am wendepunkt energiewechsel in deutschland hype oder facts

DRSB

Deutscher Rentenschutzbund e.V.

 

Am Wendepunkt?

 

Energiewechsel in Deutschland?

Hype oder Facts?

Meerbusch, den 03. April 2006

 

von

Udo Johann Piasetzky

Vorstandsvorsitzender des DRSB e.V.

und

Rechtsanwalt Andreas Kallen

Leiter der Rechtskommission des DRSB e.V.

Sebastianusstraße 10 >< 41460 Neuss

Telefon: 02131 >< 21 0 81 – Telefax 02131 >< 25 3 08

 

Der hohe Ölpreis macht fossile Brennstoffe teuer und inspiriert die weltweite Suche nach anderen Energiequellen.

Mittlerweile stehen in Deutschland zahlreiche Technologien zur Verfügung.

Doch ab wann rechnet sich der

Umstieg

auf alternative Energien auch wirtschaftlich?

Die Prognosen der Internationalen Energieagentur > IEA < klingen eher ernüchternd. Selbst im

Jahr 2030

sollen demnach über

80%

der benötigten Energie durch fossile Energieträger gedeckt werden.

Schweden will aber bis dahin dem fossilen Zeitalter längst entflohen sein. Die Ankündigung der Regierung in Stockholm, bis 2020 völlig auf Brennstoffe auf Erdölbasis verzichten zu wollen, um nicht mehr vom Erdölpreis abhängig zu sein, sorgte Anfang Februar 2006 für einiges Aufsehen.

Ähnliche Ankündigungen hat bislang nur Island gewagt. Der Inselstaat nutzt unter anderem dank großer geothermischer Energiereserven die Verfahren

GeoHeat und GeoPower

welche mit insgesamt mehr als

70%

schon jetzt den höchsten Anteil an erneuerbarer Energie aufweisen.

Unsere Nachbarn in Österreich machen sich zumindest Gedanken über vergleichbare Strategien.

Das Symposium für Energieinnovationen der TU Graz, das Mitte Februar 2006 abgehalten wurde, trug denn auch den Titel

Die dritte Energiepreiskrise

Anforderungen an die Energieinnovationen.

Eine Patentlösung, um von Erdöl, Gas und Kohle loszukommen, konnte freilich nicht präsentiert werden.

Auch in Österreich liegt Eröl mit einem Anteil von über

42%

am gesamten Bruttoinlandsenergieverbrauch noch eindeutig vor Strom und Gas an der Spitze.

Wenn der Erölpreis steigt, werden aber auch Forschungsausgaben im Energiesektor erhöht und alternative Energien gefördert, um sie marktfähig zu machen.

Einige neue Energieformen könnten im Schatten des Erölpreises nach Jahren der Forschung schon in absehbarer Zeit wirtschaftlich konkurrenzfähig werden.

Die Entscheidung bringt der Faktorenmix.

Bereits jetzt hat der aktuelle Erdölpreis konkret messbare Folgen für die künftige Energienutzung.

Ölheizungen werden in einigen europäischen Ländern derzeit so gut wie nicht mehr verkauft. Fertighaus-Vertreiber fördern mehr und mehr

GeoHeat und GeoPower.

Diese Effekte nur dem Ölpreis zuzuschreiben wäre aber zu kurz gegriffen.

Oftmals haben Faktoren wie unterschiedliche Besteuerungen und direkte Förderungen mehr Gewicht, die vor allem die anfangs höheren Investitionskosten für die meist in der Anschaffung noch teuren alternativen Heizsysteme ausgleichen sollen.

Selbst an der Lehre, dass der Erdölpreis einen alles bestimmenden Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung hat, wird gerüttelt.

Als der Ölpreis 1973 das erste Mal radikal stieg, löste er eine Weltwirtschaftskrise aus. Anfang 1980 stieg der reale Preis inflationsbereinigt sogar auf mehr als 80 Dollar pro Barrel > 159 Liter <.

2005 wurde immerhin wieder die 70-Dollar-Grenze erreicht.

