DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
Redaktionsteam
Leitung:
Udo Johann Piasetzky ⋅ Andreas Kallen ⋅ Hans – Josef Leiting
Düsseldorf, den 04. Februar 2008
„Bitte sofort wenden!”
Sind die Terroristen der Neuzeit
Navigationsgeräte, TV- und Internetsysteme in Fahrzeugen?
Dass das Mobiltelefonieren ohne eine Freisprechanlage im Fahrzeug zu schwersten Unfällen führen kann, war der Grund dafür, dass der Gesetzgeber ein Bußgeld einführte.
Noch immer sieht man auf deutschen Straßen Autofahrer mit dem Handy am Ohr telefonierend durch die Gegend fahren.
Das Verbot mit einem empfindlichen Bußgeld und Punkten in Flensburg zeigte für Mobiltelefonierer ohne eine Freisprechanlage bis heute offenbar keinerlei abschreckende Wirkung.
Die Aufklärungskampagnen der Automobilhersteller, der Automobilclubs und der Fachzeitschriften, wie zum Beispiel
Autobild, Autozeitung oder Auto Motor Sport,
die auf die Vernunft der Autofahrer setzten, sind verpufft.
Das Mobiltelefonieren ohne eine Freisprechanlage
im Auto lässt sich eben nur sehr schwer kontrollieren.
Dass aber immer mehr Autofahrer durch die zunehmende Anzahl optischer und akustischer Signale überfordert ist, bestreiten selbst Fachleute nicht mehr.
Nachdem der DRSB e.V mit dem Artikel
Kopf Desaster?
Oder doch nur
Knopf Desaster?
bereits am 02. Juni 2006 auf die ablenkende Bedienbarkeit von
Navigationsgeräten, TV- und Internetsystemen
in Kraftfahrzeugen hinwies, hat nun auch der Verkehrsgerichtstag in Goslar die neuen Gefahrenquellen auf deutschen Straßen entdeckt.
Navigationsgeräten, TV- und Internetsystemen
sollen nach den Vorstellungen der Kfz – Industrie den Autofahrer helfen, sie mit gezielten Informationen zu versorgen und dadurch zu entlasten.
Tatsächlich aber lenken elektronische Assistenz- und Unterhaltungssysteme im Fahrzeug den Autofahrer auch ab und erhöhen erheblich das Unfallrisiko.
Der Verkehrsgerichtstag in Goslar fordert jetzt, europaweit den Vertrieb solcher Geräte zu verbieten, die die Verkehrssicherheit gefährden können.
Jeder weiß es und hat es auch schon selbst erfahren müssen:
Die Anweisungen eines Navigationsgerätes können mitunter heftig nerven. Manchmal möchte man sogar laut rufen
„Halt doch endlich das Maul!”
weil man sich von der Computerstimme bevormundet fühlt.
Zunächst lacht man noch, wenn die freundliche Stimme des Navigationssystems bei hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn plötzlich und unverhofft sagt:
„Bitte sofort wenden!”
Navigationsgeräte, die lautstark Fahrbefehle geben oder schreiende Tiere, die vor Radarfallen warnen im Zusammenwirken mit zahlreichen farbigen Lämpchen, gefährden die Konzentration des Autofahrers und lenken vom eigentlichen Fahrgeschehen ab.
Nach Fachmedienberichten soll es Autofahrer geben, die auf der Autobahn fernsehen oder sogar im Internet surfen.
Ein Verbot fordern die Experten auch für Geräte ohne sichere Befestigung. Sie setzen aber nicht nur auf Verbote, sondern auf Aufklärung.
Der Verkehrsgerichtstag forderte deshalb die Bundesregierung auf, sich verstärkt für eine Sicherheit im Straßenverkehr einzusetzen, denn die Tage der glückseligen einfachen Bedienbarkeit von Automobilen sind vorbei. Vor nicht allzu langer Zeit konnte man weltweit in jedes Auto einsteigen und ohne Probleme oder Studium der Bedienungsanleitung einfach mit einem guten Sicherheitsgefühl losfahren.
Auf die menschliche Sprache reagieren einige Geräte inzwischen auch schon. Eine ständig wachsende Anzahl elektronischer Hilfsmittel haben eine so genannte Spracherkennung.
Was bei Handys schon länger möglich war, können seit kurzem auch viele Navigationsgeräte:
SMS – Kurznachrichten oder E – Mails
lassen sich mit installierter Spracherkennung abhören, diktieren und absenden.
Probleme bereitet die Spracherkennung an sich, denn eine Spracherkennung unterwegs im Auto ist ein ganz anderer Vorgang als Spracherkennung in einer ruhigen Umgebung mit ruhendem Fahrzeug. Umgebungsgeräusche und andere Stimmen senken die Erkennungsgenauigkeit deutlich und lenken die Fahrzeugführer dadurch vom Fahrbetrieb ab.
Glaubt man den Experten für Navigations- und Fahrzeugkommunikation, so ist die vollkommen problemlose Nutzung nur eine Frage der Zeit.
Schon die nächste Generation der mobil einsetzbaren Spracherkennungsprogramme soll tatsächlich von Ergebnissen der amerikanischen Militärforschung profitieren können und sehr viel besser mit Störgeräuschen umgehen.
Im lauten Straßenlärm zwischen dem Wort
Humbug und der Stadt Hamburg
zu unterscheiden, soll dann in Zukunft für die technischen Helfer kein Problem mehr darstellen.
Die Verkehrsrichter in Goslar
fordern möglicherweise völlig zu Recht strengere Regeln, obwohl Experten auf Aufklärung setzen und von Verboten abraten.
Jeder verletzte oder gar tote Bürger
auf Deutschlands Straßen ist ein verletzter oder toter Bürger zuviel.
Navigationsgeräte,
TV- und Internetsysteme in Fahrzeugen
sollten als
„Terroristen der Neuzeit”
nicht über Leben und Tod bestimmen können.
DRSB
Wir kämpfen seit 20 Jahren mit der Stimme der Demokratie
für
einen modernen Sozialstaat,
sichere, langfristige Arbeitsplätze,
sinnvolle, gerechte und lernfähige Rentensysteme,
sichere, gerechte und leistungsfähige Sozialsysteme,
und für
korruptionsfreie Demokratie in Deutschland und der EU.