Infobrief – 26. November 2012 / Europäische Crash – Ängste

Europäische Crash – Ängste

 

Eine Euro – Rettungssitzung jagt die andere. Die Situation ist an Dramatik nur noch schwer zu überbieten. Seit Monaten vergeht kaum ein Tag, ohne dass dieses Thema nicht immer neue Tiefen aufreißt. Massenentlassungen in Griechenland und Spanien, Gerüchte über Gewinnwarnungen bei deutschen Unternehmen oder gar die Frage nach anstehenden Liquiditätsengpässen in Frankreich prägten das Bild der Stunde. Noch vor knapp 5 Jahren waren die Glastürme des großen Geldes in Frankfurt, Hamburg, Düsseldorf, Berlin oder München ein Hort nobler Glückseligkeit.

 

Die einst so mächtigen Geldkonzerne – Banken, Fondsgesellschaften und Versicherungskonzerne – die in Zeiten der Geldexplosion die Geschicke der Großindustrie mit steuern konnten, stehen heute vor der größten Bewährungsprobe ihrer jüngeren Geschichte.

 

Kassieren und abhauen funktioniert nicht mehr. Auf der Jagd nach dem schnellen Geld haben Banken, Fondsgesellschaften und Versicherungskonzerne ihre Kunden verprellt und in vielen Fällen das angestammte Geschäft schwer vernachlässigt. Jetzt stecken diese Finanzjongleure in einem Teufelskreis, der die gesamte europäische Wirtschaft mitreißen könnte.

 

Peer Steinbrück zum Beispiel redet gern und viel über Themen, die echte Straßenfeger werden: Kapitalmarktintegrität, Solvency II oder EU – Pensionsrichtlinien sowie über  Finanzmarktförderungspläne. Da ist Steinbrück scheinbar in seinem Element. Er verdrängt dabei, dass die wirklichen Fachleute schon vom „KRANKEN EUROPA“, von der „EUROSCHIEFLAGE“ oder vom „STABILITÄTSVERLUST“ reden. Aber nicht nur der SPDler Steinbrück ist ein Weltmeister im Verdrängen von Problemen.

Krise? Finanzcrash?

Oder gar Eurokrankheit sind böse Worte der Ahnungslosen. So glaubt es vermutlich Peer Steinbrück, denn die Unworte europäische Crash – Ängste kommen ihm nicht über die Lippen. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Steinbrück verdrängt alles – oder er kennt die Realität tatsächlich nicht. Dabei bestimmten die Unworte in den Printmedien immer stärker die Schlagzeilen – und nicht nur in den Wirtschaftszeitungen.

 

Da die meisten Politiker den gesamten Themenkreis lieber meiden, wird geschwiegen was das Zeug hält. Stur, eisern und realitätsfremd. Doch hinter den verspiegelten Fassaden der Geldpaläste herrscht vor allem nervöse Ratlosigkeit. Dieses Szenario ist deshalb derart Besorgnis besorgniserregend, weil etliche Probleme hausgemacht sind. Die noch heute mächtigen Geldkonzerne, Banken, Fondsgesellschaften und Versicherungskonzerne werden die Stahlindustrie von morgen sein. Durch das Festhalten am Euro drohen

schwache Erträge oder gar Verluste. Ausgerechnet das Investmentbanking angloamerikanischer Prägung hat den Niedergang eingeläutet. Die abrupte Abkehr vom mühsamen Kreditgeschäft mit den Kleinsparern oder Mittelständlern, deren Kapitaldecke doch schon immer dünn war und die falsche strategische Kehrtwende zum Investmentbanking verhieß Weltgeltung, unglaubliche Wachstumsraten sowie jede Menge schnelles Geld. Man konnte den Nimbus der betulichen Provinzfürsten in London oder New York ablegen und verlor jedes Augenmaß.

 

Die Investmentbanker wurden von nackter, neoliberaler und unstillbarer Gier getrieben, wenn es darum ging, Fusionen und Übernahmen einzufädeln oder Firmen an die Börse zu bringen. Je teurer die Unternehmen, umso höher waren die Honorare, Boni´s und Jahresgehälter. Man gab sich damals bereitwillig Kredite, wenn die angefixten Börsen – Junkies auf Pump von der erhofften Zukunft profitieren wollten. Grenzenlos wurden immer neue Fonds auflegt, die vor allem sich selbst und ihren Managern höchste Provisionen bescherten. Auf den Aktienmärkten entfachte man einen Flächenbrand nach dem anderen, sodass selbst die fragwürdigsten Internet – Buden mit viel Jubelgeschrei an die Börse gebracht wurden und dabei kräftig absahnten.