Die globale Wirtschaftskrise blieb diesmal aber vorerst aus.

Derzeit rotiert der Rohölpreis für die Marke Brent um

60 Dollar pro Barrel

und könnte nach der Hoffnung vieler Experten für längere Zeit auf diesem Preisniveau bleiben.

Der Erölpreis gilt zwar heute noch als Auslöser für viele Entwicklungen, die bestimmende Kraft von einst hat er aber verloren.

Das liegt zum Teil auch an der falschen Meinung, dass das Erdöl nicht so bald ausgehen wird.

1999 lag der Preis für Rohöl noch teils unter 10 Dollar, deswegen wurde lange zu wenig in Extraktion und Produktion investiert

Die IEA sieht den

Peak of Oil

den Zeitpunkt, zu dem die weltweite jährliche Fördermenge an Rohöl abnehmen wird, erst weit nach 2030. Zu diesem Zeitpunkt sollten aber Alternativen den Ölhunger deutlich reduzieren.

Die fatale Hoffnung auf die Reserven!

Die derzeit gesicherten Erdölreserven reichen laut Schätzungen noch mindestens 40 Jahre. Aufgrund immer besserer Ausbeutungstechniken und der gestiegenen Preise, welche die Exploration vieler Lagerstätten, deren Ausbeutung derzeit kommerziell noch nicht sinnvoll ist, allmählich wirtschaftlich werden lassen, können aber noch zusätzliche Reserven angezapft werden, die den Erdölsegen bis ins nächste Jahrhundert verlängern sollen.

Die kritische Frage ist eher, ob nicht die CO2-Problematik früher zur Reduktion fossiler Energieträger zwingt.

 

Deshalb will die EU nun besonders in erneuerbare Energien und die Abhängigkeit von fossilen Energiequellen reduzieren. Die EU muss zugleich freilich analysieren, inwieweit Energien aus Sonne, Wind oder Biomasse schon marktfähig sind.

Ist die Marktfähigkeit ohne Förderung möglich?

Zurzeit ergibt sich eine Marktfähigkeit zumindest dank entsprechender Förderungen oder durch vermehrten Absatz.

Berechnungen ohne Absatz, Steuern und Förderungen sehen freilich ganz anders aus.

Zu noch weit günstigeren Zahlen gelangt man, wenn auch die externen Kosten alter fossiler Brennstoffe berücksichtigt werden.

Dazu zählen jene Positionen, die durch Umweltverschmutzung, Erderwärmung oder andere Folgen einer Technologieanwendung die auch zum Beispiel durch Todes- und Krankheitsfälle im Kohleabbau oder Kriegsführung für Erdöl entstehen.

Umweltschützer beklagen schon immer, dass etwa Energie aus fossilen Quellen und Atomkraft viel zu billig angeboten wird.

Gezahlt werde mit dem Marktpreis nur ein Teil der tatsächlich verursachten Kosten. Mit den CO2-Zertifikaten, die als Emissionsrechte international gehandelt werden können, wurde bei fossiler Energie das erste ordnungspolitische Element eingeführt, mit dem versucht wird, zumindest einen Faktor, die Umweltkosten, in die Rechnung einzubringen.

Die Tonne CO2 wird derzeit mit rund 25 Euro gehandelt.

Bei unserem Nachbarn Österreich stammen derzeit rund

21,3%

der verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen.

Damit liegen die Österreicher deutlich über dem europäischen Durchschnitt, der bei

6%

liegt.

Einen höheren Anteil können nur

Island 70,7%

Norwegen 40,1%

Schweden 24,7%

Finnland 22,1%

aufweisen.

Weltweit könnte laut IEA kurzfristig der Anteil der erneuerbaren Energien auf bis zu

25%

ansteigen.

Die EU will aber erst bis 2020 den Anteil von derzeit

6%

auf

20%

erhöhen.

Die immer neuen Erdölpreisrekorde in den Jahren 2000 bis 2004 haben die Volkswirtschaften der Europäischen Union rund

400 Milliarden Dollar

zusätzlich gekostet.

