DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
Redaktionsteam
Leitung:
Udo Johann Piasetzky ⋅ Andreas Kallen ⋅ Hans – Josef Leiting
Düsseldorf, den 19. September 2008
Reziprok der deutschen Ökonomie?
Nach nunmehr 20 Jahren eines strammen
Thatcherismus
steht die britische Volkswirtschaft vor dem Ende der Heißluftträume. Das Kernproblem der britischen Politiker ist ihre Mutlosigkeit, sich den Herausforderungen der aufsteigenden Länder im asiatischen Umland zu stellen, weil sie sich den Anforderungen nicht gewachsen fühlen.
Die britischen Bürger werden mit jedem Tag unzufriedener, weil England etwas ganz Wichtiges verloren hat:
Gesellschaftlichen Zusammenhalt
und eine
wachstumsorientierte Wirtschaft.
Der Abschwung der Weltwirtschaft erwischt zudem die orientierungslosen britischen Politiker auf dem falschen Fuß.
Es herrscht mal wieder blanke Panik in Westminster, denn die drohende Rezession versetzt London in eine Art Untergangsstimmung. Das herumorakeln des Schatzkanzlers
Alistair Darling,
der die wirtschaftliche Lage so dramatisch wie vor 60 Jahren sieht, hatte natürlich zur Folge, dass die sensiblen Börsen – Junkies erneut die Nerven verloren haben.
Misstrauen prägten die Märkte und das Pfund Sterling fiel wieder einmal auf ein Rekordtief zum Euro.
Das hätte nicht sein müssen, denn England hatte mehr als 15 Jahre lang Zeit, sich auf schlechtere Zeiten vorzubereiten. Denn so lange dauerte das Heißluftblasen am so genannten Finanzmarkt, das auch bedingt durch die US – Finanzkrise in diesem Jahr enden wird.
Das Hauptproblem der britischen Wirtschaft liegt in der Kluft zwischen Großindustrie, Mittelstand und Finanzinstituten. Englische Finanzdienstleister waren im neoliberal geprägten
Thatcherismus
die uneingeschränkten Stars des Systems.
Diesen Stars ging es trotz so mancher kleinerer Finanzkrise bis heute glänzend. Man verbrannte „lustig” das über Fondssysteme eingesammelte Geld der europäischen Bürger und lebte quasi wie die Made im Speck.
Die britische Industrie meldete derweil ihren stetigen Niedergang an.
Selbst Traditionsunternehmen, wie zum Beispiel der Autobauer Jaguar, wanderten von einem Besitzer zum anderen. Erst der US – Subprimesturm erschütterte Londoner
Finanz – Junkies, die bis dahin als potente Investoren auftraten.
Nun muss Schatzkanzler Darling die Briten auf Schlimmeres vorbereiten, denn seine Äußerungen sind nicht nur der Ausdruck blanker Panik in der Labour – Partei, sondern die Erkenntnis, dass der
Thatcherismus im Stil der Chicagoer Schule
gescheitert ist.
Die Öl- und Gasförderung in der Nordsee schrumpft erheblich, so dass hohe Energie- und Rohstoffkosten verhindern, dass die Exportindustrie vom schwachen Pfund profitieren kann. Verschärfend kommt hinzu, dass der Immobilienmarkt in einem sehr tiefen Loch steckt und ähnlich wie in den USA sinkende Hauspreise nach sich zieht. Der Finanzsektor und unternehmensnahe Dienstleistungsunternehmen spüren die Auswirkungen der US – Finanzkrise täglich deutlicher.
In England stottern derzeit alle Wachstumsmotoren zugleich und lassen auch den privaten Konsum in den Keller rutschen. Dem Schatzkanzler brechen die erhofften Steuereinnahmen weg, so dass auch die britische Regierung mit leeren Händen dasteht.
Viel zu lange haben britische Politiker die internationale Finanzkrise zur alleinigen Ursache eines möglichen Abschwungs erklärt und „klein” geredet. Sie hofften darauf, dass die britische Wirtschaft diese internationalen „Störungen” schnell verdauen könnte. Dieser Selbstbetrug machte blind, denn es gibt reichlich Argumente, die dafür sprechen, dass die Talsohle in Großbritannien länger und tiefer anhalten wird, als so mancher Politiker hofft.
Jahrelang übersah die britische Regierung, dass die vermeintlich positiven
Thatcher – Reformen im Stil der Chicagoer Schule
Großbritanniens Wettbewerbsfähigkeit zunehmend von Monat zu Monat schwächten.
