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DRSB

Deutscher Rentenschutzbund e.V.

 

Christliche Kirchen in Deutschland

 

Opfer oder Täter?

 

von

Udo Johann Piasetzky

Vorstandsvorsitzender des DRSB e.V.

und

Rechtanwalt Andreas Kallen

Vorsitzender der Rechtskommission des DRSB e.V.

 

 

Meerbusch, 17. September 2006

 

 

Die Gotteshäuser der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland fassen alle zusammen tausende von gläubigen Bürgern.

 

Besucht man aber diese Gotteshäuser, so stellt man fest, dass diese niemals richtig gefüllt sind.

 

Selbst an hohen kirchlichen Festtagen sind viele Gotteshäuser einfach leer.

 

Ist das der Grund dafür, dass immer mehr Kirchengebäude auf dem Immobilienmarkt angeboten werden?

 

Laufen den Kirchen die Anhänger in Scharen weg?

 

Gibt es in Deutschland eine Glaubenskrise?

 

Vermitteln die Kirchen falsche Werte?

 

Haben die Kirchen den Machtfaktor in der Politik verloren?

 

Fehlt es am Großeinsatz für Gott?

 

Sind die Kirchen neoliberal unterwandert?

 

Der DRSB e.V. ist den Fragen nachgegangen die viele Mitglieder und Sympathisanten seit Monaten beschäftigt.

 

Die Recherchen und Durchleuchtungen zeigen Bilder, die zum Nachdenken anregen und die Kirchen in Deutschland zum Handeln zwingen werden.

 

Eins vorweg:

Die Kirchen stecken in der größten Finanzkrise nach dem zweiten Weltkrieg.

 

Schwankende und sinkende Steuereinnahmen durch weniger Christen oder eine immer älter werdende Bevölkerung sind nur einige Ursachen dafür.

 

Haben die Kirchenfürsten falsch gewirtschaftet und können sie nicht mit Geld umgehen?

 

Die Frage ist leicht zu beantworten:

 

Zumindest die katholische Kirche kann sehr gut mit Geld umgehen.

 

Es gibt Bistümer, die ihre Finanzen effektiv einsetzen und die Kosten im Griff haben. Es wird aber für die Kirchen immer schwieriger, einzuschätzen, ob sich die Einnahmen so weiter entwickeln, wie es in der Vergangenheit gewesen ist.

 

Eine Durchleuchtung der Finanzsituation einzelner Bistümer zeigt, dass eine finanzielle Planung in vielen Bereichen eher kurzfristig angegangen wurde.

 

Einige Finanzverwalter versuchen deshalb, eine langfristige Perspektivplanung zu entwickeln.

Hierbei ist von Entscheidung, wie in 10 oder 15 Jahren die Einnahmesituation aussehen wird und welche tatsächlichen Lücken zwischen Einnahmen und Ausgaben dann vorhanden sein werden.

 

Nur Sparen kann kein Dauerzustand sein und kann auf Dauer die Aufgaben der Kirchen behindern und wesentlich einschränken.

 

Die evangelischen Kirchen stehen bereits vor dem gigantischen Problem, Organisationen und Leistungen einzuschränken.

 

Die Kirchen sind aber keine Unternehmen im eigentlichen Sinne, sodass oft Irdisches weniger Beachtung findet als Religiöses.

 

Viele Mitarbeiter, insbesondere in der evangelischen Kirche, sind für diese anstehenden Aufgaben nicht gerüstet.

 

Das Konzipieren und Entwickeln valider Finanz- und Organisationspläne ist nicht Bestandteil der pastoralen Arbeit.

 

Das kirchliche Stammpersonal ist für kaufmännische Aufgaben schlecht ausgebildet.

 

Zum Beispiel erscheinen die evangelischen Superindententen und Pfarrer mit einer gezielten Mitarbeiterführung und kaufmännischen Abläufen total überfordert.

 

Es entsteht oft der Eindruck, dass am falschen Ende geplant wird, zum Beispiel beim Küster, beim Kirchenmusiker oder bei den Gemeindehelfern.

 

Eine zeitgemäß und modern geführte Kirche muss zwei Komponenten zur Deckungsgleichheit bringen, die in der Zukunft entscheidend sind:

 

Das sind einmal die pastorale Arbeit und zum anderen die organisatorische kaufmännische Abwicklung. Nur so besteht die Chance, aus den jährlich sich wiederholenden Sparzwängen und -diskussionen herauszukommen.

