DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
§175.
Welche Auswirkungen hat der
Christopher Street Day
auf deutsche Rentensysteme?
von
Udo Johann Piasetzky
Vorstandsvorsitzender des DRSB e.V.
und
Steuerberater Hans – Josef Leiting
Vorsitzender der Rentenkommission des DRSB e.V.
und
Vorsitzender der Rechtskommission des DRSB e.V.
Meerbusch, den 27. März 2007
Karl – Maria Kertbeny
wurde ursprünglich als „Karl – Maria Benkert” am 28. Februar 1824 in Wien geboren.
Sein Vater arbeitete als Kunstmaler und Gelegenheitsschriftsteller in Deutschland, Österreich und Ungarn.
Karl – Maria Kertbeny
wurde dadurch quasi schon zur damaligen Zeit so eine Art Kosmopolit.
In der Ausbildungsphase zum Buchhändler entdeckte Karl – Maria Kertbeny seinen „instinktiven Trieb” zum eigenen Geschlecht.
Aufgrund des Freitods seines Freundes, der als „warmer Bruder” erpresst wurde, entwickelte sich sein starkes Interesse am Thema der
Homosexualität
und der damit verbundenen Ungerechtigkeit.
Bis zu seinem Tod am 23. Januar 1882 in Budapest arbeitete er als selbsternannter Menschenrechtler, Journalist und so genannter Reiseschriftsteller, der das Wort
„homosexuell”
als Wortneubildung aus griechischen > homoios = gleich < und dem lateinischen > sexus = Geschlecht < prägte.
Homosexualität bezeichnet seit Kertbeny eine sexuelle Orientierung, bei der Liebe und Romantik sowie die sexuellen Begehren vorwiegend auf Personen gleichen Geschlechts gerichtet werden.
Homosexuelle Frauen werden
> mit der Stimme des Volkes gesprochen <
auch als „Lesben” und homosexuelle Männer auch als „Schwule” bezeichnet.
Karl – Maria Kertbeny
änderte 1847 seinen Namen standesamtlich von „Benkert” auf „Kertbeny” und verlieh seinem Auftreten mit dem ungarischen aristokratischen Künstler – Namen eine besondere Aura.
Er schrieb ohne nennenswerten Erfolg mehr als 25 Bücher mit verschiedensten Themenstellungen. Über das Problem der Homosexualität begann Kertbeny erst ab dem Jahr 1848 in Berlin zu schreiben.
Gesteuert durch sein „anthropologisches Interesse” gilt Kertbeny bis heute als Vorkämpfer für die Menschenrechte von
Schwulen und Lesben.
Weltweit wurden und werden Menschen mit homosexueller Ausrichtung immer noch in der Familie unterdrückt und am Arbeitsplatz ausgegrenzt und bestenfalls verlacht.
Auch heute noch kommt es zu direkten Anfeindungen, so dass 80 % der Lesben und Schwulen über Diskriminierungserlebnisse am Arbeitsplatz, wie zum Beispiel
Mobbing, Anmache, Übergehen bei der Beförderung etc.
berichten können.
Darüber hinaus war jeder vierte schwule Mann in Deutschland wegen seiner Homosexualität schon gewalttätigen Übergriffen ausgesetzt.
Besonders brutal verfuhren die Machthaber im so genannten dritten Reich mit Homosexuellen und verbannten sie in Konzentrationslager.
Viele Lesben und Schwule lebten und leben in der ständigen Angst, erkannt und enttarnt zu werden.
Dies gilt auch heute noch besonders in den äußerst Konservativen Staaten im Süden und mittleren Westen der USA.
Die tagtägliche „Gratwanderung” zwischen „normal” und „homo” ist für viele Betroffene mühsam und kostet unendlich viel Kraft.
So muss man wohl Verständnis dafür aufbringen, dass sich im Juni 1969 die Besucher einer New Yorker Schwulenbar in der „Christopher Street” zum ersten mal gewalttätig gegen eine Polizeirazzia wehrten.
Die damalige Straßenschlacht entwickelte eine Schwulenbewegung, die sich auch in Deutschland bis heute noch mit dem
CSD
Christopher Street Day
regelmäßig feiert.
In den letzten 37 Jahren hat sich das gesellschaftliche Klima gegenüber Schwulen und Lesben deutlich verbessert.
Im Jahr 1969 wurde der §175 des Strafgesetzbuches in Deutschland erheblich liberalisiert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde „Unzucht” zwischen Männern mit bis zu 10 Jahren Gefängnis bestraft.
Lesbische Liebe dagegen war nie gesetzlich verboten.
1994 wurde der §175 komplett aus dem Strafgesetzbuch gestrichen und seit dem Jahr 2001 haben Lesben und Schwule die gesetzliche Möglichkeit, eine
„eingetragene Lebenspartnerschaft”
einzugehen.
Das Adoptionsrecht ist nach wie vor eingeschränkt und ermöglicht nur die so genannte
Stiefkind – Adoption leiblicher Kinder durch Homosexuelle.
