Das Wort am Sonntag 2010 07 25

Das Wort am Sonntag

Wem gehören die Schätze der Meere?

[ Wettlauf um Rohstoffe - Neue Jobmaschine? ]

 

25. Juli 2010

 

Jahrzehntelang galten die Tiefen der Meere als unnutzbare geheimnisvolle Welten.

Dabei bedecken sie mehr als zwei Drittel der gesamten Erdoberfläche, so dass alle Kontinente von Meeren umspült sind.

Das Weltall mit seinen unendlichen Weiten ist zurzeit immer noch besser erforscht als das Leben in den riesigen Gewässern auf unserem Planeten.

Wer weiß schon genau, was sich in den Tiefen abspielt?

Tiefseeforscher entdecken heute in Tausenden Metern Tiefe Landschaften von atemberaubender Schönheit, ungezählte neue Lebewesen und diverse nutzbare Rohstoffe in rauen Mengen.

Schon im Jahr 1978 versuchten deutsche Forscher, größere Mengen von

Manganknollen,

die zum Beispiel Kupfer und andere Metalle enthielten, auf dem Meeresboden zu

ernten”.

Rapide sinkende Rohstoffpreise bereiteten damals diesem genialen

Zukunftsprojekt

ein jähes Ende. Heute hat der Goldrausch in der Tiefsee wieder begonnen und ist genau wie 1978 ein Abenteuer mit vollkommen ungewissem Ausgang. Denn trotz ihrer langen Geschichte und der wachsenden Bedeutung der Meere als Verkehrswege sowie als Ressourcen- und Nahrungsquelle werden die Meere von den meisten in erster Linie im Rahmen von luxuriösen Seereisen als exklusive Urlaubsorte wahrgenommen.

Dem wirtschaftspolitischen Charakter unserer Meere und der weitreichenden

Bedeutung für das Verhältnis der Staaten untereinander wurde bisher kaum Beachtung geschenkt.

Der stetige Anstieg des Meeresspiegels im Zeichen des Klimawandels und dem Schutz der Meeressäuger sowie der anwachsenden Piraterie wird wesentlich mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht.

Weltweit leben über 50% der Menschen weniger als 100 km von den Küsten

entfernt und das

Intergovernmental Panel on Climate Change

geht von einem Anstieg des Meeresspiegels von 20 cm bis rund 60 cm bis zum Jahr

2100 aus.

Es wird viele DRSB – Leser verwundern, doch 95% des weltweiten

Güterferntransports

wird ausschließlich über Seewege abgewickelt. In unserer Heimat arbeiten heute schon mehr als

380.000 Menschen

in der so genannten „maritimen Wirtschaft”.

Überrascht?

Bereits im August 2007 hisste Russland eine Flagge aus Titan in über 4.000 Meter Tiefe, um seine Territorialansprüche am Nordpol zu demonstrieren. Aktuell arbeiten rund 1,5 Millionen Menschen auf rund 2.700 Bohrinseln. Die Perspektiven der zukünftigen

Meerespolitik

sind also kein romantischer Traum von schützbaren Naturraum, sondern heute schon unmittelbarer Bestandteil sozialer und wirtschaftspolitischer Prozesse im Rahmen der Globalisierung. Die Frage:

Wem gehören die Schätze der Meere?

wurde von der UN diskutiert und festgelegt, so dass die Meere für alle Staaten global und sozial gerecht zugänglich bleiben sollen.

Gemeinsam erarbeitete man Handlungsmöglichkeiten und Richtlinien für dauerhafte solidarische Wirtschaftspolitik zur Nutzung der Schätze der Meere.

Vor Neuseeland sind deutsche, neuseeländische und amerikanische Forscher auf der Suche nach den wertvollen Mineralien der unerforschten Tiefen. Ziel sind die

heißen Quellen”,

die mittels modernster Tauchroboter erkundet werden. Heiße Quellen sind die Rohstoffspender für morgen von

Gold, Kupfer und andere wertvollen Metallen.

Übertriebener Maßen könnte man diese heißen Quellen als die Erzminen der Zukunft bezeichnen.

Naturschützer sowie Meeresbiologen warnen jedoch eindringlich davor, dass der so dargestellte

„Tiefseebergbau”

die gesamten Meere aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Man spricht von unabsehbaren Folgen für die Nahrungskette sowie auch für das Weltklima.

Wem gehören also letztendlich diese

Schätze der Meere,

die quasi von vielen Staaten so intensiv genutzt und dabei so wenig geschützt werden?

Denn der Wettstreit um die Schätze der Meere, als Nahrungs- und Rohstoffquelle, Verkehrs- oder Handelswege, ist längst entbrannt. Was uns bevorsteht ist ein zäher Verteilungskampf der die Wirtschafts- und Umweltpolitik getrennt voneinander betrachten lässt.

Wer wird der Gewinner sein?

Sind es die Schnellsten, die alles leerräumen wollen?

Die wirtschaftliche Interessen und großen Begehrlichkeiten richten sich jetzt auf Gebiete, die noch weitgehend unerforscht sind und deren ökologische Funktion noch völlig unbekannt ist.

Unsere Politiker in Brüssel haben rein vorsorglich deshalb eine Meeresstrategie der EU ausgearbeitet.

Sie soll Ökologie, Wirtschaft und Soziales vereinen.

Die Protagonisten der

Aktion Nordseekonferenz

gehen fest davon aus, dass die Ökologie wieder einmal wesentlich zu kurz kommen wird. Nicht ganz zu Unrecht! Denn zum Beispiel sind die riesigen

Manganknollenfelder

im Pazifik wegen ihres Gehaltes an Kupfer, Nickel und Kobalt der zukünftige Metallrohstofflieferant für unsere Industrie. Wirtschaftliche Interessen werden womöglich den Vorrang haben müssen.

Schätzungsweise bis zu 200.000 neue sichere Arbeitsplätze könnten damit in unserer Heimat verbunden sein. Da fragt man sich zu Recht:

Warum wurde 1978 nicht konsequent weiter gemacht?

Wieso konnte der deutsche Vorsprung nicht genutzt werden?

 

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Deutscher Rentenschutzbund e.V.

Wir kämpfen seit 22 Jahren mit der Stimme der Demokratie für einen modernen Sozialstaat, sichere, langfristige Arbeitsplätze, sinnvolle, gerechte und lernfähige Rentensysteme, sichere, gerechte und leistungsfähige Sozialsysteme und für korruptionsfreie Demokratie in Deutschland und der Europäischen Union.

 

 

 

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