DRSB
Deutscher Rentenschutzbund e.V.
Redaktionsteam
Leitung:
Udo Johann Piasetzky ⋅ Andreas Kallen ⋅ Hans – Josef Leiting
Düsseldorf, den 23. Februar 2009
Gezockt und verloren
Die wahren Opfer der deutschen Versicherungskonzerne
Der Ruf der deutschen Lebensversicherungskonzerne als Hort für eine sichere Geldanlage ist schon seit mindestens sieben Jahren nachhaltig ruiniert.
Immer mehr so genannte
„Lebensversicherer”
stehen vor dem Feuer – Tor der Zwangsverwaltung.
Könnte die
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
über genügend Personal verfügen und hätte bedingt dadurch sofort bessere Überprüfungsmöglichkeiten, dann wäre nicht mehr auszuschließen, dass die Lichter bei so manchen Wackelkandidaten urplötzlich ausgehen würden.
Fehlende Strategien für sichere Kapitalanlagen, fehlende Strategien für leistungsfähige Produkte und fehlende Strategien für den systematischen Aufbau von Qualitätsvertrieben haben ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Die Vernetzung von Lebensversicherungen und Rentenmodellen mit Fondsanlagen werden ab 2009 noch größere Löcher in die Bilanzen reißen als bisher.
Die einseitige Verlagerung der Vertriebsaktivitäten auf Strukturvertriebe sowie auf Maklerpools saugen immer noch höchste Provisionen ab und verschlechtern dadurch die Leistungsfähigkeit der Versicherungskonzerne von Tag zu Tag.
Lediglich einige wenige Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit die ihre Kapitalanlagen frühzeitig auf Kurs brachten, können noch für kurze Zeit eine stabile Marktteilnahme gewährleisten.
Das bedeutet, dass für die meisten deutschen Bürger ein böses Erwachen vor der Tür stehen wird, wenn es um die zu erwartenden Renditen für ihre Lebensversicherungen und Rentenverträge geht.
Hier sind radikale Beschneidungen demnächst die Regel.
Die bei dem Abschluss einer Lebens- oder Rentenversicherung oft vollmundig zugesagten garantierten Leistungen und prognostizierten Ablaufleistungen mit Überschüssen werden bereits seit Jahren nicht mehr erreicht.
Denn diese so genannten
Ablaufleistungen
werden meist nach den Werten der Vergangenheit gerechnet. Ergeben sich während der Laufzeit Umstände, welche die Überschüsse beeinflussen, liegen die Beispielrechnungen meistens erheblich zu hoch.
Der DRSB e.V. hat den Lebensversicherungsmarkt analysiert und dabei die Rendite von Lebensversicherungen mit Laufzeiten von 12, 20 und 30 Jahren untersucht.
Im Schnitt konnten die Lebensversicherer noch vor zehn Jahren Renditen zwischen
4,61% und 6,48%
ausbezahlen.
Dies war ganz sicherlich eine ansehnliche Kapital – Rendite, die sich auch gegenüber anderen Anlagen, wie zum Beispiel Aktien oder Fondssystemen, sehen lassen konnte.
Die dramatische heutige Verschlechterung hat mit den Börsencrashs von 2001 und 2008 zu tun, denn die langfristig sinkenden Renditen lassen Verzinsungen der meist monatlich eingezahlten Beiträge über
2,25%
kaum noch zu.
Für einige Versicherungsgesellschaften besteht bereits das gigantische Problem, dass man selbst
1,75%
nur noch mit großen Finanz – Schmerzen ausweisen könnte.
Dass den Lebensversicherern diese aktuelle Ausgangslage nicht so sehr gefällt, liegt auf der Hand, denn mit den ehemaligen hohen Renditen konnte man die deutschen Bürger wie mit süßem Honig anlocken.
Das Desaster von Fondssparplänen und sonstigen dubiosen Fondsprodukten erweist sich nun als zu hohes Risiko.
Jeder Bürger, der schon mal eine Lebensversicherung oder einen Rentenvertrag abgeschlossen hat, kennt die blumigen Beispielrechnungen, was bei Ablauf der Versicherung herauskommen soll.