Allein schon diese Summe ist höher als die Ausgaben, die nötig wären, um das EU-Ziel für erneuerbare Energien für das Jahr 2020 zu erreichen.

Stromproduktion aus Biomasse wird dann sinnvoll und nützlich, wenn zugleich auch die Abwärme genutzt werden kann, die so genannte

Kraft-Wärme-Kopplung.

Noch am teuersten ist eindeutig die Fotovoltaik, aber bei der hofft man noch auf den Quantensprung.

Vorteile von Windenergie oder auch Wasserkraft sind zurzeit die Preisstabilität.

Der Gas- und Kohlebedarf wird künftig noch kräftig steigen und somit auch die Preise, da derzeit auch einige europäische Staaten den Ausstieg aus der Kernenergie planen.

Der Einsatz von alternativen Treibstoffen für Kraftfahrzeuge.

Der größte Erdölvernichter ist derzeit der Auto-Verkehr.

An umweltverträglicheren Treibstoffen wird schon sehr lange geforscht.

Aufgrund steuerlicher Begünstigung ist Biodiesel jetzt schon günstiger als herkömmlicher Diesel. Das gilt auch für Erdgas und bald auch Biogas.

Die größte Hoffnung als Erdölersatz bieten derzeit aber synthetische Treibstoffe und zwar solche aus Gas oder aus nachwachsender Biomasse.

Shell bietet schon

GTL

Gas to Liquid

an, das insofern umweltverträglich ist, als es aus bislang kaum nutzbaren Gasquellen und abgefackeltem Gas gewonnen wird.

Dass sich dieser Treibstoff bei den aktuellen Ölpreisen schon zu rechnen beginnt, belegen indirekt wohl die massiven Ausbaupläne der Ölkonzerne.

Der Treibstoff

BTL

Biomass to Liquid

nützt, anders als Biodiesel, die ganze Pflanze, etwa auch Holz und Fasern, zur Treibstoffproduktion.

Die größte Versuchsanlage betreibt die

Choren Industries GmbH in Deutschland.

Als Partner fungieren Konzerne wie

Shell

VW

und

DaimlerChrysler.

Derzeit wird eine zusätzliche

Beta-Anlage

errichtet, die bereits ab dem Jahr 2007

15.000 Tonnen Treibstoff

aus

67.500 Tonnen

trockener Biomasse produzieren soll.


Die deutsche Bundesregierung sollte sich jetzt verstärkt dafür einsetzen, dass in der EU-Strategie klare Zielvorgaben für Effizienz und erneuerbare Energien formuliert werden.

Nur so können auch Mitgliedsstaaten, die im Gegensatz zu Deutschland der Entwicklung immer noch hinterherhinken, verpflichtet werden, Ihren Beitrag zu dauerhafter Versorgungssicherheit und Klimaschutz zu leisten.

Zudem müssten die längst angekündigten Initiativen beispielsweise für Wärme aus erneuerbaren Energien und der Biomasseaktionsplan nun endlich umgesetzt werden.

Ein Umdenken muss einsetzen für die Liberalisierung der Märkte und den Verbraucherschutz.

Statt Vorgaben für eine Auflösung der Monopolstrukturen im europäischen Energiemarkt zu machen, unterstützt die EU jetzt sogar ausdrücklich die Einkaufstouren der großen Energiekonzerne und fördert damit den Konzentrationsprozess in der europäischen Energiewirtschaft.

Wir stehen am Vorabend eines

 

Energiewechsels in Deutschland.

Hoffentlich verpassen unsere Politiker nicht wieder den

Wendepunkt

 

wie bei den Rentensystemen.

 

Jeder neue Arbeitsplatz in Deutschland beendet ein

Einzelschicksal eines

 

arbeitslosen Bürgers

 

und

stabilisiert gleichzeitig das gesetzliche Rentensystem!

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1988

für sinnvolle, lernfähige und sichere Rentensysteme sowie für dauerhafte und sichere Arbeitsplätze

in Deutschland

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