 

Als gläubiger Christ kann man zu diesen oder jenen Dingen seine persönliche Meinung haben, als Finanzverwalter zählen ausschließlich Daten und Fakten.

 

Die römisch-katholische Kirche also die, den Primat des Papstes anerkennt, ist die zahlenmäßig größte Konfession innerhalb Deutschlands mit rund 27 Millionen Gläubigen.

 

Die Evangelische Kirche in Deutschland mit Sitz in Hannover ist eine Gemeinschaft von 23 selbständigen lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen.

 

Alle Gliedkirchen haben uneingeschränkte Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft trotz ihrer voneinander abweichenden Bekenntnisse.

 

Das evangelische Kirchenwesen ist auf allen Ebenen föderal aufgebaut. Die evangelische Kirche hat rund 26 Millionen Gläubige.

 

Analysiert man über einen größeren Zeitraum die Kirchenaustritte in Deutschland, so stellt man fest, dass die evangelischen Kirchen mehr Austritte zu verzeichnen haben.

 

Kirchenaustritte nach selektierten Jahressprüngen:

 

Jahr

 

Evangelische Kirche

 

Katholische Kirche

1970

 

202.823

 

69.454

1980

 

119.814

 

66.438

1990

 

144.143

 

143.530

2000

 

188.557

 

129.496

2001

 

171.789

 

113.724

2002

 

174.227

 

119.405

2003

 

177.162

 

129.598

2004

 

141.567

 

101.252

 

Quellen: Kirchenamt der EKD.

Referat Statistik, katholische Kirche.

 

Der oftmals genannte Grund, die Kirchensteuer zu sparen, ist in vielen Fällen nur vorgeschoben.

 

Die Morallehre der katholischen Kirche ist seit den Anfängen dadurch geprägt, an den Idealen der Bergpredigt festzuhalten und zugleich den Bedingungen der irdischen Realität Rechnung zu tragen.

 

In früheren Jahrhunderten war regelmäßig der Vorwurf zu großer Laxheit Grund für Kritik und Abspaltungen.

 

Heute entzündet sich die Kirchenkritik meist an vermeintlich zu hohen Idealen, gepaart mit dem Vorwurf der Heuchelei und Doppelmoral, vor allem im Bereich der Sexualität.

 

Dabei hat das Evangelium im Kern eine zeitlose, unverändert attraktive und sinnvolle Botschaft!

 

Was muss sich aber grundsätzlich in den kirchlichen Organisationen ändern?

 

Betrachtet man den gigantischen Zulauf von

 

Millionen gottesfürchtiger Frauen und Männer,

 

die in den USA Sportarenen füllen, um gemeinsam zu beten, kommt automatisch die Frage hoch:

Warum passiert so etwas bei uns nicht?

 

Junge Anhänger der

New Life Church

 

auch „Leichtkirche” genannt, lauschen gebannt der Sonntagspredigt.

 

Die so genannten „Leichtkirchen oder Megakirchen” wenden sich gezielt an Kinder und Jugendliche, denen ein breites Spektrum an Freizeitangeboten zur Verfügung steht.

 

Die Pfadfinder der

Discovery Rangers

 

sprechen zu Beginn ihrer Meetings gemeinsam den „Treueeid” auf die Fahne der USA.

 

Die Gottesdienste zum Beispiel der

 

New Life Church

 

sind spirituelle Events mit tollem Unterhaltungswert der für Gemeinsinn sorgt.

 

Die Prediger und / oder Pastoren verkünden eingängige und vor allem alltagsnahe Botschaften.

 

Die Veranstaltungen werden begleitet von Kirchen- und Rockmusik und animieren zum Mitsingen.

 

Viele der Gläubigen sind von anderen Konfessionen zu den

 

Megakirchen

 

gewechselt und bekommen dort praktische Lebenshilfe, statt geistiger Erbauung.

 

Die amerikanischen Bürger erhoffen auch für das eigene Leben Zufriedenheit und Erfolgsrezepte zu finden. Regelmäßig berichten amerikanische TV- und Printmedien über die Gottesdienste.

 

Wie aber sieht ein Sonntagsgottesdienst bei uns in Deutschland aus?

 

Da tritt zum Beispiel ein junges Paar vor den Altar um den heiligen Bund der Ehe zu schließen.

