DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
Redaktionsteam
Leitung:
Udo Johann Piasetzky ⋅ Heinrich Sternemann ⋅ Hans – Josef Leiting
Düsseldorf, den 06. Dezember 2009
Das Wort am Sonntag
Aus Kapital mehr Kapital machen
Naht das Ende des Globalisierungswahns?
Das vorrangigste Ziel jedes Kapitaleigners ist es, dass sich sein Geld kontinuierlich vermehren lässt.
Deshalb gehen weltweit die
Kapitaleigner
immer dahin, wo die Vermehrung ihres Kapitals durch Verzinsung am höchsten ausfallen könnte.
Denn einen Kapitaleigner, der ohne „Schmerzen” zusehen möchte, wie sein Geld von Tag zu Tag weniger wird, gibt es nicht auf unserem Planeten.
Frei verfügbares Geld wird mit allen erdenklichen Argumenten und schlauen Tricks überall auf der Welt angelockt und ist stets sehr willkommen.
Kapitaleignern ist es dabei völlig „wurscht”, ob nun eine profitable Produktionsstätte am Nord- oder Südpol steht.
Könnte man in der Hölle
die höchsten Gewinne erzielen, würden dort
die meisten Waren hergestellt.
Von den Arbeitnehmern wird in Zeiten der Globalisierung, wie selbstverständlich erwartet, dass sie quasi wie Viehherden flexibel
Lohnkürzungen oder Lohnverzicht
klaglos hinnehmen oder willig zu einem neuen Produktionsstandort folgen.
Die Beispiele von Nokia, Karstadt oder auch Opel zeigen, dass die den Belegschaften abgepressten
Lohnkürzungen oder Lohnverzichte
nicht wie oftmals vorgegaukelt die Arbeitsplätze erhalten, sondern nur mit einer Zeitverzögerung vernichten.
In allen bekannten Fällen wurde mit der Angst und der Hoffnung der Arbeitnehmer ein sadistisches Spiel getrieben.
In diversen Internetforen wird vermutlich deshalb darüber heftig diskutiert, wer eigentlich darüber entscheiden kann, welche Arbeitsplätze verschwinden sollen und welche nicht.
Immer häufiger schauen die direkt Betroffenen hinter die Kulissen und stoßen in der Regel auf ehemalige McKinsey – Berater oder in unserer Heimat auch auf ehemalige oder aktive Berger – Leute [ siehe Germany 1 ] in Managerpositionen, die meistens auf beiden Seiten die Interessen vertreten.
Spätestens dann, fällt es den Betroffenen wie Schuppen von den Augen, dass die Schauspielerei in den Medien lediglich nur hinterlistiges Blendwerk war und die Arbeitsplatzvernichtung bereits vorher – am so genannten grünen Tisch – ausgekegelt wurde.
Auch hilft es den arbeitslos gewordenen Arbeitnehmern gar nichts, wenn sie bereit sein sollten zu einem „neuen” Produktionsort zu folgen.
Denn die größte Ungerechtigkeit der ach so tollen Globalisierung besteht im Kern darin, dass die Kapitaleigner überall auf das „Herzlichste” willkommen sind, die Arbeitnehmer aber äußerst selten.
Schon die vermeintliche Freizügigkeit für Arbeitnehmer, also ihr gutes Recht, ihren Wohnort- und Arbeitsort in der europäischen Union frei wählen zu dürfen, wird seit Jahren konterkariert, indem rund 70 Millionen Türken von dieser Regelung nur beschränkt umfasst werden sollen.
Als Tourist willkommen – als Arbeitnehmer nicht!
Für die Türkei bleibt nur eine billige Eintrittskarte der zweiten Klasse für die vorgeblich liberale Europäische Union.
Denn die Angst vor einer unkontrollierten Massenbewegung der europäischen Arbeitnehmer wächst in den Westeuropäischen Nationen quasi schon stündlich.
Was der ehemaligen DDR noch scheinbar gelungen war, nämlich durch den Mauerbau die Abwanderung von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Arbeitern mit Stacheldraht und Tretminen zu verhindern, ist im globalisierten Europa keine Option mehr und schlichtweg unmöglich.
