Versagen die Eliten?
Teil 54
Ohne Regeln
[ Der direkte Weg in die US - Finanz- und Wirtschaftskrise]
02. Februar 2011
Als der ehemalige US – Präsident Ronald Reagan im Jahr 1987 Alan Greenspan zum Präsidenten der FED ernannte, hatte der heutige DRSB – Vorstand gerade mit den Planungen für die Gründung des Deutschen Rentenschutzbund begonnen. Die Menschen in unserer Heimat verloren zunehmend das Vertrauen in die gesetzliche Altersvorsorge, so dass möglichst zeitnah Abhilfe geschaffen werde musste. Denn falsche Gesellschafts- und Wirtschaftstheorien führen, was nicht weiter verwunderlich sein sollte, zu falschen politischen Maßnahmen. Trotzdem waren diejenigen, die diese Fehentwicklung befürworteten selbstverständlich davon überzeugt, dass die per Gesetz eingeleiteten Maßnahmen zur Nutzmehrung der Bevölkerung beitragen könnten. Nicht nur Norbert Blüm irrte sich mit seinen Bekenntnissen zur staatlichen Rente gewaltig. Elf Jahre später begannen die Protagonisten von SPD und Bündnis 90 / Die Grünen damit, den schnellen Tod der deutschen Sozialsysteme einzuleiten. Das Versagen vor der Agenda 2010 war also auch zum Teil ein Versagen der globalen politischen Prozesse. Denn Ronald Reagan suchte 1987 einen Managertypen für die FED, der eine entschlossene Politik der
Deregulierung
skrupellos nach vorne treiben wollte. Mit dem Vorgänger von Alan Greenspan, Paul Volcker, stand bis zum Wechsel ein erfahrener, besonnener Mann an der Spitze der amerikanischen Notenbank, der in seiner Amtszeit hohes Ansehen erworben hatte. Paul Volcker kannte die Gefahren, die von Milton Friedman und der Chicagoer Schule ausgingen und bekämpfte deshalb erfolgreich die Inflation in den USA. Paul Volcker gelang es, die Inflationsrate in den USA von 11,3% im Jahr 1979 auf beachtliche 3,6% im Jahr 1987 zu senken. Unter normalen Umständen hätte die Erfolgsbilanz von Paul Volcker eine zweite Amtszeit bedeuten müssen. Doch der FED – Chef Volcker war eine Persönlichkeit von Format, der für einen sehr straffen rechtlichen Ordnungsrahmen für Banken, Industrie und Versicherungskonzerne bekannt war. Damit versperrte er dem Friedman – Jünger Ronald Reagan im Weg. Der damalige US – Präsident wollte einen willfährigen FED – Chef, der mit den Regeln, die die Wirtschaft in Schach hielten, nachhaltig aufräumte. Hätte also Alan Greenspan nicht für das freiwerdende Amt des FED – Chefs zur Verfügung gestanden, so hätte Ronald Reagan unter mindestens zwanzig anderen willfährigen Kandidaten [ meistens Friedman - Anhänger ] auswählen können. Es geht mir heute nicht darum, Täter zu finden oder auszumachen, aber wichtige Elemente des Versagens sollten endlich ans Tageslicht kommen. Die Suche nach den auslösenden Ursachen gleicht der Erforschung von unbekannten Welten. Es ist gewiss nicht einfach, die Anteile am Versagen den unterschiedlichen Akteuren zuzuordnen, denn die extrem lockere Geldpolitik der FED ist nicht allein die Ursache für die aktuelle US – Finanz- und Wirtschaftskrise. Besonders die krassen politischen Fehlanreize haben das riskante wie auch kurzsichtige Fehlverhalten der Banker und Börsenjunkies bis heute befeuert. Hinzu kamen in den zurückliegenden circa 15 Jahren gravierende Mängel im System der Unternehmensführung sowie deren Kontrolle, da oftmals die Toppositionen in Konzernen durch Ex – Unternehmensberater besetzt wurden, deren Fach- und Führungsqualitäten noch immer zu hinterfragen sind. Miserable Anreizstrukturen und obsolete Steuerungssysteme verhindern noch heute, dass erfahrene Topmanager den langfristigen Erfolg eines Unternehmens planen können. Diese fatalen Fehler führten dazu, dass stets die Bestangepassten, Duckmäuser und Rückgratlosen in Führungspositionen gelangen konnten. Wer willfährig sichere Arbeitsplätze abbaute oder in prekäre Leiharbeit umwandelte sowie Produktionsstätten ins Ausland verlegt ist noch immer der „Liebling” der Banker und Börsenjunkies. Diese Fakten sind weitere