DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
Redaktionsteam
Leitung:
Udo Johann Piasetzky ⋅ Heinrich Sternemann ⋅ Hans – Josef Leiting
Düsseldorf, den 27. Dezember 2009
Das Wort am Sonntag
Wenn
Wasser, Erdöl und Geld versiegen
Die etwas andere Nachbetrachtung zum
Finanz – Schock im vorgeblichen Wüstenparadies
Wasser ist besonders in Wüstengebieten der Überlebensstoff schlechthin, denn nicht nur seit dem letzten James Bond Film wissen wir, dass man Erd- oder Motorenöl nicht trinken sollte.
Und auch Geld in jeder Form ist als Nahrungsmittel untauglich. Wer also in der Wüste nur Erdöl oder Geld hat, der wird verdursten oder verhungern.
Wasser und Nahrungsmittel sind deshalb unverzichtbar, wenn man im schönsten Wüstenparadies überleben möchte.
Es ist auch kein großes Geheimnis, dass die Erdölquellen in den meisten arabischen Gebieten in absehbarer Zeit versiegen werden.
Verantwortungsbewusste Politiker oder im Falle von Dubai „Herrscher” treffen deshalb rechtzeitig Vorsorge.
Denn wenn kein Öl mehr aus der
Erde sprudeln möchte, was will man dann noch in der Wüste?
Selbst die treuesten Michael Schumacher – Fans lockt man nicht mit der
Michael Schumacher Business Avenue
in die Wüste.
Und ein ursprünglich angedachter
Boris Becker Business Tower
sollte wohl eher dazu dienen, leichtgläubigen Kleinanlegern aus Deutschland das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Doch der Finanzcrash von Dubai zeigt erneut, wenn sich
Unvermögen mit Ahnungslosigkeit
paart, kommt es unausweichlich zum Desaster.
Verstört blickt nun die gesamte Welt auf das visionäre Wüstenparadies von den herrschenden Scheichs in Dubai.
Aus der Traum vom neuen Finanz- und Wirtschaftsraum aus tausendundeiner Nacht.
Jahrelang wurden regelmäßig Journalisten in die Wüste eingeladen und jeder durfte nach dem kostenfreien Besuch im heißen Wüsten – Sand die ökonomische Situation des kleinen Emirats Dubai mit „blumigen” Worten beschreiben.
Die benutzten Superlative waren kaum noch steigerungsfähig, wenn die Journalisten von der größten Baustelle der Welt sprachen und vom schier endlosen Wachstum schwärmten sowie die Märchen vom ganz schnellen Geld erzählten.
Derweil türmten sich die Schulden
von Dubai genauso auf wie der Wolkenkratzer Burj Dubai.
Über 80 Milliarden US – Dollar ist selbst für den deutschen Regierungshaushalt eine beachtliche Nummer.
Wie aber kam es in der
Traum- und Märchenwelt zu dem Finanzdesaster?
Scheichs in Zahlungsnöten, gibt es so etwas tatsächlich?
Ist Dubai lediglich nur der Vorbote
für die zweite gigantische Welle der Finanzkrise?
Die phantastischen Visionen der Herrscher von Dubai wurden mit unvorstellbar riesigen Geldströmen aus der ganzen Welt angefüttert.
Nach Luxemburg, Liechtenstein und der Schweiz sollte in der Wüste ein Eldorado für steuerfreien Kapital- und Handelsverkehr entstehen.
Quasi „DIE” Weltdrehscheibe des Kapitals.
Die althergebrachten, „verstaubten” Gesetze der Finanzwirtschaft schienen in der brennenden Mittagssonne der Wüste ihre Gültigkeit zu verlieren.
Büro- und Wohngebäude wurden meist weit vor ihrer Fertigstellung mehrfach mit hohen Gewinnen weiterverkauft.
Täglich wurden Luxusvillen und Luxuswohnungen fertiggestellt und standen in den meisten bekannten Fällen sofort leer.