Aber die Niederlande, Dänemark, Frankreich, Ungarn oder Polen wollen und können deutsche Arbeitnehmer im Grunde genommen nicht in Massen aufnehmen.
Ab der so genannten Altersgrenze von 45 Lebensjahren spricht man in Brüssel ungeniert und völlig offen von einer Risikogruppe.
Hinzu kommen erschwerend als wichtigste Merkmale die Sprachbarrieren, die erfahrungsgemäß schwerlich überwunden werden können.
Denn außer in Teilen der Schweiz und Österreichs spricht man nur in den Grenzregionen der Niederlande, Dänemark und Luxemburg die deutsche Sprache.
Schon im Elsass hätte ein deutscher Arbeitnehmer als Dachdecker, Industriearbeiter oder Sanitärinstallateur erhebliche Schwierigkeiten, sich bei der täglichen Arbeit verständlich zu machen. Es sei denn, man spricht fließend die französische Sprache.
Eine weltweite Wanderung von in unserer Heimat arbeitslos gewordenen Arbeitnehmern ist deshalb schon an unseren Grenzen erheblich eingeschränkt, obwohl uns in einigen Infotaimentsendungen genau das Gegenteil vorgegaukelt werden soll.
Wie das abschreckende Beispiel der Engländer und Iren zeigt, benötigt man dort jeden neu entstandenen Arbeitsplatz für die einheimischen Bürger, damit auch in England und Irland die Armutswellen zum Halten gebracht werden können.
Trotzdem trommeln in unserer Heimat die
Globalisierungs – Junkies
ohne Unterlass, dass die Freizügigkeit für Arbeitnehmer, also ihr gutes Recht, ihren Wohnort- und Arbeitsort selbst zu bestimmen, ein herausragendes positivstes Merkmal für neue Lebenschancen sei.
Perverser geht es nicht mehr!
Die Realität zeigt immer deutlicher, dass für Millionen Arbeitnehmer in unserer Heimat die hochgelobte Globalisierung eine gänzlich andere Lektion bereit hält. Denn wenn die ersten Entlassungswellen für die einfach qualifizierten Arbeitnehmer vorüber sind, werden auch höher qualifizierte Ingenieure oder Manager nicht mehr gebraucht und in die Arbeitslosigkeit und Armut entlassen.
Die meisten aus der so genannten Mittelschicht haben diese unausweichliche Entwicklung noch nicht für sich realisiert oder wollen sie einfach nur verdrängen.
Selbst die höchsten Maschinenlaufzeiten und ständige Spitzenproduktivität werden allen Arbeitnehmern keinerlei Schutz vor der drohenden Arbeitslosigkeit bieten.
Das rigorose Vorgehen der Manager aus den Konzernen Daimler [ Mercedes ] und BMW gegen deutsche Arbeitnehmer ist der beste Beweis dafür, dass die so dargestellten Top – Manager die Leistungs- und Referenzwerte ihrer Auslandsfabriken kennen und diese mit dementsprechenden Kommentaren an die Betriebsräte weitergeben.
Dort werden diese Zahlenwerke als Bedrohung empfunden, aber ein Eingreifen zur Sicherung der Langzeitarbeitsplätze findet schon seit mehreren Jahren nicht mehr statt.
Quasi mit den Leistungs- und Referenzwerten mundtot gemacht, sieht man zu, wie ehemals sichere deutsche Arbeitsplätze zum Beispiel in die USA verlegt werden.
Den sozialen Kampf um unseren Wohlstand
haben die deutschen Gewerkschaften bereits verloren.
Nach der US – Finanz- und Wirtschaftskrise erwarten die Menschen aber verstärkt von Managern und Politikern die Einführung von neuen Wirtschaftsregeln, die eine Wiederholung solchen Krisen in Zukunft erträglicher machen könnte.
Mehr Sicherheit durch echte Demokratie ist auch dringend nötig, weil immer mehr enttäuschte Menschen in unserer Heimat berechtigte Zweifel daran haben, dass für sie etwas Nutzmehrendes unternommen wird.
Bereits 1989 forderte der DRSB e.V. mit seiner
Initiative 20 / 70,
dass, wenn sich die deutschen Politiker und Parteien als erpressbar durch die wirtschaftliche Macht erweisen sollten, ein solches Szenario der fehlgeleiteten Machtentfaltung umgehend beschränkt werden müsste.
