Das Misstrauen bleibt
Im kollektiven Gedächtnis der meisten Deutschen sind die Bilder des Mauerfalls fest verankert:
Menschen,
die sich am Grenzübergang umarmen, die auf Trabis trommeln und die auf der Mauer tanzen.
Damals riefen sie alle laut hörbar:
„Wahnsinn“
immer wieder nur das eine Wort: „Wahnsinn“. 23 Jahre nach dem Mauerfall verbreitet sich wieder die Furcht vor deutscher Macht in ganz Europa.
Wahnsinn? Oder Realität?
Berlin, Deutschland und Europa im Taumel der politischen Veränderung. 44 Jahre nach dem Ende des von Adolf Hitler entfesselten Weltkriegs, 28 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer wurde die Weltordnung des Kalten Kriegs in einer einzigen Nacht aufgebrochen. Doch der deutsche Freudentaumel machte auch Angst. Die europäischen Nachbarn wurden misstrauisch. Waren die DEUTSCHEN wieder einmal auf den Marsch zur Vorherrschaft in Europa?
Damals wollte Deutschland weder Militär- noch Großmacht sein. Der innere Widerspruch des historischen Augenblicks war schon damals für viele zu spüren. So überschwänglich wie die Freude war auch die Furcht der Menschen vor drohenden Veränderungen. Es ist lediglich 23 Jahre her – und heute wirken die Szenen, die das Fernsehen zum Jubiläum des Mauerfalls zeigte, wie eine Fiktion. Eine Erinnerung an eine ferne, glückliche Nacht. Der Ausruf
„Wahnsinn“
wurde zum Wort des Jahres. Wahnsinn ist bekanntlich gefährlich und führt in geschlossene Abteilungen. Womöglich deshalb konzentrierten sich atlantische Politiker von Anbeginn darauf, den irrationalen Aufbruch im Osten und den Rest der deutschen Bevölkerung unter Kontrolle zu bringen.
Mit der Deutschen Demokratischen Republik [ DDR ] ist auch die alte Bundesrepublik völlig verschwunden. Der Staat, der aus seiner „neuen alten“ Hauptstadt Berlin nun regiert wird, heißt bei allen nur noch Deutschland. 23 Jahre später ist nichts mehr, wie es einmal war. In Berlin treffen sich die einstigen politischen Erzfeinde, um gemeinsam die Regierungsgeschäfte abzuwickeln. Die Farbenmischung wird ständig BUNTER. Gewissheiten und frühere Werte gelten nicht mehr. Von politischer Aufbruchstimmung fehlt heute quasi jede Spur. Stattdessen hat sich ein stagnierender Neoliberalismus breit gemacht. Die Menschen erstarren in der Furcht vor dem Verlust ihrer Geborgenheit, vor dem Verlust des Wohlstands und vor Altersarmut.
Die chaotischen Entwicklungen in den Euroländern erfüllt eher mit großer Besorgnis als mit gelassener Genugtuung. Die DEUTSCHEN haben viel zu viel zu verlieren. Nur zu gern haben die DEUTSCHEN in Ost und West an die blühenden Landschaften geglaubt, die ihnen der CDUler Helmut Kohl vollmundig in Aussicht stellte. Es würde auch nichts kosten, behauptete er – und gewann Wahlen als gefeierte der Kanzler der Einheit. Die Ausbeutung der Sozialkassen wurde erst später bemerkt.
Auch der SPDler Gerhard Schröder versprach 1998 – er wolle nicht alles anders, aber vieles besser machen. Die DEUTSCHEN wollten ein neues politisches Gesicht, aber keine andere Politik. Und vor allem keine Agenda 2010, keinen Riesterwahn und kein Hartz – IV. Heute leidet Berlin an der Krankheit Wirklichkeitsverweigerung. 200 Jahre lang haben die DEUTSCHEN Europa und die Welt beunruhigt, bedroht und verheert. Immer wähnten sie sich entweder zu groß oder zu klein. Nach 1945 waren sie doppelt klein.