Indizien für das Entstehen der heutigen US – Finanz- Wirtschaftskrise. Die Deregulierungsmaßnahmen, die durch Alan Greenspan eingeleitet wurden, haben den gesamten Prozess erst ausgelöst und beschleunigt. Während es sehr schwierig ist, nach tiefgehenden Erklärungen zu suchen, steht ein Fakt felsenfest, denn durch das Zusammenwirken diverser Netzwerke wurden Wahrsignale vorsätzlich unterdrückt und warnende Kritiker nach allen Regeln mundtot und wirtschaftlich fertig gemacht. Diese Netzwerker sind relativ einfach zu lokalisieren, denn sie widersprechen selbst heute noch dem Eintreten einer großen Krise und erzeugen erneut glorifizierende Bilder von der Wall Street. Noch heute bestreiten viele uneinsichtige Netzwerker, dass unsere Gesellschaft und unsere Marktwirtschaft vor wirklich gigantischen Problemen stehen. Mit der willfährigen Hilfe der Medien verharmlosen sie noch immer die gegenwärtige Durststrecke und würden gerne wie früher weitermachen. Zwischenzeitlich haben in den USA selbst einige der
Supergurus
dieser fatalen Ideologie eingesehen, dass Mittel und Wege falsch waren. Doch wem nützen die späten Einsichten von Alan Greenspan, der nun einräumt, dass seine Ansätze und Maßnahmen in die anhaltende US – Finanz- und Wirtschaftskrise führten? Weltweit verlieren durch Alan Greenspans Aktionen noch immer Menschen ihre Arbeitsplätze, Häuser oder Existenzen und werden in die soziale Ausgrenzung gedrückt. Der Kampf zwischen Kommunismus und Kapitalismus ist möglicherweise vorbei, aber die Spielarten seines Wettbewerbs gehen ungebremst weiter. Denn diejenigen, die von dem vorherrschenden Marktfundamentalismus jetzt noch profitieren, warten ständig mit neuen Wirtschaftsmärchen auf. Diese unverbesserlichen Marktfundis betrachten die US – Finanz- und Wirtschaftskrise als kleinen vorübergehenden Crash, der nun einmal hin und wieder passieren kann. Obwohl hinter den meisten zweitklassigen dubiosen Finanzprodukten noch die Gefahren des so genannten Subprime – Desasters lauern. Spätestens wenn auch die letzten Schein – Fassaden fallen, wird man die verheerenden Folgen umfänglich beurteilen können. Diese vermeintlichen „Finanzinnovationen” erlauben zurzeit noch den Banken, Fondsgesellschaften und Versicherungskonzernen, den Großteil ihrer Problemkredite zu verschleiern, indem man sie nicht in den Bilanzen umfänglich ausweist und dadurch den tatsächlichen Verschuldungsgrad kaschiert. Wie lange die US – Finanz- und Wirtschaftskrise währt, ist davon abhängig, in welchem Umfang durchgreifende politische Maßnahmen ergriffen werden. Da die USA ihre währungspolitischen Probleme nicht meistern können, wird aufgrund der bereits gemachten Fehler der Abschwungprozess wesentlich länger dauern. Gut funktionierende Volkswirtschaften benötigen ein Gleichgewicht zwischen Markt und Staat mit nutzmehrenden Beiträgen zum Erhalt es Wohlstands der Bevölkerung. In der Politik ist es leicht festzustellen, ob ein Gesetz oder Maßnahme ein Erfolg oder ein krasser Fehlschlag war. Darüberhinaus ist es sehr einfach herauszufinden, wem man unzweifelhaft ein Verdienst oder ein Fehlverhalten anrechnen kann. Die lotterhaften Deregulierungsmaßnahmen sowie die begleitenden Fehlentwicklungen in unserer Heimat werden das aufkeimende Wachstum recht bald ersticken, denn nachhaltige Wachstumsraten können nicht auf Schuldenbergen gedeihen. Dass jahrelang diverse Sonderinteressen Banken, Industrie und Versicherungskonzerne maßgeblich prägten, liegt ohne Zweifel auf der Hand. Die Rolle der Politik hingegen ist vielschichtiger und die Liste derjenigen, die mitverantwortlich für die gesellschaftliche Situation in unserer Heimat sind, wächst täglich an. Die gegenwärtige US – Finanz- und Wirtschaftskrise hat alle grundlegenden Mängel im kapitalistischen System offenbart. Es geht also nicht nur um das Fehlverhalten einzelner Akteure, sondern darum, die Probleme nachhaltig zu beseitigen und politische Maßnahmen zu verbessern.