Déjà – vu in Kairo
Als Déjà – vu bezeichnet man ein psychologisches Phänomen, das sich in dem Gefühl äußert, eine neue aktuelle Situation schon einmal erlebt zu haben.
Die Proteste gegen den Kurs der islamistischen Führung in Ägypten wollen nicht abreißen. Der Tahrir – Platz in Kairo dient den Demonstranten erneut als internationale Bühne. Präsident Mohammed Mursi setzt gegen die anhaltenden Proteste „seine“ Polizei mit Tränengas ein. Es sind die größten Demonstrationen seit dem Machtwechsel.
Sind die Ägypter in der politischen Sackgasse gelandet?
Denn ein Ausweg aus der Krise in Ägypten scheint nicht in Sicht zu sein.
Die gläubigen Muslime verteidigen die autoritäre Linie von Präsident Mursi. Die Gegner von Mursi wittern derweil vermeintlich Morgenluft. Tausende Ägypter folgten einem gesteuerten Aufruf zum Widerstand.
Nur ein Déjà – vu? Oder steckt mehr dahinter?
Nicht nur Ägypter haben ein Déjà – vu – Erlebnis, denn der so dargestellte Arabische Frühling begann vor zwei Jahren genau auf Tahrir – Platz in Kairo. Damals versprach Präsident Mohammed Mursi, den Demokratisierungsprozess einzuleiten. Er wollte den Sumpf der Korruption beenden und dem Volk Werte, Stärke und neue Kraft geben. Dafür wurde er gewählt. Heute steht Mursi angeblich für den Verrat dieser Ideale.
Die aktuellen Demonstrationen auf dem Tahrir – Platz gelten als „DIE“ Nagelprobe, ob die Opposition die Straße hinter sich bringt und eine Protestbewegung gegen Mursi aufrechterhalten kann. Der Widerstand gegen die Dekrete von Mursi, mit denen er sich in den vergangenen Tagen praktisch jeder Kontrolle durch die Justiz entzog, hat die zersplitterte und eher planlose ägyptische Opposition wieder aktiv werden lassen. Dennoch wird die Muslimbrüderschaft ihr Machtmonopol weiter festigen, denn die amerikanischen Einflüsse schwinden. Der Steuerungsmechanismus über diverse NGO´s funktioniert nicht mehr.
Auch der oft zitierte Streik der Richter sowie die Straßenkämpfe in zahlreichen nördlichen Provinzstädten werden daran nichts ändern. Bei Zusammenstößen zwischen Muslimbrüdern und Demonstranten werden immer mehr Menschen verletzt. Derweil erhöhte das Ausland den Druck auf Ägypten. Und auch US – Außenministerin Hillary Clinton übermittelte ihrem ägyptischen Kollegen Mohammed Kamel Amr telefonisch die Sorgen der USA über die politische Situation in Ägypten. Denn in Washington erkennt man das Versagen der eigenen Politik und den explodierenden Antiamerikanismus in der gesamten Region.
Mursi stützt sich auf die Muslimbrüderschaft, die in den vergangenen Monaten mehrfach gezeigt hat, dass sie in der Lage ist, Protestaktionen zu organisieren und kurzfristig viele Menschen zu mobilisieren.
Dort sitzt der Antiamerikanismus besonders tief.
Es gibt im Kern keinen Machtkampf zwischen Islamisten, den Muslimbrüderschaften und den Militärs. Dies ist mehr ein Wunschdenken der Amerikaner. Wenn es HART auf HART kommt, dann sind auch ägyptische Offiziere, Unteroffizier und Soldaten national denkend ausgerichtet.
Wie könnte es jetzt weitergehen?
Der explodierende Antiamerikanismus wird sich grenzüberschreitend ausbreiten. Selbst in Saudi – Arabien formieren sich Konfliktparteien. Jordanien, Irak und auch Libyen gehören aus der Sicht der Amerikaner zu den Wackelkandidaten. Die Vorgänge in Syrien machen die Muslime nachdenklich, sodass sich quasi eine unsichtbare Front gegen die USA aufgebaut hat.
Das ägyptische Militär verfügt noch immer über ein üppiges Budget. Das von den Generälen kontrollierte „Firmenimperium“ sowie die Ideologie und der interne Zusammenhalt entziehen sich weitgehend der Kontrolle durch die USA. Man hat die Amerikafreunde quasi isoliert. Die wachsende Sympathie mit den Palästinensern ist augenscheinlich und verschlechtert zunehmend die Lage der Israelis. Das Déjà – vu in Kairo ist ein eindeutig klares Zeichen. Ein weiteren Umsturz nach dem Geschmack der Mächtigen in Washington wird es nicht mehr geben.
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