Für die Staats- und Regierungschefs aus London, Paris, Madrid oder Washington, die an imperiale Größe und Schönheit gewöhnt waren, mochte die Einführung des Euro eine politische Genugtuung sein. Quasi die direkte Anbindung an den US – Dollar. Doch Deutschland ist nun alleine auf dem Wege ein Gegengewicht zur amerikanischen Hegemonie zu schaffen. Eine bestimmende Marktkraft im positiven Sinn? Oder vielleicht doch nur das gesellschaftliche Epi – Zentrum des sich herausbildenden europäischen Verlierer – Systems? Jenseits des Atlantiks wird deshalb bereits wesentlich brutaler gebolzt. Man will sich von den DEUTSCHEN nicht herumstoßen lassen. Immer öfter ist in Washington hinter verschlossenen Türen der Spruch zu hören:
„Geben wir es doch zu, wir alle hassen die DEUTSCHEN“.
Man hat regelrecht Angst vor einem „VIERTEN REICH“ und misstraut jetzt schon sogar den atlantischen Netzwerkern in unserer Heimat. Man ist dabei die deutsche Bedrohung erneut zu entdecken, denn wie zu Beginn des Jahrhunderts ist das wieder vereinte Deutschland mit 82 Millionen Menschen das mächtigste Land auf dem europäischen Kontinent. Die Größe macht den Unterschied. Man kann selbst in Brüssel auf Dauer die Wirtschafts- und Militärkraft, den Rüstungsvorsprung sowie die geopolitische Lage nicht ignorieren. Das alles sind objektive Machtfaktoren, ob man das in Washington, London, Paris oder Brüssel politisch will oder nicht.
In der EU ist Deutschland die stärkste Wirtschaftskraft, wir besitzen die größten Währungsreserven und sind weltweit die zweitgrößte Handelsnation. Deutschland schickte Soldaten mit der NATO in das Kosovo, nach Afghanistan und wahrscheinlich demnächst in die Türkei. Deutschland ist groß, Deutschland ist präsent im übrigen Europa – und zwar viel mehr als andere Euroländer. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Russlands im Westen und wird immer mehr zu dessen Interessen – Anwalt. Schon 1996 nannte Moskaus damaliger Außenminister Jewgenij Primakow das wiedervereinigte Deutschland eine Weltmacht. Keine Frage – Deutschland ist eine Macht in der Welt, womöglich sogar eine Großmacht. Das ist nicht nur sachlich berechtigt, denn es ist für einen Staat ohne atomare Waffen, ohne nennenswerte Rohstoffe, in schlechter strategischer Lage, abhängig von Exporten – eine gigantische Leistung. Eine gigantische Arbeitsleistung der Menschen in unserer Heimat, die ihnen durch die volksschädliche Agendapolitik und den Ausverkauf unserer Interessen in Brüssel schleichend gestohlen wird. Alters- und Flächenarmut ist deshalb keine Normalität in unserem Land und darf es niemals werden. Alle wollen stets nur unser BESTES. Im Klartext: Unser Geld, unsere Waffen und andere Unterstützungsmaßnahmen.
Der französische Präsident Hollande hält es plötzlich nicht mehr für ausgeschlossen, dass man in die Vorstellungswelt von 1913 zurückfallen könnte. Versteckte Drohungen die vom gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Desaster in Frankreich ablenken sollen? Mit den Hilfen von Deutschland steht man immer als Gewinner da. Deshalb wird in unserer Heimat überall die Fragen lauter:
Wie lange muss Deutschland noch Mitglied des Atlantischen Bündnisses bleiben?
Und müssen wir unbedingt weiterhin sklavisch in die Europäische Union eingebunden sein?
Die von den GRÜNEN und der SPD gewünschte Transformation der Wirtschafts- und Währungsunion in einen europäischen Staatenverbund mit gemeinsamer Außen- und Sicherheitspolitik erscheint aus deutschem Blickwinkel überhaupt nicht mehr wünschenswert. Das alles sind für die neuen Regierenden – ab dem Jahr 2013 – zu lösende Probleme. Die Nutzmehrung für unser Volk muss dabei immer an der ersten Stelle stehen ohne in Verdacht zu geraten, Großmachtgelüste zu haben, nur weil man auf die Bedürfnisse der DEUTSCHEN verweist.