Es hat sich als wenig hilfreich erwiesen, dass zum Beispiel die neue Linksformation oder auch realistisch denkende Teile aus der SPD die Aufsätze vom DRSB e.V. freudig in ihre Leitanträge oder Parteiprogramme übernehmen, aber keine Taten folgen lassen.
Denn wo zu viele nutzmehrende Entscheidungen für die Menschen in unserer Heimat durch internationale oder „nur” europäische Vereinbarungen blockiert oder verhindert werden, müssen die Berliner Politiker dafür Sorge tragen, dass die
Entscheidungsbefugnisse
wieder zurückgeholt werden.
Auch der ansteigende Wissenstransfer in die USA sowie neuerdings in asiatische Länder wie zum Beispiel China und Indien muss recht bald ein Ende finden, denn mit dem Wissen und dem Können unserer Ingenieure konnten in unserer Heimat bekanntlich jahrzehntelang qualifizierte und sichere Arbeitsplätze geschaffen werden.
Jeder Teilnehmer am globalisierten Wirtschaftsleben besitzt Vorteile, die andere nicht haben.
Disziplin, Ordnung und Systematik
sowie
Forschung- und Entwicklungswissen
gehören bei uns eindeutig dazu und sollten in Zukunft konsequenter genutzt werden.
Kein deutsches Automobil müsste in China, Indien, Tschechien, Polen oder den USA hergestellt werden.
Wer deutsche Produkte haben möchte, sollte für die
Innovation und Qualität
auch einen angemessenen Preis zahlen.
Und wenn die aufgeführten asiatischen Staaten mit Handelszöllen deutsche Produkte künstlich verteuern möchten, so sind der deutsche Staat sowie auch der gesamte Rest der EU noch immer in der Lage, mit vergleichbaren Handelsauflagen die Einfuhr von billigen Waren zu steuern.
Vor 40 Jahren hat der charismatische Führer der SPD
Willy Brandt
seine erste Regierungsphase unter das Motto gestellt:
„Mehr Demokratie wagen”.
Dazu gehören auch die Steuergerechtigkeit, die Sicherung deutscher Arbeitsplätze, sowie nutzmehrende Maßnahmen zum Erhalt des Wohlstandes der Menschen in unserer Heimat.
Seit die SPD mit den Protagonisten der Grünen diesen Weg ab 1998 verlassen hat, halbierte sich bis heute die Wählerschaft der ehemaligen Volkspartei.
Weder aus Leitanträgen, Aufsätzen oder Parteibeschlüssen ist erkennbar, dass sich die SPD als willfähriger Diener der Kapitaleigner verabschieden möchte.
Deshalb ist eine weitere Halbierung der Wählerschaft zu erwarten, was diese Partei vermutlich auf Zustimmungswerte zwischen 13,5% bis 15,2% zurückwerfen könnte.
Die US – Finanz- und Wirtschaftskrise hat allen deutlich zeigen können, dass die obsoleten marktliberalen Ideologien wie das kurzfristige Profit- und Renditedenken und die hochgelobte Deregulierung auf breiter Front gescheitert sind.
Die Vernichtung von Wohlstand und der Verlust von sicher geglaubten Arbeitsplätzen
verstärken die soziale Spaltung und fördern die Armut in unserer Heimat.
In einem denkwürdigen DRSB – Brief an unsere Politiker aus dem Jahr 2000 forderten die Vorstandsmitglieder:
Ein „weiter so”
darf es nicht geben, denn aus
Kapital mehr Kapital
zu machen ist etwas sehr Nützliches, wenn gleichzeitig die Menschen in unserer Heimat gleichermaßen davon profitieren könnten.
Unser Sozialstaat bedarf deshalb der moderaten Modernisierung, damit das Prinzip der Solidarisierung erhalten bleibt.
DRSB
Wir kämpfen seit 21 Jahren mit der Stimme der Demokratie
für
einen modernen Sozialstaat,
sichere, langfristige Arbeitsplätze,
sinnvolle, gerechte und lernfähige Rentensysteme,
sichere, gerechte und leistungsfähige Sozialsysteme,
und für
korruptionsfreie Demokratie in Deutschland und der EU.