An der Prachtstraße Sheikh Zayed Road waren in den Bürotürmen von Anfang an komplette Büroetagen unvermietbar.
Angeblich sollen aber rund 41% aller Büroflächen belegt sein.
Fragt sich nur mit was?
Leerstehende Büroflächen kennt man auch in den Metropolen von Westeuropa. Wer mit offenen Augen durch deutsche Städte fährt, sieht an den „wunderschönen” Glasfassaden in bester Lage immer größer werdende Aufkleber mit dem Hinweis:
„Provisionsfrei zu vermieten”
oder
„Vermietung und Ausbau kostenfrei”.
Dagegen ist bezahlbarer Wohnraum in Stadtlage für die Menschen in unserer Heimat Mangelware.
Aber das ist in der Wüste von Dubai genau das gleiche Problem. Es sei denn, man heißt Josef Ackermann oder Carl – Peter Forster und kann jeden geforderten Preis für eine Luxuswohnung aus der Portokasse bezahlen.
Luxus auf Pump
hat weltweit noch nie längere Zeit funktioniert. Warum also sollte ausgerechnet in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine solche Luftnummer zum Erfolg führen?
Nachdem der DRSB e.V. Anfang 2006 darüber berichtete, dass die Mächtigen in Washington die Gelddruckmaschinen auf Volllastbetrieb umstellten, war absehbar das eine Dollar – Geldschwemme vor der Tür steht.
Bis heute hat der offensicht verantwortungsfreie US – Notenbanker Bernanke die
US – Dollar Menge auf unvorstellbare 140% anwachsen lassen. Das übersteigt den Bedarf für den notwendigen Austausch von Geldscheinen um ein Vielfaches.
Würde US – Notenbanker Bernanke die Druckerpressen seiner Notenbank so schnell laufen lassen wie im Jahr 1923, so wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit nach der zurzeit anhaltenden Deflation eine ausgewachsene
Hyperinflation
mit allen negativen Begleiterscheinungen nicht mehr auszuschließen.
Öffnet Bernanke die Geldschleusen noch weiter und erhöht die Geldmenge der
US – Dollar auf 180% oder sogar 200%, dann wird der US – Dollar seine Eigenschaft als anerkanntes Zahlungsmittel weltweit verlieren.
Wenn sich also zum wiederholten Male
Unvermögen mit Ahnungslosigkeit
paart, tritt die Weltwirtschaft in Phase 3 der US – Finanz- und Wirtschaftskrise ein.
Bis heute haben Banker und Politiker alle Warnsignale, die auf Dunkelrot standen, mit Höchstgeschwindigkeit überfahren.
Selbst als das „noch” reiche Abu Dhabi den Scheichs aus Dubai Anfang des Jahres mit einem 20 Milliarden US – Dollar Notkredit aus der stetig anwachsenden Liquiditätsklemme half, hielten viele selbsternannte Experten das Finanzloch für einen „kleinen” Buchungsunfall.
Doch auch dieses „frische” Geld versickerte in der Wüste von Dubai schneller als Wasser.
Müssen gutgläubige Kleinanleger wieder um ihr Geld fürchten?
Die Antwort lautet eindeutig:
JA!
Während noch einige Medien in unserer Heimat mit der Schlagzeile
„Aufschwung ist nicht zu stoppen”
gute Stimmung verbreiten wollen und Professor Sinn noch immer folgenlos eine Verbesserung des IFO – Index verkünden darf, gehen im arabischen Wirtschaftsraum von tausendundeiner Nacht langsam die Lichter aus.
Ob nun künstliche Palmeninsel oder der größte Handelsumschlagplatz der Region, alles ist mit einem rapide im Wert fallenden US – Dollar nicht mehr bezahlbar.
Und kaum jemand in unserer Heimat weiß was die Finanz – Situation in Dubai so extrem brisant gestaltet.