 

Dieser weltweiten Finanz – Zirkus wurde entfacht, weil das für die Investmentprofis einen Goldregen auf Goldregen bedeutete. So stürzte man mit ständig neuen Jubelmeldungen die Kleinaktionäre in finanzielle Abenteuer und verbrannte „fröhlich“ ihr Geld. Das Geschäft aber lief nur „reibungslos“, solange die „dummen“ Anleger an den weiteren Anstieg der Aktie glaubten und weiter kauften. So wird quasi bis heute eine bizarre Schneeballschlacht gefördert, damit man die Klippen und Abgründe nicht so schnell sehen kann. 

 

Nach Irland, Griechenland, Portugal und Spanien sitzt nun auch Frankreich in der Eurofalle. Jetzt aber sind die Träume weltweit vorbei. Denn das gesamte Finanzgewerbe, man spricht hier selber meistens von „DEN MÄRKTEN“ bricht ein – nicht nur in Europa.

 

Die amerikanischen Investmentbanken sowie der Rest der Wirtschaft sind schwer angeschlagen. Die Geldhäuser Japans befinden sich in der Agonie – Phase. Und selbst die angesehenen Schweizer Finanzkonzerne kämpfen verbissen um ihre Reputation. Ein schwacher Trost für die Menschen in den Euroländern, denn zurzeit platzt alles, worauf die Geldkonzerne, Banken, Fondsgesellschaften und Versicherungskonzerne einst spekulierten. 

 

Überall verglühen Milliardenkredite und müssen mit Steuergeldern gerettet werden. In Zeiten weltweit vernetzter Finanzmärkte erreichen die Schockwellen europäischer Wirtschaftsbeben sofort alle Markt – Player gleichermaßen. Denn weder die Konjunktur nach das Wachstum will in solchen Zeiten so richtig in Schwung kommen. Das böse Orakel vom sogenannten

DOUBLE DIP,

also die Prognose und Vorahnung eines weiteren Abschwungs nach kurzer Erholung, macht wieder die Runde. Die deutschen Großkonzerne atmen flach und treten kürzer. Der deutsche Mittelstand liegt am Boden und Alters- und Flächenarmut haben Hochkonjunktur. Selbst traditionsreiche, „gesunde“ Geldhäuser sind vor einem Zusammenbruch nicht mehr sicher. Wenn die Konjunktur in den Euroländern weiter einbricht – und sie wird einbrechen – dann können auch die heute noch gesunden Geldkonzerne, Banken, Fondsgesellschaften und Versicherungskonzerne in eine Schieflage geraten.

 

Zu groß sind die Probleme, vor allem im Immobilien- und Investmentgeschäft geworden. Der hochgelobte Euro fährt seine traurige Ernte ein. Für das vierte Quartal in diesem Jahr sowie für die ersten beiden Quartale 2013 erwarten Experten in den schwachen Euroländern weitere Milliardenverluste. Das ist dann kein kleiner Kratzer mehr in den Bilanzen – >das wird dann ein finanzielles Blutbad. Die Marktlage hat sich – entgegen den Kaffeesatzprognosen vieler selbst ernannter Experten – wesentlich  verschlechtert. Und für ein weiteres Krisenmanagement wird auch die deutsche Wirtschaftskraft nicht mehr reichen.

 

Wenn die rettenden Geldspritzen ausbleiben und die Geldzufuhr stockt, werden „DIE MÄRKTE“ blockiert und kollabieren. So droht das Bankendebakel nun die gesamte Volkswirtschaft in Europa zu treffen. Im Kampf ums eigene Überleben beginnt eine völlig andere Zeitrechnung. Die Jagd nach dem schnellen Geld war es, wonach alle strebten. Die Zukunft wir durch europäische Crash – Ängste geprägt sein. Doch diese Einsicht kommt möglicherweise für die meisten Politiker spät. Viel zu spät vielleicht?

Hit and run

[ kassieren und abhauen ]

war einmal die Devise der Investmentbanker. Damit fühlten sie sich stark und unverwundbar. Das ist nun Schnee von gestern. Auf die kommenden 20 Jahre hinaus werden die Banken noch damit beschäftigt sein, die Ruinen jener gigantischen Luftschlösser zu beseitigen, die sie selbst erschufen.

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