Leider sind diese Überschussbeteiligungen nicht garantiert, sondern nur dann möglich, wenn extrem hohe Kapitalrenditen erzielt werden können.
Und genau da wurden teilweise die Prognosen
mit der Überschussbeteiligung weit überzogen und verfehlt.
Die US – Finanzkrise und das Unvermögen der oftmals untauglichen Manager bringt erneut die Lebensversicherungsbranche in prekäre aktuelle Finanznöte.
Viele versuchen verzweifelt die
„Rolle rückwärts”,
doch auch diese Zirkusnummer kann nur misslingen.
Eine seriöse Betrachtung der Situation lässt deshalb den Schluss zu, dass wir nicht nur in Deutschland den einen oder anderen Konkurs erleben werden.
Selbst der Marktführer, die Allianz, gab im Jahr 2001
24 Milliarden Euro
Kundengelder für den Kauf der Dresdner Bank aus.
Doch auch dieser Fiebertraum vom marktbeherrschenden
Allfinanzkonzern
erfüllte sich nie und musste 2008, still und leise, begraben werden.
Die riesigen Fehler der Manager wurden zwar korrigiert, aber hauptsächlich zu Lasten der Bürger in der Versichertengemeinde, die gutgläubig dem Versicherungskonzern ihr sauer verdientes Geld anvertrauten.
Die hochtrabenden Pläne der
Vorstandsmitglieder der Allianz,
vom Sparbuch über die Aktienanlage bis hin zur Autoversicherung alles aus einer Hand anzubieten, gehören somit der Vergangenheit an.
Schon macht aber erneut die Ankündigung von der Neuordnung der deutschen Finanzmärkte die Rede.
Diesmal aber werden, meist von Ex – Mekkies, die großen und hochtrabenden Worte vermieden, weil sich die Allianz von der Dresdner Bank mit riesigem Verlust wieder trennen musste.
Die Zeiten haben sich geändert,
doch der Münchner Versicherungskonzern und die verantwortlichen Manager wollen diese Trennung aber keineswegs als Korrektur ihrer Fehlentscheidungen verstanden wissen.
Man verharrt, eigentlich wie immer, im Irrtum.
Ganz offensichtlich eine unheilbare Managerkrankheit, die besonders Ex – Mekkies heimzusuchen scheint.
Aussitzen und Gras über die Sache wachsen lassen, ist vermutlich die untaugliche Devise.
Die Allianz setzt nach dem Verkauf der Dresdner an die Commerzbank noch stärker auf den kombinierten Verkauf von Bank- und Versicherungsprodukten.
Man beabsichtigt künftig doppelt so viele Versicherungsverträge über den Bankschalter der fusionierten Bankhäuser zu verkaufen.
Wie sagt der Ansager im chinesischen Staatszirkus vor jeder neuen Nummer:
„Möge die Übung gelingen!”
Offenbar träumt man davon, dass zusammenwachsen soll, was schon in der vorherigen Zusammensetzung nicht zusammenpasste.
Es steht für neutrale Beobachter fest:
„Die Sache ging völlig schief
und Milliarden Euro Kundengelder wurden sinnlos verbrannt”.
Die Unternehmenskulturen von Versicherungsgesellschaften und Banken sind zu verschieden und verdeutlichen, dass der Weg zurück zum Kerngeschäft lange überfällig war.
Man hat einfach einmal mit den Kundengeldern
gezockt und verloren.
So einfach scheint es sich für die verantwortlichen Vorstandsmitglieder darzustellen.
Die wahren Opfer der deutschen Versicherungskonzerne
sind aber die Kunden, die ihre Hoffnungen auf einen schönen und ruhigen Lebensabend begraben müssen, denn die verantwortlichen Vorstandsmitglieder von den Versicherungskonzernen, die deren Geld hemmungslos verzockten, werden wohl kaum im Alter diesen geprellten Bürgern eine Rente aus der eigenen Tasche zahlen wollen.
Oder müssen sie das bald schon etwa doch?
Rein moralisch bewertet müssten die Verantwortlichen solche Zahlungen bereits heute erbringen.
DRSB
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