mitmenschen brutalst demütigen, jeden Anspruch auf Loyalität und Führungsanspruch?
Wozu brauchen wir Netzwerker?
Es wird also allerhöchste Zeit, den Menschen in unserer Heimat in aller Deutlichkeit zu sagen:
Ihr seid das Volk!
Lasst euch dieses miese Machtspiel nicht länger gefallen!
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Deutscher Rentenschutzbund e.V.
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