Hinzu kam, dass die Labour – Regierung mit notwendigen Verschärfungen im Steuer- und Finanzrecht internationale Investoren vergraulte. Für das Londoner Finanz- und Dienstleistungszentrum, das schwerpunktmäßig von täglich „frischem” Geld abhängig ist, bedeutete dieses Handeln der Regierung das „AUS”.
Die Abwanderung der geldabhängigen britischen
Finanz – Junkies
nach Irland und zu anderen Steuerparadiesen ließ nicht lange auf sich warten und wird im Jahr 2009 zum Exodus werden können. In dieser Notsituation melden sich eilfertig auch wieder die Stimmen zu Wort, die der Labour – Regierung die untaugliche keynesianische Kompensationspolitik empfehlen.
Nur welchen Wirtschaftmarkt
sollen und wollen die britischen Politiker abschotten?
Energierohstoffe wie Erdöl, Erdgas, Braunkohle, Steinkohle und Uran wirken direkt über ihre Verfügbarkeit und Preisentwicklung in hohem Maße auf den volkswirtschaftlichen Strukturwandel ein.
Durch den jahrelang gepflegten
Thatcherismus im Stil der Chicagoer Schule
wurde die britische Industrielandschaft auf ein Minimum reduziert und wird auf mehrere Jahre hinaus kaum noch sichere Arbeitsplätze schaffen können.
Eine sichere Stromversorgung scheint sich zusätzlich schleichend zur Problemzone zu entwickeln. Nicht nur deshalb entwickelt sich die „Insel” zum Standortrisiko für Industrieansiedlungen, denn nach dem populären Thema der weltweiten Rohölversorgung rückt die Frage nach der ständigen Verfügbarkeit von Metallen und mineralischen Rohstoffen in den Vordergrund.
Eine sichere Versorgung mit metallischen und energetischen Rohstoffen ist aber bekannter Maßen für die
Wohlstandsperspektiven und Beschäftigungschancen
jeder Volkswirtschaft unabdingbar.
Als unverändert bedeutsamer Industriestandort in Europa kann sich Deutschland hier nicht die geringsten Unachtsamkeiten leisten. Der neoliberale Hinweis einiger Berliner Politiker, dass dem Verlust der Industrie gleichzeitig die Expansion der so genannten Dienstleister gegenüberstehe, verdreht völlig die wirtschaftlichen Zusammenhänge.
Eine starke deutsche Industrielandschaft mit innovativen, kreativen, loyalen und leistungsbereiten
Mittelständlern
kann gänzlich auf ausländische Investoren, die ausschließlich die Sahne abschöpfen möchten, verzichten. Einkommensstarke Dienstleistungen sind nur aus starken industriellen Kernen heraus tragfähig.
Noch belegt die deutsche Wirtschaftsstruktur dies beeindruckend.
Das erfordert aber eine verlässliche Sozial- und Wirtschaftspolitik, die die eigenen Unternehmen schützt und sie nicht geldgierigen „Heuschrecken” auf dem Silbertablett serviert.
Es geht im Kern darum, wie man in der modernen Wachstumstheorie durch eine angebotsorientierte Strategie die Unternehmen so flexibel wie möglich agieren lässt und durch eine funktionierende Infrastruktur unterstützt. Nicht zuletzt schafft nur die glaubwürdige Verpflichtung zum Freihandel auf Dauer sichere Arbeitsplätze auch ohne dubioses Fondskapital.
Also eine Sozial- und Wirtschaftspolitik, die das genau Gegenteil vom
Thatcherismus im Stil der Chicagoer Schule
ist.
Dazu müssen überkommene ideologisch geprägte Meinungsbilder und untaugliche Ritualformeln über Bord geworfen werden, damit ein angemessener Weg zur Besserung, anders als in England geschehen, in Deutschland nicht verfehlt wird.
Quasi ein nutzbringender
Reziprok der deutschen Ökonomie.
Moderne Sozial- und Wirtschaftspolitik,
wie vom DRSB e.V. entwickelt,
wird dadurch zum Hauptfaktor des Wohlstands für die Deutschen.
DRSB
Wir kämpfen seit 20 Jahren mit der Stimme der Demokratie
für
einen modernen Sozialstaat,
sichere, langfristige Arbeitsplätze,
sinnvolle, gerechte und lernfähige Rentensysteme,
sichere, gerechte und leistungsfähige Sozialsysteme,
und für
korruptionsfreie Demokratie in Deutschland und der EU.