Die Finanzgesellschaft Dubai World ist mit geschätzten 70 Milliarden US – Dollar verschuldet und zeichnet damit circa 80% der Verbindlichkeiten des Emirats.
Man kann in einer solch prekären Lage nicht mehr von massivem Vertrauensverlust sprechen.
Was da in der Wüste Tag für Tag vor sich geht, ist nichts anderes als
pure Geldvernichtung
und strahlt in aller Deutlichkeit auf Westeuropa aus.
Bereits Ende November brachen auf breiter Front die Spekulationen an den Rohstoffbörsen ein und werden vermutlich selbst den Goldpreis in den Abgrund reißen.
Für die rücksichtslosen und gierigen
Börsen – Junkies
natürlich „DIE” Gelegenheit für den Einstieg in eine neue Spekulationsblase.
Quasi nach dem Spielermotto:
„Jeder Schock bringt uns Gewinn”.
Derweil ist der Bauboom am Golf völlig zum Erliegen gekommen. Es ruhen mehr als 100 Bauprojekte oder wurden ganz abgeblasen. Niemand weiß genau, ob und wann sie jemals weitergebaut werden können.
Der ehemals als größter Flughafen der Welt geplante
Dubai World Central Al Maktoum International
wird vermutlich frühestens im Jahr 2020 fertig zu stellen sein.
Wer will dann noch in die glühende Hitze der Wüste fliegen?
Die Nachfrage ist schon seit Monaten wesentlich kleiner als das Angebot und von Flächenarmut bedrohte Menschen in unserer Heimat haben zurzeit andere Sorgen als kollektives Schwitzen im Sand.
Erdöl und Erdgas werden recht bald schon weniger als 4% des Bruttoinlandsprodukts in Dubai ausmachen.
Die Hoffnung aller Beteiligten, das Emirat Dubai in kurzer Zeit vom heißen Wüstenfleck zur modernen Supermetropole aufzubauen, ist nach dem zu erwartenden Platzen der US – Immobilienblasen sowie der wundersamen Geldvermehrung in den USA grandios gescheitert.
Will man oder kann man nicht begreifen?
Der DRSB e.V. warnte bereits zu Beginn der Wüstentraumphase vor dem zu erwartenden Domino – Effekt in der Golfregion.
Die Frage ist deshalb nicht:
Erwischt
es nach Dubai auch die Nachbarn des Emirats?
Sondern:
Wann
erwischt es die anderen Staaten in der Gefährdungszone?
Das Problem in der Golfregion lässt sich nicht mehr unter den Teppich kehren und wird durch abwartendes Aussitzen täglich gefährlicher.
Obwohl ein Staatsbankrott eher unwahrscheinlich sein dürfte, denn höchstens gehen die schlechten Unternehmensteile in den Holding – Gesellschaften den Bach runter.
Dubai zeigt aber, dass sich das Finanzgeschehen auf unserem Globus von der Wirklichkeit völlig gelöst hat.
Wieder einmal wird ein
dunkelrotes Warnsignal
mit Höchstgeschwindigkeit überfahren.
Länder wie zum Beispiel Japan haben eine Schuldenquote von mehr als 190% gemessen an ihrem jährlichen Bruttoinlandsprodukt.
Auch die Menschen in unserer Heimat werden bereits ab Januar 2010 mit der
Staats – Verschuldung, die schon heute mehr als 85% des Bruttoinlandsprodukts beträgt, zu kämpfen haben.
Ein Gutes scheint die Finanz – Krise in Dubai ausgelöst zu haben, denn bei vielen Menschen wächst das gesunde Misstrauen gegenüber Bankern die spekulativ Geld verbrennen.
Und Dubai verleiht gleichzeitig dem Sprichwort
„in den Sand gesetzt”
eine vollkommen neue Bedeutung.
Unsere Wirtschaft ist noch in Bewegung, aber seit Oktober 2009 ist auch sie auf den finanziellen Hilfskrücken der Regierung angewiesen.
DRSB
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