 

Die Kirche ist halb gefüllt mit Menschen, hauptsächlich Angehörige der Heiratswilligen.

 

Der Priester liest die Messe und schließt die Ehe vor Gott.

 

Ende der Veranstaltung.

 

Auf der Hochzeitsfeier werden dann aber ethische und / oder moralische Themen heiß diskutiert.

 

Hört man genau zu und fängt die Stimmen ein, so wird der Wert der Ehe wieder hoch geschätzt in Deutschland.

 

Doch „Volkes Stimme kocht im Untergrund” mit Aussagen wie:

 

Ich glaube nicht, dass Gott eine gleichgeschlechtliche Ehe gewollt hat.

Oder:

 

Die Ehe ist ein besonderes Gut, das nicht Entweiht werden sollte durch aggressive Minderheiten.

 

Solche oder auch ähnliche Aussagen hat bestimmt jeder schon einmal gehört. In deutschen Kirchen spricht darüber niemand offen.

 

Die Kirchen geben den Gläubigen beim Thema „Homosexuelle Ehe” keinen Wertemaßstab.

 

Auch beim Thema „Abtreibung” eiern die Kirchenvertreter ziellos herum oder fabulieren von Toleranz und / oder Verständnis.

 

Selbst liberal eingestellte evangelische und katholische Christen knirschen mit den Zähnen wenn hohe kirchliche „Würdenträger” Politiker hofieren, die die vorgenannten Themen forcieren.

 

Ein besonders negatives Bild erzeugt

 

Dr. Margot Käßmann,

 

aus Hannover, die als „evangelische Landesbischöfin” in einigen „Infotainmentsendungen” herumturnt und ein Bild einer „Progressiven” vermitteln möchte.

 

Werte

werden da nicht vermittelt, sondern ausschließlich Irritationen.

 

Wer „neoliberalen Kräften” den Boden bereitet, sollte sich nicht wundern, wenn die Zahl derer schrumpft, die eine kirchliche Gemeinde bilden.

 

Wer „neoliberalen Politikern” devot entgegentritt, sollten nicht beklagen, dass Gemeinden aufgelöst werden müssen.

 

Wer „neoliberale Ziele” selber verfolgt, muss damit leben können, dass man von den gesellschaftlichen und politischen Konflikten vollends absorbiert wird.

 

Nun hat jede Weltansicht immer Grautöne, die enorm viele Unwägbarkeiten mit sich bringen.

 

Es ist also nicht zu leugnen, dass selbst katholische „Eminenzen” den „Einflüsterungen” der „Neoliberalen” erliegen.

 

Vollmundige Versprechungen haben „echte Neoliberale” noch nie gehalten, wenn sie von ihren Zielen abweichen.

 

Der „massive und kontinuierliche Abbau

 

deutscher Sozialsysteme

 

und deren Folgen „wie Armut und Ausgrenzung” wird zwar wahrgenommen aber nicht bekämpft sondern nur „vollmundig beklagt”.

 

Kritische Themen werden vermutlich gezielt aus der theologischen Schlacht herausgehalten,

 

sehr zur Verwunderung und Verärgerung der gläubigen Bürger, die sich etwas mehr Halt von den Kirchen wünschen.

 

Sparen und Leistungsabbau kann nicht das Dauerthema unserer Kirchen sein.

 

Bisherige Tabus müssen in Frage gestellt werden.

Wichtig ist, dass sich die Kirche wieder auf ihre Stärken besinnt.

Weit über ihre Mitglieder hinaus galten deutsche Kirchen wegweisend in ethischen und moralischen Fragen der Gesellschaft.

 

Viele schätzten vor allem das soziales Engagement und ihren Einsatz für die Bürger am Rande der Gesellschaft.

 

So betrachtet,

befindet sich Deutschland in einer Glaubenskrise.

So betrachtet,

werden auch in Zukunft ehemalige Gotteshäuser zu Nutzgebäuden.

So betrachtet,

vermitteln die Kirchen keine Werte mehr.

So betrachtet,

verlieren die Kirchen politischen Einfluss.

So betrachtet,

werden mehr und mehr Bürger die Kirchen verlassen.

 

Vermutlich verhindert bereits heute die „neoliberale Unterwanderung” unserer Kirchen

einem begeisterten

 

Großeinsatz für Gott.

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