Das Wort am Sonntag
Katholische Lustmolche?
[ Mixas exzentrische Auslegungen zum Zölibat ]
18. Juli 2010
Am 21. April 2010 unterzeichnete Bischof Mixa sein Rücktrittsgesuch. Für die meisten gläubigen Katholiken war damit das unschöne Thema erledigt. Ein internes Dossier aus dem Vatikan offenbart nun aber die Affäre Mixa als ein existenzielles Dilemma der katholischen Kirche.
Alkohol – Exzesse,
schwule Beziehungen und handgreifliche Taten
belegen die aktuelle Situation der katholischen Kirche. Man kann die eigene Priesterkaste weder reformieren noch in den Griff bekommen, ohne die eigene Existenz aufs Spiel setzen zu müssen.
Der Nachrichtendienst des Vatikans gilt jeher als effektiv, so dass davon auszugehen ist, dass dem Vatikan detailliert bekannt ist, welche Schwächen seine „Hirten” haben.
Aber muss der Zölibat
direkt zum Trinken, zu schwulen Techtelmechtel
und persönlichen Übergriffen führen?
Endet so der Traum der katholischen Kirche?
Vergleichbare Anschuldigungen wie im Fall des zurückgetretenen Augsburger Bischofs Walter Mixa beschreiben ein marodes System der Führung.
Intime gleichgeschlechtliche Begegnungen und brutale Übergriffe auf Kinder zerstören das Vertrauen in eine ehemalige „unangreifbare” Institution. In den diversen Unterlagen, die dem Papst vorgelegt wurden, soll auch Walter Mixas Verhältnis zur Wahrheit sowie seine vermeintliche Alkoholkrankheit thematisiert worden sein.
Nun ist fest damit zu rechnen, dass er in den nächsten Wochen weitere Ungereimtheiten das Tageslicht erblicken. Denn je heftiger Walter Mixa verbal um sich schlägt, desto mehr Dinge kommen ans „teuflische” Tageslicht.
Inzwischen ist es vielen gläubigen Christen schon egal, welche unappetitlichen Details in der kommenden Zeit aus den deutschen Diözesen oder auch aus dem Vatikan zu Tage gefördert werden. Viele Menschen in unserer Heimat fragen sich schon:
Wie schlimm wird es denn noch kommen?
Wie viele Opfer gibt es wirklich?
Wie lange hält die katholische Kirche den Druck aus?
Von Bedeutung ist das alles in Bezug auf das Weiterbestehen der deutschen Diözesen, denn mit einer weiteren Flut an Kirchenaustritten wird das System der Kirchensteuer in Frage gestellt.
Besonders problematisch erscheint dabei, dass sich die katholische Kirche vor der finanziellen Form weltlicher Gerechtigkeit drücken möchte. Denn den Geschädigten steht in jedem Fall eine angemessene Entschädigung zu. Dass sich mit schnödem Geld begangenes Unrecht nicht ungeschehen machen lässt, ist eine bekannte Binsenweisheit. Zu „Drücken” vor einer notwendigen Entschädigung taugt sie als Argument aber keinesfalls.
Der Fall Walter Mixa in der katholischen Kirche sowie die Alkoholfahrt der ehemaligen evangelischen Bischöfin Margot Käßmann zeichnen ein Zerfallbild der christlichen Kirchen in unserer Heimat.
Fast schon im Tagesrythmus melden sich weitere Betroffene bei Zeitungen, TV – Anstalten oder direkt bei der Staatsanwaltschaft.
Sie wollen ganz offensichtlich nicht länger ertragen, was jahrelang mit Drohungen verschwiegen und unterdrückt wurde.
Nun sind nicht alle Priester der katholischen Kirche gleich saufende oder herumhurende und prügelnde
Lustmolche in Roben.
Aber die Recherchen, zum Beispiel nur von der Augsburger Allgemeinen, brachten erstaunliche Vorgänge in der Kirche zu Vorschein. Auch der Rücktritt von Walter Mixa geschah womöglich nicht so „ganz” freiwillig.
Denn Erzbischof
Robert Zollitsch
musste erst den Apostolischen Nuntius in Deutschland mit dieser nicht leichten Aufgabe betrauen. Besonders nachdenklich macht viele Menschen in unserer Heimat, dass Walter Mixa gesprächiger wurde, nachdem die Staatsanwaltschaft Ingolstadt am 14. Mai 2010 ihre Vorermittlungen endgültig einstellte.
Erst danach redete Walter Mixa in einem Interview von
„Fegefeuer” und „Feuerofen”.
Vermutlich meinte er damit schwule Beziehungen und handgreifliche Taten. Denn das Wort
„Feuerwasser”
steht für den Alkoholmissbrauch, den er höchstwahrscheinlich immer noch verschleiern möchte. Plötzlich ist der psychische Zustand von Mixa ein Thema, das die Menschen, die ihn näher zu kennen glaubten oder tatsächlich kannten, sehr bewegt.
Warum hat vorher niemand etwas gesagt?
Wieso wurde das Desaster nicht verhindert?
Angst vor Repressalien des Vatikans?
Jetzt, nachdem die ausufernde Affäre Mixa immer gefährlicher und dramatischer wird, wird das existenzielle Dilemma der katholischen Kirche im vollen Umfang für alle sichtbar.
Wo katholische Kirche drauf- oder dransteht – wird häufig nur
Weltfremdheit und Ichbezogenheit
aggressiv hinter verschlossenen Mauern praktiziert.
Und was folgt für die katholische Kirche jetzt?
Hinweg mit Zölibat und Unfehlbarkeitsanspruch?
Ist die Diktatur der
katholischen Kirche überhaupt reformierbar?
Denn das sakramentale Verständnis des Amtes und die absolute klerikale Hierarchie ist so gravierend, dass eine innovative
demokratische katholische Kirche
nur auf einer völlig neuen Ideologie und Philosophie aufgebaut werden könnte. Das wäre heute zweifellos notwendig, um die christliche Bewegung nicht gänzlich zu Fall zu bringen.
Bekanntlich hat die vermeintliche Heiligkeit einen hohen Preis, denn solange die
Weihrauchschwaden
die Geheimnisse des Entrückten nicht freigeben, solange besteht die wachsende Gefahr, dass die katholische Kirche weltweit für viele Millionen gläubiger Christen ihre ehemalige Faszination verliert.
Denn eine noch unbefleckte katholische Kirche gibt es genauso wenig wie es unschuldige Menschen gibt.
Wer wirft den ersten Stein?
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