Auch das im Jahr 2006 eingeführte „Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz” > in großen Teilen der Bevölkerung < auch als „ Antidiskriminierungsgesetz” bekannt hat daran nichts geändert.
Auch eine Zusammenveranlagung bei der Einkommensteuer scheitert zurzeit noch an den Einkommensteuerformularen.
In der Einkommensteuererklärung ist an erster Stelle der Ehemann / Antragsteller aufzunehmen. An der zweiten Stelle folgt die Ehefrau.
In einem neuen Steuerformular wären im DIN A4-Querformat gleichgeschlechtliche Ehepaare nebeneinander zu erfassen.
Vermutlich und / oder womöglich scheitert eine Homo – Zusammenveranlagung letztendlich an den fehlenden technischen Möglichkeiten zur Umsetzung dieses Problems.
Im Erbschaftsteuerrecht > §§15, 16 ErbStG, R 72 und 73 ErbStG < haben heterosexuelle Ehegatten einen Freibetrag von 307.000,00 Euro. Homopaare werden wie fremde Dritte behandelt und können nur auf einen Freibetrag von lediglich 5.200,00 Euro zurückgreifen.
Trotz aller Erleichterungen ist „lesbisch” oder „schwul” sein in Deutschland noch immer kein Zuckerschlecken.
So bleibt oft nur der Weg in die Öffentlichkeit und in Berufsbilder, die mit Medien in Verbindung stehen.
Comedy – Stars, wie zum Beispiel „Hella von Sinnen” oder „Hape Kerkeling” zeigen auf den Bildschirmen der TV – Sender ein mediales Klima der Toleranz.
In vielleicht falsch verstandener Verständnisdusselei titelte vor einigen Monaten eine bekannte Boulevardzeitung:
„Wird > Wowi < der erste schwule Kanzler”?
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit wollte damals mit seiner inszenierten
Selbst -Enttarnung:
„Ich bin schwul und das ist gut so”,
womöglich den Eindruck erwecken, dass Homosexualität etwas vollkommen Normales ist.
Vermutlich posiert der schwule Bürgermeister deshalb auf Medienfotos sehr gerne eng umschlungen mit seinem Lebensgefährten Jörn Kubicki.
Wahrscheinlich kennt Klaus Wowereit nicht die Untersuchungsergebnisse des Niedersächsischen Sozialministeriums, das die Feststellung machte, dass die Homosexualität in Deutschland immer noch mit den negativen Gefühlen wie vor 30 Jahren verbunden ist.
Nach einer Umfrage eines seriösen Meinungsforschungsinstituts nimmt die Ablehnung von Homosexualität unter Jugendlichen dramatisch zu.
Im Jahr 1998 lehnten 34% der Befragten lesbisch oder schwul sein ab. Bereits im Jahr 2002 stieg diese Quote auf 61%.
Vermutlich aus wachsender Zukunftsangst pendelt sich die Ablehnung in diesem Jahr auf erschreckende 79% ein.
„Homosexualität ist unmoralisch”,
sagten im Jahr 2006 in einer repräsentativen Studie der Universität Bielefeld bereits wieder
22% aller Bürger.
Dieser eindeutige Trend setzt sich Monat für Monat ungebrochen fort.
Lesbische und / oder schwule Politiker als Minister werden von 67% der Bürger abgelehnt.
Sogar mehr als 80% wollen sich einen > volkstümlich ausgedrückt < „warmen Bruder” als Außenminister nicht vorstellen.
Die mögliche politische Variante, dass der FDP – Vorsitzende
Guido Westerwelle
mit seinem Lebensgefährten die deutsche Nation international vertreten könnte, empfinden viele deutsche Bürger als „unappetitlich”.
Auch in vielen Wirtschaftszirkeln ist eine schroffe Ablehnung zu spüren und oftmals herrscht in Firmen eine Eiseskälte gegenüber Lesben und Schwulen.
Noch 1990 vertraten bei einer sozialwissenschaftlichen Befragung 21 % der Westdeutschen die Auffassung, Homosexuelle gehörten alle kastriert.
Homosexuelle haben es immer noch nicht leicht in Deutschland. Angeblich soll die Suizidrate bei Lesben und Schwulen viermal höher sein als bei Normalos.
Obwohl die geschätzten 5 Millionen Homosexuelle in Deutschland kaum negative Auswirkungen auf die Rentensysteme haben, wird ihnen vorgeworfen, für die Fortpflanzung keinen Beitrag zu leisten.
Das Vortäuschen einer anderen Realität bleibt somit nach einem möglichen Outing die einzige Chance für Homosexuelle.
Die erhofften Auswirkungen des
Christopher Street Day
auf die deutsche Bürger hat erkennbar einen anderen Weg genommen.
Der ehemalige §175 StGB
scheint womöglich immer noch in den Köpfen fest verankert.
DRSB
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